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Touchdown

Titel: Touchdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Therapie. »Eine völlig gestörte Familie«, so Liwys Urteil.
    Sie konnte es gar nicht erwarten, mit vierzehn ins Internat zu gehen. Sie suchte sich eins in Vermont aus, so weit weg wie möglich, und fürchtete sich vier Jahre lang vor den Ferien. Die Sommer wurden in Montana verbracht, wo sie als Betreuerin in Jugendcamps arbeitete.
    In diesem Sommer, für die Zeit nach ihrer Rückkehr aus Florenz, hatte ihr Vater für sie ein Praktikum in einem Krankenhaus in Atlanta arrangiert, wo sie mit hirngeschädigten Unfallopfern arbeiten sollte. Nach seinen Plänen sollte sie Ärztin werden und dabei zweifellos ebenso brillieren wie er. Sie selbst hatte keine Pläne, ausgenommen solche, die sie weit wegführten von allem, was ihre Eltern für sie vorgesehen hatten. Der Scheidungsprozess war für Ende September angesetzt, und es stand viel Geld auf dem Spiel. Liwys Mutter verlangte von ihr, dass sie zu ihren Gunsten aussagte, im Speziellen über einen Vorfall vor drei Jahren, als Liwy anlässlich eines unangekündigten Besuchs im Krankenhaus ihren Vater beim Techtelmechtel mit einer jungen Ärztin überrascht hatte. Ihr Vater spielte die Geldkarte. Die Scheidung brodelte schon seit fast zwei Jahren vor sich hin, und Savannah erwartete mit großer Spannung den öffentlichen Showdown zwischen dem großen Arzt und der prominenten Blaublütlerin.
    Liwy wollte dem unbedingt aus dem Weg gehen. Sie hatte keine Lust, sich ihr letztes College-Jahr von einem schmutzigen Krieg zwischen ihren Eltern ruinieren zu lassen. Rick erhielt diese Hintergrundinformationen Stückchenweise, in kurzen, zögerlichen Erzählungen, meist dann, wenn ihr Telefon wieder mal geklingelt hatte und sie gezwungen war, sich mit ihrer Familie zu beschäftigen. Er hörte geduldig zu, und sie war letzten Endes ganz dankbar, in ihm eine Art Resonanzboden zu haben. Ihre Mitbewohnerinnen in Florenz waren immer zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Er wiederum war dankbar für seine vergleichsweise langweiligen Eltern und ihr schlichtes Leben in Davenport.
    Erneut klingelte ihr Telefon. Sie griff danach, grunzte, dann ging sie, das Gerät ans Ohr gepresst, ein Stückchen den Strand hinunter. Rick sah ihr nach und bewunderte jeden einzelnen Schritt. Andere Männer rutschten in ihren Strandsesseln herum, um sich einen günstigeren Blick zu verschaffen.
    Er vermutete, dass es ihre Schwester war, da sie den Anruf entgegengenommen hatte und schnell weggegangen war, um ihm die Details zu ersparen. Mit Sicherheit sagen konnte er es aber nicht. Als sie zurückkam, sagte sie »Entschuldige«, dann nahm sie wieder ihre alte Sonnenbad-Position ein und las weiter in ihrem Buch.
    *
    Zum Glück für Rick hatten die Alliierten gegen Kriegsende Ancona dem Erdboden gleichgemacht, daher waren Schlösser und Palazzi dünn gesät. Nach Auskunft von Liwys gesammelten Reiseführern gab es eine einzige Kathedrale, die die Besichtigung lohnte, und auch auf die war sie nicht unbedingt scharf. Also schliefen sie auch am Sonntag aus, ließen das Sightseeing ausfallen und fanden irgendwann den Weg zum Footballstadion.
    Die Panthers trafen um ein Uhr dreißig mit dem Bus ein. Rick saß allein in der Umkleidekabine und erwartete sie. Liwy saß allein auf der unüberdachten Tribüne und las eine italienische Sonntagszeitung.
    »Freut mich, dass Sieʹs einrichten konnten«, knurrte Sam seinen Quarterback an. »Ah, Sie sind wie immer in guter Stimmung, Coach.«
    »O ja. Von fünf Stunden Busfahrt kriege ich immer eine Superlaune.«
    Der große Sieg über Bergamo war noch immer in den Köpfen, daher rechnete Sam wie üblich mit einem Desaster gegen die Dolphins aus Ancona. Eine unliebsame Überraschung, und die Panthers würden die Playoffs verpassen. Er hatte sie am Mittwoch und Freitag mächtig angetrieben, doch sie aalten sich noch immer in der Genugtuung, die Große Serie auf so spektakuläre Weise beendet zu haben. Die Gazzetta di Parma hatte einen Bericht auf der Titelseite gebracht, sogar mit einem großen Foto von Fabrizio in voller Aktion. Am Dienstag erschien noch ein Bericht, diesmal standen Franco, Nino, Pietro und Giancarlo im Mittelpunkt. Die Panthers waren das heißeste Team der Liga, und sie erzielten ihre Erfolge mit echten italienischen Footballspielern. Nur ihr Quarterback war Amerikaner. Und so weiter. Ancona hatte bloß ein einziges Spiel gewonnen und sechs verloren, die meisten haushoch. Die Panthers waren matt wie erwartet, aber sie hatten schließlich Bergamo vom

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