Touch of Pain
vergeblich und würde nur die Master heranlocken, die ihren Ungehorsam zu nutzen wüssten.
Carolina starrte auf die Tür, machte einen zitternden Atemzug. Selbst falls sie unverschlossen war, die Tür mit dem Zugangscode war unüberwindbar. Außerdem hatte sie Angst vor dem, was sich vor der Zimmertür befand.
Sie ging in das Bad, das ihr einen Schauder über den Rücken jagte. Das lag nicht an der Einrichtung, denn es war sauber, modern und mit cremefarbenen Fliesen ausgestattet. Doch in der Dusche, um die Badewanne herum und an der Decke waren Ringe angebracht. Überall konnte sie gefesselt werden. Auf einmal überfiel Panik sie, dass sie ihr keine Privatsphäre gönnten, suchte nach verborgenen Kameras. Die Suche blieb ergebnislos. Sie erledigte das Nötigste, stützte sich am Waschbecken ab, wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser und zwang sich, ruhig zu atmen, schlussendlich ihren Blick im Spiegel zu treffen.
Siehst du, niemand hat dir das Wort Hure auf die Stirn gebrannt.
Erstaunlicherweise sah sie fast aus wie immer, wenn man von den geschwollenen Lippen, den roten Augen und dem Ausdruck auf ihrem Gesicht absah, der ihr entgegenschrie: Wurde gestern zu meinem Glück gezwungen und hatte so viele Orgasmen wie das ganze letzte Jahr nicht.
Angewidert verdrehte sie die Augen und lief hinüber in das Schlafzimmer. Carolina öffnete den Schrank, aus dem ihr gähnende Leere entgegenschlug. Sie verzehrte sich nach dem trügerischen Schutz, den Kleidung ihr bot. Doch die Master zeigten kein Erbarmen. Sie wollten sie schutzlos und zugänglich behalten. Als sie erneut aus dem Fenster sah, schluckte sie schwer bei dem Anblick. Tiefer Wald umgab sie. Ohne Schuhe würde sie nicht weit kommen, selbst wenn sie sich in eines der kornblumenblauen Bettlaken einwickelte. Was war das überhaupt für eine Gefängniszelle, die in Weiß und Blau daherkam? In der die Bettwäsche nach Jasmin duftete und die einen dunklen Parkettboden besaß, auf dem kein Staubkorn zu finden war? Carolina schnaubte bei der Vorstellung, dass Master David eine Armee Putzsklaven sein Eigen nannte und sie bestrafte, sofern sie etwas übersahen.
Das Schlimmste war, dass die abstruse Idee durchaus der Realität entsprechen könnte. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Es könnte Stunden dauern, bis sie auf einen potenziellen Retter traf. Und sie konnte nicht die Straße benutzen, sondern würde sich querfeldein schlagen müssen. Ihre Pläne waren sinnlos, sie kam nicht aus dem Gebäude heraus.
Und dann waren da noch Master Davids drohende Worte, falls sie eine Flucht wagte. Obendrein wusste sie nicht, ob sie fliehen wollte. Sie hatte das Gefühl, dass sie nur Fluchtgedanken entwarf, um sich selbst zu beruhigen und nicht, weil sie von der Insel fortwollte. Was war sie nur für ein Schwächling! Bereits nach der ersten Nacht knickte sie ein. Sie besah sich ihren Hintern, auf dem die Abdrücke des Paddels deutlich prangten. Der Anblick erweckte die Erinnerung flammend zum Leben. Ihr Körper sprang an, als ob ihn jemand gestartet hätte und sie vor einem Abgrund stünde, in den sie geradewegs hineinfiel. Zu schwer wog die Erkenntnis, dass der Aufenthalt hier nicht halb so schrecklich war, wie sie sich gern einreden würde. Stattdessen war er auf eine grauenvolle Weise aufregend und verdammt erregend.
Nach den Schlägen hatte Carolina sich so befreit gefühlt. Nach dem Zusammenbruch in der Dusche hatte der Master, der sie wusch, sie zusammengefügt, bis sie zu sich selbst zurückfand. Die Stimme in ihr nahm an Lautstärke zu, dass es Richard gewesen war und nicht Master David, der sie getröstet und mit den Händen geliebt hatte. Doch ganz sicher war sie sich nicht. Etwas in ihr weigerte sich, Richard als Master anzuerkennen. Zu lange war er ihr Ehemann gewesen, und die Rolle des Masters wirkte unpassend für ihn. Diese Seite hatte sie nie an ihm kennengelernt.
Schwindel drohte sie zu überwältigen, und sie sprang fast aus ihrer Haut, weil es an der Tür klopfte. Carolina umklammerte das Handtuch, fragte sich, wie lange sie es anbehielte, falls es einer der Master war.
Ein Master klopft nicht an.
Eine Dunkelhaarige trat ins Zimmer, die ihre wuscheligen Haare kinnlang trug und mit roten Shorts und einem Top mit Spaghettiträgern bekleidet war. Ihre Füße zierten Flip-Flops, die nicht geeignet erschienen, mit ihnen eine Flucht durch den dichten Wald anzutreten. In den Händen hielt sie das gleiche Outfit, allerdings in Grün, und reichte es
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