Touchdown fürs Glück (German Edition)
er hatte ein gutes Stipendium erhalten und das Geld, das Olivia von ihrer Mutter geerbt hatte, sowie die finanzielle Unterstützung ihres Dads hatten ihnen ein sorgenfreies Leben ermöglicht. Als sie nach Arizona ge zogen waren , hätte das Leben nicht schöner sein können. Julians Vertrag war vielversprechend gewesen , weshalb sie nach einem halben Jahr aus ihrem Mietshaus aus ge zogen waren und sich ein Eigenheim gekauft hatten .
Julian war furchtbar stolz darauf gewesen , seiner Familie ein hübsches und geräumiges Haus kaufen zu können. Mitten im Umzug hatte er die Nachricht erhalten , dass er beim nächsten Spiel im Kader sein würde. In der Nacht, bevor er nach San Diego fliege n sollte, um gegen die Chargers zu spielen, hatt en sie im übersprudelndem Glück beschlossen , dass Sammy bald ein Geschwisterchen bekommen sollte. Es war ein Wunder, dass Julian am nächsten Morgen fit genug gewesen war, um an einem Footballspiel teilzunehmen, weil sie sich gegenseitig die ganze Nacht wachgehalten hatten. Olivia war am nächsten Morgen hundemüde gewesen und hatte Handwerker im Haus gehabt , die das obere Badezimmer renovieren sowie die Wasserleitungen überpr üfen sollten. Gleichzeitig waren Monteure gekommen , die eine neue Küche aufbauten. Weil Sammy oben nicht spielen konnte, ohne vielleicht von Handwerkern über den H aufen gerannt zu werden, hatte sie ihn ins Wohnzimmer gebracht und den Fernseher ein geschaltet , damit er Trickf ilme sehen konnte. Olivia hatte sich zu ihm auf die Couch gesetzt und Papierkram ab gearbeitet , der in den letzten Tagen liegen geblieben war.
Beklommen dachte sie heute daran, wie jemand sie damals nach oben gerufen hatte, weil er Fragen zu den Fliesen hatte. Zu den Fliesen!
Als sie wieder nach unten gekom m en war , war Sammy verschwunden. Er war immer sehr aktiv gewesen und schien keinen Spaß an der Fernsehsendung gehabt zu haben. Irritiert hatte Olivia die untere Etage nach ihm abgesucht und bald entdeckt, dass die Terrassentür offenstand. Sie hatte die Tür selbst vor wenigen Stu nden abgeschlossen. Hastig war sie nach draußen geeilt, h atte Sammy jedoch nicht gesehen .
Bei dem Gedanken, wie sie ihn leblos im Pool entdeckt hatte, zog sich noch heute alles in ihr zusammen. Was in den Minuten danac h passiert war, wusste sie Jahre später nur noch bruchstückhaft. Sie erinnerte sich an große Hände, die auf Sammys kleinen Brustkorb gedrückt hatten, an das schrille Piepen von Maschinen und eine wilde Fahrt ins Krankenhaus.
Im Krankenwagen hatten sie Sammy zweimal reanimiert. Im Krankenhaus ein weiteres Mal. Er wurde in ein künstliches Koma versetzt, während Olivia in Schlabberhosen und Sweatshirt dagestanden hatte. Immer wieder hatte sie am Rand der Hysterie daran denken müssen, dass sie weder Höschen noch BH trug. Julian war nicht zu erreichen. Sie hatte ihn alle fünf Sekunden an gerufen und sonst niemanden aus dem Verein erreichen können . Die Ärzte hatten nicht viel gesagt , außer dass sie weiterhin abw arten müssten. Völlig allein hatte sie stundenlang im Krank enhausflur gesessen und sich den Kopf zerbrochen , wie der Unfall hatte passieren können . Die Tür war abgeschlossen gewesen, sie hatten außerdem eine Poolabsperrung für Kinder aufgestell t , und Sammy hatte gewusst , dass er nicht allein in den Garten gehen durfte. Aber sein Dad hatte mit ihm erst wenige Tage zuvor ausgelassen im Pool gespielt, weshalb die glitzernde Oberfläche ihn eher fasziniert haben musste als langweilige Trickfilme im Fernsehen.
Kurz nachdem Olivia sich zu Sammy ans Bett hatte setzen dürfen und ihn beobac htete, wie er beatmet wurde, war eine hagere Ärztin hinein gekommen und hatte bego nn en, üb er Organspenden zu reden. Es hatte Olivia den Boden unter den Füßen weg gezogen . Sie hatte die Ärztin an geschrien und wäre beinahe handgreiflich geworden, wenn zwei andere Ärzte sie nicht festgehalten hätten. Niemand hatte ihr mitgeteilt, dass Sammy hirntot war. Er wurde nur noch von Maschinen am Leben erhalten , bis sich seine Eltern entschieden hatten, diese abzustellen oder seine Organe freizugeben. Man hatte über lebenserhaltende Maßnahmen und die Tatsache geredet , dass Sammy keine Spontanatmung zeigte, und auch keine Hirnströme mehr gemessen werden konnte n .
Immer noch war Julian nicht zu erreichen gewesen . Als Granny plötzlich auf getaucht war , weil sie geplant hatte, sie in ihrem neuen Heim zu besuchen, stand Olivia vor einem Nervenzusammenbruch.
Weitere Kostenlose Bücher