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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dass ich die ganze Nacht haufenweise Betrunkene durch die Gegend kutschiere, die mir auf den Rücksitz kotzen.«
    Die Fassade von Fairfax Hall war von lodernden Wandleuchtern erhellt, die tanzende Lichter auf die efeubewachsenen Mauern warfen.
    Als wir die Stufen zum imposanten Haupteingang hoch stiegen, sagte ich zu Daisy: »Ich hoffe doch, dass er versichert ist. Wenn er nicht aufpasst, fängt der Efeu Feuer, und dann hat er ruckzuck einen Großbrand am Hals.«
    Hugo Fairfax-Lycett stand in der höhlenartigen Eingangshalle, um seine Gäste zu begrüßen. Ein dickes Holzscheit brannte in dem schwarzen Marmorkamin.
    Er küsste Daisy auf beide Wangen und sagte: »Mrs. Mole, Sie sehen einfach hinreißend aus.«
    Mir gefiel nicht, wie er »Mrs. Mole« sagte. Als wäre es ein Insiderwitz zwischen ihm und Daisy. Eine Kellnerin in schwarz-weißer Uniform bot uns ein Glas rosa Champagner von einem Silbertablett an. Ein rascher Blick durch die Halle bestätigte mir, dass ich tatsächlich der einzige Mann war, der keinen Smoking trug.
    In Anspielung auf meinen Anzug sagte Fairfax-Lycett: »Daisy hat mir schon erzählt, dass Sie ein etwas unabhängiger Geist sind. Ich muss sagen, ich bewundere Männer, die keine Angst haben zu zeigen, dass sie gegen das Establishment sind. Ich selbst bin durch und durch Establishment, fürchte ich.«
    Daisy lachte. »Ach, Hugo, du schlägst aber auch manchmal über die Stränge.«
    Daisy zog viele bewundernde Blicke auf sich. Ich muss zugeben, Tagebuch, dass meine Frau fantastisch aussah. Innerlich triumphierte sie, dass sie dank der figurformenden Wäsche von Spanx in ihr Versace-Kleid in Größe 40 passte, das sah ich ihr an. Nach ein paar weiteren Minuten Wortgeplänkel mit Fairfax-Lycett machte Daisy mit mir eine Hausbesichtigung, riss Türen auf und knipste Lampen an, als wäre sie die Schlossherrin. Sie zeigte mir das Büro im ersten Stock, das sie sich mit Fairfax-Lycett teilt. Ihre Schreibtische standen sehr dicht zusammen. Daisy setzte sich auf ihren schwarzen Bürostuhl und wirbelte herum. Auf ihrem Tisch stand ein Foto von meinen Eltern, mir, Gracie und ihr selbst, das im vorletzten Sommer auf der Terrasse des Bear Inn aufgenommen worden war. Ich trug eine ausgebeulte kurze Hose und braune Sandalen, die Daisy inzwischen in den Müll geworfen hat. Die anderen lachten, aber mein Gesicht war eine Grimasse, und meine Augen waren wegen des Sonnenlichts geschlossen.
    »Also, was machst du hier so den ganzen Tag?«, fragte ich.
    »Ich organisiere die Renovierung und Restaurierung des Gebäudes. Ich plane Veranstaltungen, fungiere als Hugos per sönliche Assistentin, bezahle das Personal, und im Moment versuche ich, Sicherheitszäune für den Safaripark und ein Giraffenpaar aufzutreiben.«
    Ich fragte, was eine Giraffe denn so kostete.
    »In den Staaten kriegt man ein Jungtier für fünfundzwanzigtausend Dollar, aber erzähl das nicht weiter. Hugo will nicht, dass die Dörfler jetzt schon von seinen Plänen erfahren, damit sie keine Petition aufsetzen – nicht bevor wir die Baugenehmigung haben.«
    »Niemals wird er eine Baugenehmigung für einen Safaripark bekommen«, sagte ich. »Die Kirche darf schon ihre Glocke nicht mehr läuten, weil es zu laut ist. Da werden sie kaum hinnehmen, dass Löwen brüllen und Elefanten trompeten und Giraffen … die Geräusche machen, die Giraffen eben so machen. Und Pamper Yourself musste sogar den hinteren Schuppen abreißen, in dem sie die Sonnenbänke stehen hatten.«
    Als wir wieder nach unten gingen, übernahm Daisy die Rolle der Gastgeberin und dirigierte die Leute zum Büfett ins Esszimmer. Ich lief den Wellbecks in die Arme, die mir haarklein von ihrem letzten Urlaub in Wales erzählten. Schließlich gelang es mir, mich loszueisen, und ich ging nach nebenan in den Salon, um mir das Streichquartett anzuhören und den Tänzern dabei zuzusehen, wie sie versuchten, auf Händels Where’er You Walk zu tanzen.
    Um zehn Uhr trafen mehrere Wagenladungen von Fairfax-Lycetts Freunden aus London ein. Es überraschte mich, dass Daisy einige von ihnen kannte. Bald stand sie inmitten einer Gruppe, und alle schienen an ihren Lippen zu hängen. Da ich zum Gespräch nichts beizutragen hatte, verdrückte ich mich und ging in die Bibliothek, wo ich eine angenehme Stunde damit verbrachte, mir die Bücher anzusehen.
    Dann begann die Disco mit den ersten Akkorden von »Brown Sugar«, gefolgt von lautem Jubel. Als ich die Tür der Bibliothek einen Spalt aufmachte, sah

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