Touchdown
in den ersten Tagen mit dem Jungen locker angehen lassen solle. Selbst in der NFL gab es eine nicht kleine Zahl von Receivern, die Probleme mit Ricks harten Würfen gehabt hatten, jedenfalls im Training. Im Spiel segelten die Geschosse, obwohl schön anzuschauen, oft zu hoch und zu weit. Einige waren von Fans in der fünften Reihe gefangen worden. Der Ersatzquarterback war ein zwanzigjähriger Italiener namens Alberto Soundso. Rick warf weiche Seitenlinienpässe auf die eine Gruppe, Alberto auf die andere. Nach dem, was Sam ihm erzählt hatte, zog es Alberto vor, mit dem Ball zu laufen, weil er einen ziemlich schwachen Arm hatte. Schwach war er in der Tat, wie Rick nach wenigen Würfen feststellte. Alberto warf wie ein Kugelstoßer, und seine Bälle flatterten durch die Luft wie ein verletzter Vogel.
»War Alberto auch letztes Jahr schon Ersatzmann?«, fragte Rick, als Sam einmal in seine Nähe kam. »Ja, hat aber nicht viel gespielt.«
Fabrizio war ein sportliches Naturtalent, schnell und graziös, mit weichen Händen. Er strengte sich ziemlich an, lässig zu wirken, als wäre alles, was Rick in seine Richtung feuerte, eine leichte Beute für ihn. Einige Male übertrieb er es mit der Lässigkeit, pflückte die Bälle mit allzu aufgesetzter Gleichgültigkeit aus der Luft und beging schließlich eine Sünde, die ihn in der NFL teuer zu stehen gekommen wäre. Bei einem schnellen, ansatzlos geworfenen Pass fing er den Ball mit einer Hand, einfach nur, um sich wichtig zu tun. Der Pass kam genau auf den Mann, musste also nicht einhändig genommen werden. Rick wurde langsam sauer, aber Sam beschwichtigte ihn. »Lassen Sieʹs gut sein«, sagte er. »Er weiß es nicht besser.«
Ricks Arm tat noch immer ein bisschen weh, und obwohl es für ihn keine Eile hatte, irgendwen zu beeindrucken, war er versucht, Fabrizio einen Ball auf die Brust zu knallen und zuzusehen, wie er umkippte. Ganz ruhig, sagte er sich, er ist nur ein kleiner Junge, der Spaß haben will.
Dann schnauzte Sam Fabrizio an, weil der die vorgegebenen Laufmanöver schlampig ausführte, worauf der kleine Junge total eingeschnappt war. Weitere Laufwege wurden geprobt, längere Pässe geworfen, dann rief Sam die Offense zusammen, um noch einmal die Grundlagen durchzugehen. Nino hockte über dem Ball, und damit es später keine verhakten Finger geben würde, schlug Rick vor, übungshalber ein paar Snaps zu machen, ganz langsam zunächst. Nino fand das eine ausgezeichnete Idee, aber als Ricks Hände sein Hinterteil berührten, zuckte er zusammen. Es war kein heftiges Rucken des Hinterns, nichts, was den Schiedsrichter veranlassen würde, eine Regelwidrigkeit anzuzeigen, aber doch ein erkennbares Anspannen des Glutaeus maximus wie bei einem Schuljungen, der sich in Erwartung des Rohrstocks vornüberbeugt. Vielleicht war es nur eine gewisse Flattrigkeit, weil er noch nicht an den neuen Quarterback gewöhnt war, sagte sich Rick. Vor dem nächsten Snap kauerte Nino über dem Ball, Rick beugte sich leicht vor und schob die Hände unter das Hinterteil des Centers, wie er es seit der Junior High School praktizierte, aber schon beim ersten Kontakt zog sich Ninos Gesäßmuskel instinktiv wieder zusammen.
Die Snaps waren langsam und lasch. Rick war sofort klar, dass etliche Stunden Training nötig sein würden, um Ninos Technik zu verbessern. So jedenfalls wurde beim Warten auf den Ball ein ganzer Schritt verschenkt, während die Tailbacks auf ihre Lücken zustürmten und die Receiver in Stellung liefen.
Beim dritten Snap streiften Ricks Finger Ninos Problemzone nur ganz leicht, und offenbar war solch eine sanfte Berührung viel schlimmer als ein richtiger Klaps mit den Händen. Beide Backen bäumten sich schmerzlich auf. Rick sah Sam an und sagte: »Können Sie ihm mal sagen, dass er seinen Arsch entspannen soll?«
Sam wandte sich ab, um nicht lauthals loszulachen.
»Gibtʹs Problem?«, fragte Nino.
»Schon gut«, sagte Rick. Sam blies in seine Pfeife, sagte einen Spielzug erst auf Englisch, dann auf Italienisch an. Es war ein simpler Off-Tackle auf der rechten Seite, bei dem Franco im Bulldozer-Stil als Erster schräg durch die Lücke brach und Sly ihm mit dem Ball folgte.
»Wie geht die Kadenz?«, fragte Rick, als die Linemen sich aufstellten.
»Down, set, hut«, erwiderte Sam. »Auf Englisch.«
Nino, der anscheinend die inoffizielle Position eines Offensive-Line-Coach hatte, inspizierte die Guards und Tackles, bevor er sich über den Ball hockte und die
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