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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Prozentsatz von Männern mit Prostatakrebs benötigt mehrere Behandlungsrunden, ehe wir Entwarnung geben können.«
    Ich erzählte ihr von meinen neuesten Symptomen, und sie nickte. »Ja, das ist recht normal.« Dann fing sie an, die unterschiedlichen »Wege, die wir beschreiten können« aufzuzählen.
    Ich dachte: »Nein, wir beschreiten keine Wege, Dr. Rubik, es ist ein einsamer Weg, den ich allein gehen werde. Sie winken mir nur vom sicheren Bürgersteig aus zu.«
    Als ich ging, stellte ich fest, dass ich nicht aufgepasst hatte, was sie mir über die Behandlungsoptionen erklärt hatte. Ich ging den Gang hinunter, um Sally im Bestrahlungsraum zu besuchen, aber das Licht vor ihrer Tür war an, was bedeutete, dass sie gerade einem anderen armen Teufel tödliche Strahlen verabreichte. Schließlich ging ich ins Wartezimmer zu meiner Mutter. Sie fragte, wie es gelaufen sei. Ich machte ein unbestimmtes Geräusch in der Kehle und zwang mich zu lächeln. Ich wollte ihr meine schlechten Neuigkeiten nicht erzählen, bis sie uns nicht wohlbehalten nach Hause gefahren hatte.
    Als meine Mutter vor den Schweineställen anhielt, brachte ich ihr die Nachricht bei, dass die Bestrahlung meinen Krebs nicht geheilt hatte. Sie ließ den Kopf aufs Lenkrad fallen, wodurch die Hupe ertönte. Sofort machte mein Vater die Haustür auf und rollte sich die Rampe herunter. Ich stieg aus dem Wagen aus, und er fragte mich: »Was ist mit deiner Mutter los?«
    Ich erzählte ihm von meinem Termin bei Dr. Rubik.
    »Deine arme Mutter«, sagte er. »Hilf ihr aus dem Auto, Aidy.« Dann schlug er sich mit den Fäusten auf die Oberschenkel und rief: »Du solltest dieses beschissene staatliche Gesundheitswesen verklagen! Die haben es doch ganz offensichtlich total versaut.«
    Um eine weitere Selbstgeißelung meiner Eltern zu verhindern, ging ich in mein Haus und hoffte, sie würden mir nicht folgen. Eigentlich hätte ich gern ein paar ruhige Minuten gehabt, um nachzudenken und Daisy anzurufen, aber meine Eltern ließen sich nicht davon abbringen, mir Gesellschaft zu leisten.
    »Kann man PROSTatas transplantieren?«, erkundigte sich mein Vater. »Wenn ja, dann kannst du meine haben, mein Kind.«
    »Du hättest es mit diesem Kristall im Schritt versuchen sollen«, schniefte meine Mutter. »Geschadet hätte es nicht, und vielleicht hätte es geholfen.«
    Endlich konnte ich die beiden überreden, nach Hause zu gehen, und rief Daisy an.
    Sie hob sofort ab. »Adrian! Was hat sie gesagt?«
    Ich berichtete, dass mein Krebs »nicht ganz geheilt« war.
    »Was soll das heißen, ›nicht ganz geheilt‹? Das ist wie ›Ich bin nicht ganz schwanger‹. Entweder bist du geheilt oder nicht.«
    »Nicht«, sagte ich.
    »Hugo«, hörte ich sie zu Fairfax-Lycett sagen, »ich muss nach Hause.«
    »Aber können wir nicht noch schnell …«, sagte er.
    »Nein«, rief sie. »Ich muss nach Hause.«
    Er brachte sie im Land Rover. Mir fiel auf, dass er die Auffahrt geradezu hochkroch, den Schlaglöchern mit übertriebener Vorsicht auswich, und ich dachte mir – vielleicht ungerechtfertigt –, dass er im Geiste unsere Auffahrt mit seiner eigenen verglich, deren Kies jeden Morgen gerecht wird. Als er seinen Geländewagen zum Stehen gebracht hatte, stieg er aus und öffnete Daisy die Tür. Sie wechselten ein paar Worte, und er legte ihr die Hand auf die Schulter, bevor Daisy ins Haus gerannt kam und sich in meine Arme warf.
    Ich habe schon fröhlichere Nachmittage verbracht. Wir versuchten, uns aufzuheitern, indem wir im Wohnzimmer mittels Anzünder und Kleinholz ein Feuer im Kamin machten. Daisy holte ein paar Scheite von draußen, aber sie waren feucht, und das Feuer ging wieder aus. Zusammen gingen wir Gracie vom Kindergarten abholen. Wir wandten beide den Blick vom Friedhof gegenüber ab.
    Auf dem Heimweg erzählte Gracie ohne Punkt und Komma von Schneeflocken. Es gebe Millionen und Abermillionen von Flocken, und keine zwei seien genau gleich. Nach dem Essen setzten wir uns vor den Fernseher, aber ich sah und hörte nichts. Ging früh ins Bett. Daisy kam nach, und wir lagen in die Arme des anderen gekuschelt, bis wir einschliefen.

Donnerstag, 14. Februar
    Valentinstag
    Ich hätte mir mehr Mühe mit Daisys Geschenk zum Valentinstag machen sollen. In letzter Zeit bin ich nicht in der Lage, einkaufen zu gehen, also bat ich meine Mutter, mir etwas in der Stadt zu besorgen. Sie kam mit einer Tüte voll Toilettenartikel zurück, die sie von einem Stand auf dem überdachten Markt

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