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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alkestis Sabbas
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nie genug kriegen
kannst. Und wir wissen auch, dass du deinem eigenen Wahnsinn immer um eine
Nasenlänge voraus bist.“ Erschrocken blickt sich Johann um. Niemand sieht ihn
mit strengem Blick an und er wird auch nicht brutal Richtung Ausgang gezerrt.
Gut. Er hat seine Gedanken also nicht laut ausgesprochen.
    „Und deshalb ist es unser erklärtes Ziel, innerhalb
der kommenden acht Monate zuerst unsere Nachbarländer und in weiterer Folge
ganz Europa zu infiltrieren. In den nächsten zehn Jahren sollen schrittweise
die übrigen Erdteile folgen. Natürlich muss all das unter strengster
Geheimhaltung stattfinden. Wir sind bereits dabei, entsprechende Vorkehrungen
zu treffen. Aber stellen Sie sich nur vor, wozu wir imstande sind, wenn uns die
Ressourcen eines ganzen Kontinents und in weiterer Folge der ganzen Welt zur
Verfügung stehen! Grenzenloser Reichtum, unermessliche Macht – in unserem Reich
soll die Sonne niemals untergehen!“
    Jetzt hat Janus Johanns volle Aufmerksamkeit.
Fassungslos folgt er den Ausführungen, die wie Kanonenschüsse durch den Saal
dröhnen. „Wie will Romero das anstellen?“, überlegt er. „Es ist eine Sache, ein
relativ kleines Land mit medialer Gehirnwäsche und einem gerüttelt Maß an
Drogen gefügig zu machen und mittels lückenloser Kontrolle durch den
Primatentrupp im Griff zu haben. Aber es ist etwas ganz anderes, gleich mehrere
Nationen oder gar die gesamte Menschheit an der Nase herumzuführen. Das ist
ihnen schon in Österreich nicht immer ganz gelungen. Und dann erst die zu
erwartenden finanziellen Belastungen. Allein die Personalkosten werden
exorbitant in die Höhe schießen. Schließlich braucht man neben den
Überwachungsorganen und Wartungstrupps vor allem Leute wie mich. Die die
saubere Drecksarbeit machen. Die das Werk am Laufen halten. Die Hand und Herz
des Unternehmens sind. Die hin und wieder eine Leiche verschwinden lassen. Wir
Sekundanten sind in die Sache hineingewachsen – die österreichische Geschichte
hat uns zu dem gemacht, was wir sind. Aber wie erklärt man das Prinzip hinter Felix
Austriacus einem Außenseiter? Und die Logistik? Freiwillige müssen
rekrutiert und getestet, die Substanz zigfach öfter hergestellt, verteilt und
vor allem individuell abgestimmt werden. Wer soll denn das alles koordinieren?“
Johann bemüht sich, das Zucken in seinem Nacken zu unterdrücken. Es kommt nicht
besonders gut an, wenn einer der Zuhörer zu tanzen beginnt, während der Chef
eine Ansprache hält.
    „Stellen Sie sich nur vor, was für Abenteuer auf jene
warten, die als Pioniere die ersten Schritte unternehmen werden!“ Janus´ Stimme
überschlägt sich beinahe, als er von den Kulturen spricht, die es
kennenzulernen und zu erobern gilt.
    „Na, die werden sie sicher mit offenen Armen
empfangen, deine Pioniere“, murmelt Johann. „Und überhaupt: Wenn es kulturelle
Unterschiede zwischen den Ländern gibt, dann existieren vielleicht auch
genetische. Die AOs im Ausland könnten anders funktionieren als die heimischen.
Was, wenn es zu einer unkontrollierbaren Mutation kommt und sie über das Land
herfallen wie ein Heuschreckenschwarm? Gut, der Zustand ist nicht übertragbar
und daher nicht unmittelbar nachteilig. Aber abgesehen von den negativen
Auswirkungen auf die internationalen Beziehungen hätte so ein Vorfall einen
eklatanten Bevölkerungsrückgang zur Folge. Weniger Menschen bedeutet weniger
Kaufkraft. Weniger Kaufkraft bedeutet weniger Gewinn. Weniger Gewinn bedeutet
viele Unannehmlichkeiten. Zumindest das Problem mit dem Welthunger wäre dann
gelöst. Für die einen allerdings nicht so befriedigend wie für die anderen.“
Johann gibt den Kampf mit seinem Nacken auf. Soll ihn Janus ruhig für unhöflich
halten. Er ist ja selbst nicht gerade ein leuchtendes Vorbild für respektvollen
Umgang mit den Mitmenschen.
    „Zusammenfassend bedeutet das, dass wir spätestens
Mitte der 2020er in allen Staaten der Welt Außerordentliche haben, die die
Produktivität des jeweiligen Landes zu unseren Gunsten um 30 Prozent steigern
und Österreich damit endgültig die Vormachtstellung sichern. Die vergangenen 60
Jahre waren nur das Aufwärmen. Jetzt ist die Zeit gekommen, um durchzustarten.
Lange Zeit hat man uns verlacht, erniedrigt und gering geschätzt. Aber bald
wird unsere Heimat mächtiger sein, als sie jemals gewesen ist. Das Imperium
schlägt zurück!“
    Das hartnäckige Schweigen der Lautsprecher macht deutlich, dass
Janus den tosenden Applaus nicht mehr

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