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Touchdown

Titel: Touchdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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passend in goldene Röckchen und kniehohe schwarze Stiefel gekleidet, was sich während der ausgedehnten Aufwärmphase vor dem Spiel als nicht unerhebliche Ablenkung für die Panthers erwies. Die Konzentration ging verloren oder geriet zumindest vorübergehend auf Abwege, als die Mädchen sich streckten und hüpften und sich geschmeidig machten für das große Spiel.
    «Warum können wir keine Cheerleader haben?«, fragte Rick, als Sam an ihm vorbeikam.
    »Halten Sie den Mund.«
    Sam tigerte um den Platz, knurrte seine Spieler an, war so nervös wie jeder NFL-Coach vor einem großen Spiel. Er plauderte kurz mit einem Reporter von der Gazzetta di Parma. Ein Fernsehteam nahm ein paar Bilder auf, von den Cheerleadern mindestens so viele wie von den Spielern.
    Die Panther-Fans freilich ließen sich nicht lumpen. Alex Olivetto hatte die ganze Woche über die jüngeren Spieler aus den Flag-Footballligen zusammengetrommelt, die jetzt einen Block am äußeren Ende der Heimtribüne bildeten und bald anfingen, sich verbal auf die Bergamo-Anhänger einzuschießen. Viele Ex-Panthers waren gekommen, mit Freunden und Familie. Jeder, der auch nur ein flüchtiges Interesse am football americano besaß, hatte sich schon lange vor dem Kickoff einen Platz gesichert.
    In der Kabine ging es angespannt zu, und Sam machte keinen Versuch, seine Spieler zu beruhigen. Football ist ein emotionales Spiel, wobei die Emotionen sich überwiegend aus Angst speisen, und jeder Coach achtet darauf, dass sein Team so aufgeputscht ist, dass es Blut sehen will. Sam sprach die üblichen Warnungen vor unnötigen Regelverstößen, Ballverlusten und dummen Fehlern aus, dann ließ er die Jungs von der Leine. Als die Teams zum ersten Kickoff Aufstellung nahmen, war das Stadion voll, und die Zuschauer veranstalteten ein Heidenspektakel. Parma nahm den Ball an, und Giancarlo flitzte mit dem Return an der Seitenlinie entlang, bis er an der Einunddreißig-Yard-Linie in die Bank der Gäste gestoßen wurde. Rick trabte mit seiner Offense auf den Platz, äußerlich gelassen, aber doch mit einem gehörigen Knoten im Magen.
    Die ersten drei Spielzüge waren im Voraus festgelegt, keiner zielte darauf ab, zu punkten. Rick sagte einen Quarterback-Sneak an, dafür war keine Übersetzung nötig. Nino zitterte vor Wut und Nikotinentzug. Seine Gesäßmuskeln waren in hellem Aufruhr, aber der Snap war kurz, und Nino stürzte sich wie eine Rakete auf Maschi, der ihn jedoch rasch abschüttelte und die Aktion nach einem Yard Raumgewinn unterband. »Schön gelaufen, Esel«, rief Maschi mit starkem Akzent.
    Den Spitznamen sollte Rick in der ersten Hälfte noch viele Male zu hören bekommen. Der zweite Spielzug war wieder ein Quarterback-Sneak. Er brachte nichts ein, und so war es auch geplant. Wenn ein dritter Versuch anstand und noch viel Raumgewinn fürs nächste First Down nötig war, konnte man sicher sein, dass Maschi mit aller Gewalt blitzen würde, und einige seiner Sacks waren absolut brutal. Er hatte dabei allerdings die Tendenz, vielleicht aus Unerfahrenheit oder auch, weil er wollte, dass alle ihn gut sehen konnten, »oben« zu blitzen, also ziemlich hoch geflogen zu kommen. Im Huddle sagte Rick den speziell entworfenen Spielzug an: »Kill Maschi.« Die Offense hatte ihn die ganze Woche geübt. In der Shotgun-Position, ohne Tailback und mit drei Wide Receivern, stellte Franco sich knapp hinter Karl dem Dänen, dem linken Tackle, auf. Er ging ganz tief runter, um sich zu verstecken. Beim Snap stürzte sich die Offensive Line jeweils zu zweit auf die Tackles, wodurch in der Mitte ein klaffendes Loch für Signor L.T. Maschi entstand, durch das er sich geradewegs auf Rick stürzen konnte. Er biss auch tatsächlich auf den Köder an, und seine Schnelligkeit hätte ihn fast umgebracht. Rick ließ sich zurückfallen, um zu passen, in der Hoffnung, dass der Linebacker nie bei ihm ankommen würde. Als Maschi durch die Mitte brach, groß und selbstgewiss und absolut begeistert, Rick so schnell schon vor die Flinte zu bekommen, kam plötzlich Richter Franco aus dem Nichts geschossen und verursachte einen gewaltigen Zusammenstoß zwischen zwei Spielern, die beide um die hundert Kilo wogen. Francos Helm landete perfekt, genau unter Maschis Gesichtsmaske, der Kinnriemen wurde losgerissen, und der goldene Bergamo-Helm segelte hoch hinaus. Maschi machte einen glatten Salto, seine Füße folgten dem Helm, und als er auf dem Kopf landete, dachte Sam schon, sie hätten ihn womöglich

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