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Touchdown

Titel: Touchdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Franco lag stets auf der Lauer und blieb immer in der Nähe seines Quarterback.
    Eine Minute vor der Halbzeit, die Panthers lagen nach wie vor mit einem Touchdown in Führung, kam der wahrscheinlich entscheidende Moment des Spiels. Rick hatte in fünf Spielen keine Interception geworfen, doch jetzt war es so weit. Fabrizio lief einen Curl und war völlig frei, doch der Ball kam zu hoch. Als McGregor ihn auf Höhe der Mittellinie fing, eröffnete sich ihm die Chance, ihn bis in die Endzone zu tragen. Rick schoss in Richtung Seitenlinie, ebenso Giancarlo. Fabrizios Tackle-Versuch brachte McGregor zwar ein bisschen ins Trudeln, doch er blieb auf den Beinen und lief weiter. Giancarlo war der Nächste, und nachdem McGregor ihn ausgetanzt hatte, befand er sich plötzlich auf Kollisionskurs mit dem Quarterback.
    Der Traum eines jeden Quarterback ist es, den Safety zur Strecke zu bringen, der ihm gerade einen Pass weggefangen hat, ein Traum, der aber nie Wirklichkeit wird, weil die meisten Quarterbacks sich dann doch nicht an einen Safety herantrauen, der den Ball hat und wild entschlossen ist, zu punkten. Es ist eben nur ein Traum.
    Aber Rick hatte es schon den ganzen Tag krachen lassen, und zum ersten Mal seit der High School suchte er jetzt den Körperkontakt. Plötzlich war er ein von der Leine gelassener Killer, ein Mann zum Fürchten. Er nahm McGregor ins Fadenkreuz und warf sich ihm entgegen, alle Sorge um sich und seine Gesundheit vergessend, ohne Rücksicht auf Verluste. Der Aufprall war laut und fürchterlich. McGregor fiel rückwärts, als hätte er einen Kopfschuss erhalten. Rick war kurz benommen, sprang aber auf die Füße, als wäre es ein ganz normales Tackle gewesen. Die Zuschauer waren fassungslos, doch zugleich aus dem Häuschen über diese halsbrecherische Aktion. Giancarlo fiel auf den Ball, und Rick beschloss, die Uhr ablaufen zu lassen. Als sie den Platz zur Halbzeitpause verließen, warf er einen Blick zur Bergamo-Bank und sah, wie McGregor schwankend von einem medizinischen Betreuer weggeführt wurde, so wie ein k.o. gegangener Boxer.
    »Hast du versucht, ihn umzubringen?«, sollte Liwy später fragen, nicht unbedingt mit Abscheu, aber ganz sicher auch nicht mit Bewunderung.
    »Ja«, antwortete Rick.
    *
    Zur zweiten Halbzeit tauchte McGregor nicht wieder auf, und so wurde sie schnell zur Ein-Mann-Show für Fabrizio. Der Professor übernahm die Safety-Position, hatte aber bei einer Post-Passroute sofort das Nachsehen. Wenn er eng deckte, überlief ihn Fabrizio einfach. Wenn er, wie er es meistens tat, weiter hinten blieb, warf Rick die Zehn-Yard-Pässe, die sich rasch zu einem schönen Raumge winn summierten. Die Panthers punkteten zweimal im dritten Viertel. Im vierten Viertel griffen die Lions zur Taktik der Doppeldeckung, die zur einen Hälfte aus dem Professor bestand, der inzwischen ziemlich erschöpft und in jedem Fall überfordert war, und zur anderen Hälfte aus einem Italiener, der nicht nur zu klein war, sondern auch zu langsam.
    Als Fabrizio beiden bei einem Fly davonlief und sich einen schönen, langen Pass schnappte, den Rick aus dem Mittelfeld abgeschickt hatte, stand es 35:14, und die ersten Jubelfeiern begannen.
    Die Parma-Fans zündeten Feuerwerkskörper, ließen unentwegt ihre Sprechchöre hören, schwenkten riesige Spruchbänder wie beim Fußball, und irgendjemand warf die obligatorische Rauchbombe. Auf der anderen Seite des Platzes waren die Bergamo-Fans still und geradezu perplex. Wenn du siebenundsechzig Mal hintereinander gewinnst, dann weißt du gar nicht mehr, was Verlieren ist. Das Gewinnen wird zur Selbstverständlichkeit. Eine Niederlage in einem engen, hart umkämpften Spiel wäre schon herzzerreißend genug gewesen, aber das hier war eine richtige Klatsche. Sie rollten ihre Spruchbänder ein, packten ihre Sachen zusammen. Ihre süßen kleinen Cheerleader waren verstummt und sehr traurig.
    Viele der Lions hatten noch nie verloren, und im Großen und Ganzen taten sie es mit Würde. Maschi erwies sich als ein überraschend gutmütiger Zeitgenosse, der mit abgelegten Schulterpolstern auf dem Rasen saß und noch lange nach Spielschluss mit mehreren Panthers plauderte. Er bewunderte Franco für seinen brutalen Hit, und als er von dem »Kill Maschi«-Schachzug hörte, betrachtete er ihn als Kompliment. Und er gestand, dass die lange Siegesserie zu einer Belastung geworden sei und zu viel Druck und zu hohe Erwartungen erzeugt habe. In gewisser Weise sei es eine Erleichterung,

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