Touchdown fürs Glück (German Edition)
besprochen werden mussten.
Sie brauchte etwas mehr Zeit für sich, aber Harm schien das nicht zu verstehen , sondern engte sie ein, forderte von ihr mehr, als sie momentan zu geben bereit war. Sie musste die letzten Monate verarbeiten, die Scheidung bewältigen und zu sich selbst finden. Da konnte sie es nicht ge brauchen, von ihm und seinen unterschwelligen Forderungen beinahe erdrückt zu werden.
Natürlich wusste Liv , dass er unzufrieden war, dass er gerne eine richtige Beziehung mit ihr führen wollte, die alle Aspekte einer erwachsenen Beziehung auch einschloss, aber dazu war sie nicht bereit. Zwar zeigte er ihr niemals seine Enttäuschung oder drängte sie während eines Kusses zu mehr Leidenschaft, aber sie konnte sich denken, dass es für ihn frustrierend war, nicht mir ihr zu schlafen.
Alles in allem führten sie eine Beziehung – irgendwie. Eine sehr erwachsene Beziehung, die aus Rendezvous in eleganten Restaurants, Opernbesuchen und Weinverköstigungen mit seinen Freunden bestand. Er informierte sie über alles, bestand darauf, ständig die Rechnungen in Restaurants zu bezahlen, plante Wochenendfahrten aufs Land für den Herbst und gebrauchte in Gesprächen mit anderen nur noch das Wort wir . Für sie wurde es langsam zu viel, weil sie auf der Strecke blieb und für andere nur noch Teil einer Beziehung war, anstatt als eigenständige Person wahrgenommen zu werden. Dagegen schien Harm aufzublühen, umklammerte in Gesellschaften ihren Arm und klebte den ganzen Abend an ihr wie eine Klette.
Sie wurde das Gefühl nicht los, in eine Bezieh ung gedrängt zu werden, die sie gar nicht führen wollte . Kurz nach der Scheidung vor vier Monaten hatte sie Harm gesagt, dass sie zu einer Beziehung nicht bereit wäre, weil sie mehr Zeit brauchte. Er hatte es akzeptiert und ihr versichert, dass er sie nicht drängen würde – was er mittlerweile jedoch tat. Er ging davon aus, dass sie eine feste Beziehung führten, während sie viel eher einen Freund in ihm sehen wollte und seinen höflichen Annäherungsversuchen aus dem Weg zu gehen versuchte. Bislang hatte sie sich nichts dabei gedacht, dass Harm sie offensichtlich als seine feste Freundin betrachtete, denn es hatte sie nicht gestört, jedoch fingen das Klammern sowie die Selbstverständlichkeit seiner Forderungen an, ihr sehr lästig zu werden.
Harm war nett, er war freundlich und sehr verständ nisvoll – aber manchmal ging ihr seine distinguierte Art gegen den Strich. Er fluchte nie, regte sich beispielsweise nie über andere Autofahrer auf und kam ihr in letzter Zeit einfach – sterbenslangweilig vor.
Du bist unfair , sagte sich Liv selbst immer wieder. Insgeheim verglich sie Harm in letzter Zeit ständig mit Julian, überlegte sich, wie Julian dies und das getan hätte, und ob Julian genauso wie Harm lächelnd darüber hinweggesehen hätte, als ein Obdachloser sie als Zicke beschimpfte und vor ihre Füße spukte, weil sie kein Kleingeld mehr hatte . Es war frustrierend für sie, Julian plötzlich nur noch positiv zu sehen, wä hrend Harm s Art sie teilweise nervte .
Vor einigen Monaten hatte sie ihren Willen bekommen und sich scheiden lassen, weil sie nichts mehr mit Julian zu tun haben wollte. Rigoros hatte sie ihn abgewiesen und bekam nun die Quittung dafür. Vielleicht lagen ihre seltsamen Vergleiche zwischen beiden Männern auch einfach daran, dass Julian überall zu sehen war. Es verging kaum ein Tag, an dem sie ihn nicht auf Plakaten, in der Werbung oder in der Zeitung sah. Erst gestern war ein großer Artikel von ihm erschienen, der von seinem Engagement bei seinem Patenkind Derek berichtete.
Das Foto auf der Treppe vor seinem Haus hatte sie irgendwie gefesselt. Julian saß mit einem charmanten Rotschopf in freundschaftlicher Nähe zusammen und lachte über etwas, was der Junge gesagt haben musste. Auf dem Foto trug Julian sein Haar etwas länger als gewohnt und sein Gesicht war von der Sommersonne tief braun gewesen. Sie hatte mit einem mulmigen Gefühl seine dunklen Augen betrachtet, die sie magnetisch angezogen hatten, und den kräftigen Körper gemustert, der in lockerer Haltung auf den Treppen gelümmelt hatte. Im Interview berichtete er darüber, was das Mentoring-Programm ihm bedeutete, und sprach über die Dinge, die sie als Tandem zusammen unternahmen. Auch wenn Julian davon sprach, dass er durch seinen Job privilegiert sei und er sich deshalb ehrena mtlich engagierte, wusste Liv , dass er es auch wegen Sammy tat.
Da das Telefon immer
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