Touchdown fürs Glück (German Edition)
habe ich den Krebs völlig vergessen, weil sie gesund und fit wie immer wirkte.“
Unsicher schob sich Olivia auf die Eckbank und reichte Julian eine Teetasse.
„Danke“, murmelte er.
„Granny wird nie mein Baby sehen“, Amber schluchzte auf und vergrub das Gesicht in ihr en Händen, während Julian über ihren bebenden Rücken strich.
„Du musst dich beruhigen, Amber. Bitte, das ist nicht gut für das Kind.“ Ratlos blickte er auf und sah hilfesuchend in Olivias Augen. Sie wusste selbst nicht, was sie sagen konnte, um Amber zu trösten. Genauso wie Julian war Amber fast bei ihrer Großmutter aufgewachsen, währen d ihre Eltern beide arbeiten gegan gen waren . Olivia konnte sehr gut nachvollziehen, dass Amber dermaßen aufgelöst war, zumal sie schwanger war.
Julian tröstete seine Schwester und sprach ihr gut zu, als sein Dad mit dem Arzt die Treppen hinunterkam und sich verabschiedete, „danke, Dr. Miller.“
„Natürlich“, der Arzt schlüpfte in seine Jacke und sah den älteren Mann mitfühlend an, „scheuen Sie sich nicht, mich anzurufen, auch wenn es mitten in der Nacht ist.“
Sobald sich die Tür hinter dem Arzt geschlossen hatte, kam Aaron Scott in die Küche. Er sah mitgenommen aus, wirkte müde und um Jahre gealtert. Olivia hatte ihren Schwiegervater lange nicht gesehen und erschrak darüber, dass er im Gesicht ganz grau war , während sich tiefe Falten i n seinem Gesicht eingegraben hatt en.
„Da seid ihr ja“, er blieb am Tisch stehen, tätschelte Olivia ungelenk die Schulter, um sie zu begrüßen, als hätten sie sich erst letztens gesehen, und strich sich anschließend über das Gesicht, „Julian, am besten geht ihr gleich nach oben.“ Er sah seinen Sohn seufzend an, „Granny ... sie ist nicht mehr ganz bei sich. Seit Stunden verschlechtert sich auch ihr geistiger Zustand. Heute Morgen konnte man sich noch ganz normal mit ihr unterhalten, jetzt driftet sie immer wieder ab.“
„Okay, Dad.“ Julian stand auf und stellte seine Tasse in die Spüle. Er wirkte erschrocken, war bleich und unsicher.
„Soll ich wirklich mitkommen?“ Olivia sah zwischen Aaron und Julian hin und her. Sie kam sich fast wie ein Eindringling vor, weil sie eigentlich nicht mehr zur Familie gehörte. „Oder willst du lieber erst einmal allein mit Granny sprechen?“
„Geh mit“, Aaron legte seiner Tochter liebevoll die Hand auf den Kopf und blickte Olivia gutmütig an , „Granny hat sich so gefreut, dass du mit Julian herkommst.“
Sie nickte und stand leicht schwankend auf, weshalb Julian sie am Ellenbogen umfasste und aus der Küche führte. Im obere n Stockwerk roch es unangenehm nach Krankheit. Olivia blieb erschrocken stehen und krallte ihre Finger ins Julians Sweatshirt.
„Schon gut“, flüsterte er zurück. „Wenn es zu viel wird, kannst du nach unten gehen, Liv.“
Panisch schluckte sie und ließ sich weiter führen. Leise klopfte Julian an eine Tür und öffnete sie zaghaft. Im Zimmer brannten einige Lichter, die eigentlich eine gemütliche Atmosphäre geschaffen hätten, wenn nicht eine todkranke Frau im Bett gelegen hätte. Dass sie todkrank war, sah man auf den ersten Blick.
Granny war immer etwas mollig gewesen, mit e i nem runden und fröhlichen Gesicht, jetzt sah man nichts mehr davon. Sie lag ausgezehrt und mit einem schmalen Gesicht im Bet t; tatsächlich sah sie wie ein völlig anderer Mensch aus. Für Olivia war es wie ein Schlag in den Magen, Granny so zu sehen, und sie bedauerte plötzlich, sie in den vergangenen Jahren nicht besucht zu haben.
„Mom, schau einmal“, Karen Scott erhob sich von ihrem Stuhl neben dem Bett ihrer Mutter, „Julian und Liv sind da.“ Sie strich ihrer Mutter das dünne Haar aus der Stirn.
„Hallo, Granny“, Julian trat vor und setzte sich auf die Bettkante. Seine Mom legte ihm eine Hand auf die Schulter, beugte sich hinab und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Julian nickte knapp. „Ich weiß, Mom.“
Karen lächelte schwach und trat beiseite. Auch sie begrüßte Olivia, als hätten sie sich nicht 6 Jahre lang nicht gesehen, sondern drückte sie kurz und wortlos an sich, bevor sie das Zimmer verließ und die Tür schloss.
Olivia konnte sehen, dass Julian furchtbar erschrocken war und seine Großmutter fassungslos ansah, während er seine Hand über ihre legte.
„Hallo, Junge“, Granny sah ihn schmerzverzerrt an, während ihr Atem schrecklich rasselte. „Hast du ... deine Frau ... mitgebracht?“ Das Sprechen schien ihr sehr schwer zu
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