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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alkestis Sabbas
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Ehe Sie
sich nun den karibischen Genüssen hingeben, schicken Sie bitte Ihren AO in den
Innenhof. Wir setzen für diese Zeit die Steuerung außer Kraft, sodass sie die gute
Wiener Küche in vollen Zügen genießen können.“
    Johann stupst Friedrich freundschaftlich an und
schiebt ihn mit einem aufmunternden Nicken Richtung Hintertür. Es ist gar nicht
so leicht, Gross nicht aus den Augen zu verlieren. Alle Anwesenden drängen gleichzeitig
zu der Tür, die ins Zentrum des Gebäudes führt. Hin zum überdachten Innenhof,
wo das Abendessen auf die Außerordentlichen wartet. Ein Mahl, das saftiger
nicht sein könnte. Obwohl er es schon oft erlebt hat, duckt sich Johann
unwillkürlich und starrt auf den Boden, als er die verängstigten Schreie und
das Scheppern der Gitterzäune hört. Gemeinsam mit den übrigen Sekundanten
bleibt er im breiten Gang stehen, während die AOs durch das große Tor ins Freie
stampfen. Ein Beamter der AFFE steht im Durchgang und betätigt einen Schalter,
als die Horde an ihm vorüberzieht. Für einen kurzen Augenblick erfüllt ein
dumpfes Brummen den Gang. Jetzt geht es also los: Der elektrische Impuls hat
alle Sicherungen außer Kraft gesetzt. Die Außerordentlichen können sich
austoben.
    Für
Uneingeweihte muss es ein furchterregender Anblick sein: Mehr als hundert
Männer und Frauen in edlen Anzügen und Kostümen drängen mit Wahnsinn im Blick
nach draußen, während aus ihren Kehlen ein dunkles Grollen ertönt. Johann
erhascht einen Blick in den Innenhof. Durch das gläserne Dach und zahlreiche
Pflanzen entlang der Mauern wirkt er wie ein überdimensionaler Wintergarten.
Das Konzept verliert allerdings durch den Gitterkäfig, der beinahe die ganze
Fläche des Hofes einnimmt, und seinen Inhalt gewaltig an Charme.
    Wie immer hat Janus auch für dieses Treffen weder
Kosten noch Mühen gescheut. Es müssen mehr als fünfzig sein. Und wie
angekündigt kein Importfleisch aus Japan, Italien oder Amerika, sondern
ausnahmslos heimische Schmankerl.
    Sie wirken verwirrt und nervös. Verständlich.
Freiwillig ist keiner hier. Entführung mit anschließendem Freiluftkerker
berechtigt zu angemessenem Kummer. Beim Anblick der AOs verfallen sie endgültig
in Panik. Einige murmeln Gebete. Andere schlagen ihre Hände vors Gesicht und
schreien aus Leibeskräften. Ein junges Pärchen nutzt die augenscheinlich letzte
Chance für sein erstes Mal. Einzig eine junge Frau ordnet energisch ihre
Frisur, während sie mit strenger Miene auf einen Kerl einredet, der sich
panisch an ihren Brüsten festhält.
    Die meisten aber rennen wie irre durcheinander und
suchen nach einem Versteck oder einer Möglichkeit zur Flucht. Nicht so einfach
auf einem vollkommen ebenen, seitlich und nach oben begrenzten Areal. Wie
Kaninchen schlagen die Eingeschlossenen Haken oder laufen in ihrer Verzweiflung
einfach über kurze Strecken Amok.
    Johann hat den
Ausdruck schon oft im Internet gelesen. Und jedes Mal, wenn er es sieht,
versteht er besser, was „Fast Food“ bedeutet.
     

7. Juli 2012.
Selber Tag. Anderer Ort. Schon wieder.
    Der Motor des verbeulten VW Käfers heult auf, als
Bernd aufs Gas steigt. Ist im Stadtgebiet nicht so populär, im Augenblick aber
notwendig. Wenn Katja und Jo wirklich in Gefahr sind, darf keine Sekunde
vergeudet werden. Zumal sie wegen Max und seinen Unpässlichkeiten sowieso schon
zu viel Zeit verloren haben.
    Bernd ist grundsätzlich kein Freund der
flächendeckenden Panik. Aber Anna ist beim letzten verfügbaren Fingernagel
angelangt. Und ihr Blick ist derart gehetzt, dass zumindest ein Nervenzusammenbruch
zu befürchten ist, sollte ihrem Willen nicht Folge geleistet werden.
    Max hat sein
Übriges dazu beigetragen. Nachdem die beiden ihm von Jos Anruf erzählt haben,
ist er kreidebleich geworden und hat gerufen: „Ich hätte es ahnen müssen.
Irgendwann holen sie die Unseren!“ Dann hat er erklärt, dass die Kannibalen nun
endgültig die heimische Küche für sich entdeckt hätten und dass der Maître
unter allen Umständen aufzuhalten sei. Man müsse ja schließlich nicht alles
fressen, was man vorgesetzt bekommt – österreichische Gastlichkeit hin oder
her. „Meine Grethe hat damals auch so angefangen. Erst hat sie den Postboten
vernascht. Und auf den Nachbarsbuben hat sie dann auch noch ein Aug geworfen.
Zur Läuterung hab ich ihr eine ordentliche Kopfnuss verpasst. Mit dem
Vorschlaghammer.“ Ehe Anna oder Bernd auf diese Ansage haben reagieren können,
ist Max mit einem Stöhnen vom Sofa

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