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Totsein verjaehrt nicht

Titel: Totsein verjaehrt nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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flüsterte ihm die Antwort ins Ohr.
    Damit war das Gespräch beendet. Ohne Fischer noch einmal anzusehen, schloss sie die Tür und drehte den Schlüssel zweimal um.
    Fischer trat auf die Auflegerstraße hinaus, zog die Gartentür hinter sich zu und spürte noch immer Luisas Lippen an seinem Ohr.
    Ja, hatte sie geflüstert, und ein weiteres Mal: Ja. Und dann, schon in der Bewegung weg von ihm: Dafür bitt ich den lieben Gott um Verzeihung.

19
»Ein Scheißtag, von der Früh bis in die Nacht«
    Niemand hatte nachgefragt. Warum nicht?
    Fischer ging durchs Viertel, er ging immer weiter, manchmal dieselbe Straße auf und ab, auf beiden Seiten, er ging mit mächtigen Schritten und nach vorn gebeugtem Körper gegen den wütenden Wind an.
    Monatelang hatten die Mitglieder der Sonderkommission1 Nachbarn, Bekannte und Schulfreunde von Scarlett Peters befragt. Er selbst hatte viermal mit Jockel Krumbholz gesprochen, ohne auf einen konkreten Hinweis, geschweige denn auf eine Spur zu stoßen. Nichts deutete auf eine Verbindung zwischen dem jungen Mann und dem Verschwinden des Mädchens hin.
    Nichts, sagte Fischer in der Adam-Berg-Straße, nichts, nichts.
    Die Aussagen von Luisa Krumbholz umfassten eine Seite, die von Eberhard Krumbholz drei Seiten. Ihn hatten die Ermittler mehrmals aufgesucht und einmal ins Dezernat bestellt, weil sein Sohn sich in Widersprüche bei seinen Zeitangaben verstrickt hatte. Doch letztlich tauchten keine Indizien für einen begründeten Verdacht auf.
    Keine Beweise, sagte Fischer in der Ballaufstraße, keine Beweise.
    Im Neuperlacher Ostpark, der nicht weit von der Lukasstraße entfernt lag, fanden Suchaktionen statt, außerdem punktuelle Nachforschungen auf dem Neuen Südfriedhof, im Perlacher Forst und an anderen Plätzen der näheren Umgebung, die als Verstecke dienten konnten.
    Jockel hat kein Täterwissen offenbart, sagte Fischer in der Segenstraße und blieb an der Ecke zur Lukasstraße stehen und sagte laut: »Bei einem offensichtlichen Mordfall, bei dem eine Leiche an einem bestimmten Ort aufgefunden wird, hätte eine Anmerkung in einem Vernehmungsprotokoll den Verdächtigen zumindest vorübergehend entlastet.« Niemand hörte ihm zu. »Aber im Fall Scarlett Peters gab es keinen Tatort, keine Leiche, keinen nachvollziehbaren Tathergang.«
    Wie also wollte er zu diesem Zeitpunkt beweisen, dass Jockel kein Täterwissen besaß?
    Er hatte keins.
    Wer beweist das?
    Zum vierten Mal ging Fischer die Lukasstraße bis zur Auflegerstraße und wieder zurück bis zur Berger-Kreuz-Straße.
    Nicht einmal nach der siebenundzwanzig Stunden andauernden Vernehmung durch Micha Schell in der Sonderkommission 2, in der Jockel die Tat gestanden hatte, konnte der Ablauf hundertprozentig rekonstruiert werden. Die Widersprüche blieben bestehen. Was mit der Leiche geschehen war, wusste niemand. Eberhard Krumbholz leugnete, die Tote in seinem Auto weggeschafft zu haben, und verweigerte ansonsten die Aussage, wozu er als Vater des Hauptverdächtigen das Recht hatte.
    Jockel, sagte Fischer zu den Häusern, war die Spur Nummer eins, doch es hat nie ein echter Verdacht gegen ihn bestanden.
    Der behinderte junge Mann galt als Spur Nummer eins, weil er zugegeben hatte, dass Scarlett ihn am 8. April besucht hatte. Sie hätten Kuchen gegessen und Playstation gespielt. Dann sei Scarlett nach Hause gegangen. Wann das gewesen sein sollte? Jockel sagte, gegen halb drei. Dann sagte er, um halb vier. Dann: um halb fünf. Dann: Um dreiviertel vier.
    Fischer ging mitten auf der Straße.
    Nicht einmal Micha Schell wagte sich auf eine konkrete Zeit festzulegen. Dennoch wertete er die Widersprüche als Täuschungsmanöver. Für ihn war Jockels Verhalten hochgradig verdächtig. Es diente, schrieb er ins Protokoll, zur Ablenkung vom Sachverhalt und werde vom Verdächtigen geschickt eingesetzt, um die Ermittler glauben zu lassen, er sei wegen seiner Krankheit unzurechnungsfähig. Seiner Einschätzung nach, notierte Schell, sei Jonathan Krumbholz trotz seiner krankheitsbedingten kindhaften Art bei wachem Verstand und wisse sehr wohl, was er sage und was er verschweige.
    Was denn?, sagte Fischer zu einem blauen Lieferwagen, dessen Fahrer ihn angehupt hatte. Mit trägen Schritten war Fischer ausgewichen, ohne die Straße zu verlassen.
    War das, was Jockel aussagte, Täterwissen?
    Für einen Moment blieb Fischer stehen, holte Luft, horchte seinen Gedanken nach. Dann ging er weiter, auf der Hauptstraße mit den Bushaltestellen in nördlicher

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