Touchdown fürs Glück (German Edition)
aus.
Entschlossen, das Thema wieder anzuschneiden, wagte sich Julian wieder vor, „du hast ganz allein bei ihm gesessen, Liv, und ...“
„Ich war nicht allein“, dumpf schluckte sie und ballte eine Hand zur Faust, „Granny war bei mir.“ Ihre Stimme brach kurz, „bit te, Julian. Bitte ... fahr einfach.“
Noch längerem Zögern startete er den Motor und fuhr zurück auf die Straße. Bis nach Manhattan sprach keiner von beiden ein Wort.
4. Kapitel
Olivia stöhnte, rollte sich im Bett zusammen und setzte sich plötzlich auf , weil sie schlagartig wach war . S chweißnass presste sie ihr K issen gegen die Brust, ließ den Kopf darauf sinken und begann zu weinen. Ihr weißes Tanktop war völlig verrutscht, bemerkte sie, als ihre Hand zum wild klopfenden Herzen in ihrer Brust fuhr. Solch einen schlimmen Traum hatte sie nun seit ewigen Zeiten nicht mehr gehabt. Nach Atem ringend, schluchzend und zitternd legte sie sich auf die Seite, zog die Beine an den Körper und starrte in ihr finsteres Zimmer.
Sammy .
Oh Gott, Sammy! Sie schloss ihre Augen, unter denen dicke Tränen hervorquollen, und presste eine Hand fest gegen ihren Magen, der sich schmerzhaft zusammengezogen hatte. Warum hatte Julian bloß damit anfangen müssen? Deshalb hatte sie ja den Kontakt abgebrochen! Sie konnte einfach nicht an Sammy denken, ohne verrückt zu werden – ohne den Wunsch zu verspüren, sich in die Badewanne zu legen und einfach nic ht mehr aufzustehen. Oder noch S chlimmer es.
Mit bitterer Kehle setzte sie sich langsam auf und schaltete das kleine Licht neben ihrem Bett an. Verwirrt und verängstigt fuhr sie sich durch die unordentlichen Locken und glättete das Betttuch. Nach einigen Momenten schaffte sie es, aufzustehen und zu ihrem Kleiderschrank zu gehen, um eine Kiste von unten zu nehmen, die sie zögernd öffnete. Mit einem schmerzlichen Lächeln fuhr sie über die Babydecke, holte das weiche, blaue Material heraus und rieb es an ihrer Wange. Es roch immer noch schwach nach ihrem Sohn. Neue Tränen sammelten sic h in ihren Augen und tropften auf die Decke. Mit bebenden Atemzügen faltete sie die Decke zärtlich zusammen und legte sie wieder hinein, bevor sie die Kiste verschwinden ließ und den Schrank verschloss. In einen Strickmantel gehüllt setzte sie sich auf einen Sessel am Fenster, schlug die Beine unter und starrte hinaus.
Ihr Baby war seit sechs Jahren tot. Damals war er gar kein Baby mehr gewesen, sondern zweieinhalb Jahre alt – ein Energiebündel, das lachte, hin und her hüpfte und von allen geliebt wurde. Sammy war ein wundervolles, wunderschönes und wunderbares Kind gewesen. Es gab zu wenige Attribute, um ihn zu beschreiben.
Erschöpft lehnte sich Olivia zurück. Auch wenn sie ungewollt mit Anfang zwanzig schwanger geworden war, hatte sie ihr Baby vo n Anfang an geliebt. Genauso wie Julian . Beide waren noch auf der Washington State gewesen , als sich nach zwei Jahren Beziehung plötzlich Nachwuchs gemeldet hatte . Sie hatten ge heira tet , als Olivia im vierten Monat gewesen war, war en in ein kleines Haus in der Nähe des Campus gezogen, und bis zur Geburt hat te sie weiter studiert. Julian hatte Football gespielt und nach seinen vier Jahre n an der State einen Vertrag bei den Arizona Cardinals erhalten . Damals war Sammy zwei Jahre alt gewesen . Olivia hatte durch ein Jahr Babypause noch keinen Abschluss gehab t , wollte diesen jedoch in Arizona nachholen, sobald Sammy in den Kindergarten ging.
Es gab diese typischen Klischees von jungen Eltern, die sich stritten, trennten und ihre Kinder nicht liebten, sobald dies e Arbeit machten. Julian und sie hatten sich nie darüber gestritten, wer mit dem Windelwechseln dran war, sie hatten keine großen Auseinandersetzungen gehabt und wären niemals auf den Gedanken an eine Scheidung gekommen. Als Sammy ein Säugling gewesen war, hatte Granny sie unterstützt und war ein Weilchen geblieben, bis Julian un d sie keine Berührungsängste vor dem perfekten Winzling mehr hatten. Olivia hatte das Leben als Mutter genossen, ihre Zeit mi t Sammy verbracht und Julian in seinen Sportambitionen unterstützt. Ausgleichend hatte Julian ihr keinen Grund zum Nörgeln gegeben. Er ging ohne sie nicht aus, kam immer pünktlich n ach Hause, nahm ihr Sammy ab, damit sie ihre Freundinnen treffen konnte , und half ihr bei der Hausarbeit.
Vielleicht hätte es anders ausgesehen, wenn sich Julian verletzt hätte oder sie in finanziellen Nöten gewesen wären. Doch
Weitere Kostenlose Bücher