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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wirke, seit sie wieder arbeite.
    Mit hochgezogener Augenbraue fragte Pandora: »Sie sieht auf jeden Fall neuerdings ziemlich schön aus, sie hat abgenommen und neue Klamotten. Macht sie Überstunden?«
    »Ein paarmal die Woche arbeiten sie lang.«
    Pandora seufzte. »Du siehst das Nashorn im Raum nicht, oder?«
    »Du meinst den Elefanten im Raum«, verbesserte ich sie.
    »Ich kann falsche Zitate verdammt noch mal nicht ausstehen. Das stammt aus Die Nashörner von Ionesco, eine absurde Allegorie auf den Aufstieg des Nazismus in Deutschland!«
    Was für eine Frau sie doch ist, Tagebuch!
    »Eine letzte Frage«, sagte sie. »Kauft sie BHs mit dazupassenden Slips?«
    »Ja. Warum?«
    »Ha!«, machte Pandora. »Hab ich’s mir doch gedacht!« Damit stand sie auf und ging aus dem Zimmer.
    Als ich Pandora das nächste Mal zu Gesicht bekam, trug sie ihr Kleid vom vorangegangenen Abend und ließ Gracie ihre langen, schweren Haare kämmen.
    »Du hast Haare wie eine Prinzessin«, sagte Gracie.
    »Nicht wie Prinzessin Anne, hoffe ich doch«, gab Pandora zurück.
    Das brachte Bernard Hopkins zum Lachen. »Ich bin Ihrer Königlichen Hoheit 2002 bei einer Buchparty begegnet. Sie hat ein ausgesprochen pferdeähnliches Gesicht. Ich war versucht, ihr ein Stück Zucker zu geben.«
    Als ich Anstalten machte, Frühstück vorzubereiten, wies Pandora mich an, mich wieder hinzusetzen. »Du siehst scheiße aus, Aidy. Warum gehst du nicht zurück ins Bett?«
    Ich setzte mich, ging aber nicht ins Bett. Ich wollte ihre Schönheit betrachten und in ihrer Gesellschaft sein.
    Mittwoch, 2. Januar
    Daisy kam gestern gegen Mittag zurück. Hugo Fairfax-Lycett brachte sie mit dem Auto. Er stieg nicht aus, und Daisy meinte, er müsse die Aufräumarbeiten im Haus beaufsichtigen. »Du glaubst ja nicht, wie manche der Gäste sich benommen haben. Irgendein widerlicher Sack – es kann nur ein Mann gewesen sein – hat doch tatsächlich in ein verstopftes Waschbecken in einem der oberen Zimmer gepinkelt!«
    Ich wechselte das Thema und beriet mich mit Daisy, was wir mit den Überresten des Truthahns machen sollten. »Sollten wir nicht alles wegwerfen?«
    Daisy meinte: »Leg ihn einfach in das kleine Wäldchen und lass ihn für die Füchse liegen.«
    »Ist Fairfax-Lycett nicht Fuchsjäger?«, fragte ich. »Kommst du da nicht in einen Loyalitätskonflikt?«
    »Das ist die eine Sache, die ich an ihm nicht mag«, sagte sie.
    Tagebuch, eine Sache.
    Heute Morgen kam Brett mit meinem Vater vorbei.
    »Lässt du dir einen Bart wachsen?«, erkundigte ich mich.
    »Nein«, sagte Brett. »Ich hab nur keine Lust, mich zu rasieren. Das ist was anderes.«
    Er setzte sich neben Bernard an den Küchentisch, der uns gerade aus dem Independent vorgelesen hatte, dass wir auf die schlimmste Rezession seit den Dreißigerjahren zusteuern.
    Worauf Brett sagte: »Und der Ölpreis ist auf hundert Dollar pro Barrel gestiegen, das hat es noch nie gegeben.«
    »Dir kann es doch egal sein, du hast ja kein Auto mehr«, merkte ich an.
    »Ja, aber ich werde noch mal ein Vermögen machen. Das ist der Unterschied zwischen uns beiden, Adrian. Du hast noch nie Geld verdient und wirst es auch nie – du bist ein Provinz-Loser.«
    Mein Vater sagte: »Kommt schon, Jungs, gebt euch die Hand und vertragt euch wieder.«
    Meinem Vater zuliebe hätte ich Brett sogar die Hand gegeben, aber Brett rannte türenknallend aus dem Haus.
    Mein Vater sah ihm durchs Fenster nach. »Seht ihn euch an!«, rief er bewundernd. »Er läuft wie eine junge Gazelle.«
    »Mein Vater«, sagte Bernard, »ist zu Fuß von Jarrow nach London gelaufen, um die Regierung darauf aufmerksam zu machen, dass wir da oben am Verhungern sind. Ich weiß noch, dass meine Mutter sonntags zum Mittagessen einen Markknochen mit ein paar Möhren und einer Stange Lauch gekocht hat.«
    »Ich dachte, du kämst aus einer bürgerlichen Familie, Bernard«, sagte ich. »Warst du nicht in Cambridge?«
    »Ich hatte ein Stipendium. Hat meinem Vater das Herz gebrochen. Er wollte, dass ich in den Minen arbeite.«
    Donnerstag, 3. Januar
    Daisy geht wieder zur Arbeit. Bevor sie ging, fragte ich sie, wann sie Geld bekäme, ob sie auf Stundenbasis arbeite, was sie für Arbeitszeiten habe und ob sie Überstunden bezahlt bekomme. Ich riet ihr, auf einem Arbeitsvertrag zu bestehen.
    »Warum musst du aus absolut allem den Spaß ziehen, Adrian?«, fragte sie.
    »Ich will ja nur nicht, dass Hugo Fairfax-Lycett dich ausbeutet, Daisy.«
    Zu meiner Verblüffung entgegnete

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