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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alkestis Sabbas
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Wänden entlang, als würden sie verfolgt
werden. Und wenn ihnen einer von uns entgegenkommt, hechten sie hinters nächste
Auto und halten ihre Armbanduhr hoch“, erzählt Katja. „Wir haben sogar schon
die Putzfrau bestochen, aber bisher hat sie noch nichts Spannendes erzählen
können. Nur, dass die Typen jedes Stück Papier in so wunzig kleine Stückerln
zerpflücken, dass man nicht mal mehr erkennen kann, ob da Buchstaben oder
Zahlen drauf gewesen sind.“
    Katjas Kollegen fühlen sich manchmal bemüßigt,
möglichst niederträchtige Deutungen für AFFE zu finden: „Abteilung für fehlende
Entelligenz“ - „Alte führen faule Ersche“ oder „Artig folgen Flaschen Eseln“.
Doch selbst die größte dichterische Freiheit kann nicht ausdrücken, was
ohnedies alle denken: AFFE spricht für sich selbst. Offiziell ist die
Sondereinheit für Gedeih und Verderb des Staates Österreich verantwortlich.
Droht Böses von außen oder innen, werden die AFFE-Jungs gerufen.
    Manchmal kommen
sie auch von selbst. Dann patrouillieren sie in Zweiergruppen durch die Stadt,
stets adrett in ihren mausgrauen Overalls. Ausgerüstet sind sie jedoch nur mit
einer Handfeuerwaffe und kurioserweise mit einem Brecheisen. Besonders
intelligent dürften sie nicht sein, aber dafür ausgesprochen freundlich, denn
sie zeigen sehr vielen Menschen, wie spät es ist. Nach welchem Prinzip sie ihre
Auswahl treffen, ist nicht erkennbar. Vor Kurzem erst haben sie Bernd ungefragt
ihre Uhr unter die Nase gehalten. Und sind dann wortlos und sichtlich zufrieden
von dannen gezogen.
    „Und die kontrollieren auch all die Kameras?“ Anna
hat Feuer gefangen und erweitert in Gedanken ihr Buch bereits um das Kapitel
„Wenn du glaubst, man sieht dich nicht …“.
    „Ich denke, ja. Aber ich verstehe es nicht. Es
stecken zwar an jeder Hauswand und in jedem Vogelhäusl Überwachungskameras,
aber wozu die gut sein sollen, kann ich dir echt nicht sagen. Hier passiert so
erschreckend wenig, dass ich manchmal die Befürchtung hab, arbeitslos zu
werden. Wenn es nicht Leute wie den Bernd gäbe, die sich freundlicherweise hin
und wieder zu sehr mit der Natur verbunden fühlen, könnten wir echt zusperren.
Der Österreicher an sich rebelliert doch nur, wenn ihm der Grüne Veltliner
ausgeht. Und die Touristen, die sich einen Urlaub hier leisten können, werden
wohl kaum kommen, um bei der Gelegenheit bissl Terrorist zu spielen.“
    So hat Anna es
noch nie betrachtet. Solange sie sich erinnern kann, hat es immer und überall
im öffentlichen Raum diese leise surrenden Boxen gegeben. Sie gehören zum
vertrauten Straßenbild, genauso wie die allgegenwärtigen Tauben oder die stets
mit einem charmanten Damenspitzerl gesegneten Fiakerfahrer. Österreich ist
eines der reichsten und mächtigsten Länder der Welt und trotzdem – oder
vielleicht gerade deshalb – hat es noch niemand gewagt, vorsätzlich und in
zutiefst böser Absicht gegen den Staat vorzugehen. Selig die Österreicher, denn
ihrer ist das Paradies.
    „Die Katja ist super! Wir sollten Jo und sie mal
zusammenbringen! Wenn er mit seinen Verschwörungstheorien anfängt und sie dann
von diesen AFFE-Typen und so erzählt … Ist sicher lustig, zuzusehen – mit
Sicherheitsabstand.“ Schmunzelnd lehnt Anna an der Wand des Aufzugs. Bernd
nutzt die kurze Fahrt für ein Nickerchen mit offenen Augen und reagiert nicht.
Fünf Stunden in Gesellschaft zweier wortgewaltiger Frauen haben sein geistiges
Fassungsvermögen überschritten. Die körperliche Toleranzgrenze ist vom letzten
Bier unterspült worden. Ein Glück, dass Sophie ihr Verhalten um den Faktor
„diskret Rücksicht nehmen“ erweitert hat, seit Anna und Bernd ein Paar sind.
Einen mütterlichen Überfall hätten beide nicht mehr durchgehalten. Anna ist
zwar nicht sonderlich betrunken, der lange Tag fordert dennoch seinen Tribut.
    Sie kann Bernd gerade noch davon
überzeugen, dass es höchst unmanierlich ist, in Hemd, Hose und Schuhen schlafen
zu gehen. „Zähne putzen wird überbewertet“, murmelt er, als er aufs Bett kippt
und gleich darauf mit einem seligen Grunzen einschläft.  
    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Betreff: scheeiiiseeee!!!
    Gesendet 28.06.2012 - 03:47
    servus, mädl!
    böse menschen planen böse dinge, sag ich dir! hab da was gefunden.
aber das muss ich dir persönlich erzählen. die wände haben ohren und dein
rechner sicher auch. (schaff dir endlich mal einen ordentlichen schutz an;
jeder dodel kann deine e-post

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