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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erreicht. Auf dem Weg durch die Eingangshalle in den Salon, um Daisy zu finden, sagte einer der Kellner zu mir: »Verzeihung, Sir, aber Ihr Hemd steht vorn aus Ihrer Hose raus.«
    Bis ich endlich den Reißverschluss wieder geöffnet, mein Hemd befreit und anständig in die Hose gesteckt hatte, war es zu spät, sich in den Kreis einzureihen, um »Auld Lang Syne« zu singen.
    Später, als ich Daisy die Geschichte erzählen wollte, sagte sie: »Lass das, bitte. Ich hasse Klowitze.«
    Um halb eins rief mein Vater mich auf dem Handy an und bat mich, nach Hause zu kommen. »Deine Mutter schläft komatös, Brett rennt voll wie ein Eimer ohne Jacke draußen rum, die scheiß Kirchenglocken haben Gracie geweckt, und jetzt will sie einen Käsetoast haben. Dabei weiß sie genau«, jammerte er, »dass ich nicht an den Toaster dran komme. Du musst nach Hause kommen.«
    Ich erklärte ihm, dass Dougie Horsefield erst für halb drei Uhr bestellt sei, und sagte ihm, er solle Gracie zurück ins Bett schicken.
    »Du weißt doch, dass ich Angst vor Gracie habe.«
    »Gracie ist ein kleines Mädchen«, sagte ich. »Reiß dich zusammen.«
    »Die Ader in meinem Hals pocht. Ich glaube, ich krieg gleich wieder einen Schlaganfall.«
    Sofort legte ich auf und rief Dougie Horsefield an.
    »Hallo«, sagte er, dann hörte ich ihn einen seiner Fahrgäste anbrüllen: »Wenn du mir auf die Polster kotzt, dann kostet dich das zwanzig Mäuse.« Als er dann noch fortfuhr: »Igitt! Du widerlicher Penner!«, legte ich auf, teilte Daisy mit, dass ich ginge, und machte mich auf den Weg.
    Während ich bibbernd im kalten Wind über die Kies auffahrt knirschte, rannte Pandora mir nach. »Wo gehst du hin?«
    Ich erklärte ihr mein häusliches Problem, und zu meinem Erstaunen sagte sie, sie würde mich begleiten, weil sie keine Lust mehr habe, sich von ihren Wählern Vorhaltungen machen zu lassen.
    »Die sind schon schlimm genug, wenn sie in mein Wahlkreisbüro kommen, aber halb besoffen sind sie unmöglich.«
    »In dem Kleid wirst du erfrieren«, wandte ich ein.
    »Dann müssen wir eben rennen, um uns warm zu halten!«
    Sie nahm mich bei der Hand und, beflügelt von ihrer Gesellschaft und ihrer Energie, fielen wir in einen Laufschritt. Wie sie das in ihren hohen Absätzen schaffte, und wie ich das in meinem Gesundheitszustand schaffte, weiß ich auch nicht.
    Wir brauchten nicht lange. Als wir in unsere Auffahrt bogen und auf die Schweineställe zutrabten, fing es an zu regnen, und wir begegneten Brett. Er suchte die Eingangstür zu seinem »Büro« und schien sich einzubilden, er wäre in London, in Canary Wharf. Wir schleiften ihn durchs Haus und brachten ihn ins Bett. Gott sei Dank war Gracie schon wieder eingeschlafen. Ich legte sie in ihr Prinzessinnenbett, kam dann zurück und half meinem Vater, sich bettfertig zu machen. Er nahm seine Zähne heraus und bat mich, sie zu reinigen, aber ich weigerte mich.
    Als wir wieder nach nebenan kamen, befahl Pandora mir, mir trockene Sachen anzuziehen, und während ich mir Pyja ma und Bademantel anzog, briet sie Speck mit Eiern und kochte eine Kanne Kaffee.
    Beim Essen sagte sie dann: »Du musst besser auf dich achten, Aidy. Es wird Zeit, dass du lernst, egoistisch zu sein, so wie ich.«
    Wir saßen in der Küche und unterhielten uns und warteten auf Daisy, bis ein einsamer Vogel zu singen begann. Schließlich machte ich für Pandora ein Bett in Gracies Zim mer zurecht. Ich warf noch einen Blick auf Bernard. Er schlief tief und fest auf dem Sofa, Casanova’s Chinese Restaurant von Anthony Powell auf dem Gesicht. Bevor ich ins Bett ging, stellte ich mich noch vor die Toilette und versuchte zu pinkeln. Nach zwei langen Minuten hatte ich nicht mehr hervorgebracht als einen Fingerhut voll, aber innerhalb kürzester Zeit stand ich wieder im Bad. Wann ich endlich einschlief, weiß ich nicht, aber es sangen schon viele Vögel, und Daisy war immer noch nicht zu Hause.

2008

Dienstag, 1. Januar 2008
    Nach dem Aufwachen fand ich eine SMS auf meinem Handy.
    Taxi nicht aufgetaucht. Musste hierbleiben.
    Bald zurück, Daisy X
    Diese Nachricht hatte ich gerade einigermaßen verdaut, als Pandora in Daisys Morgenrock hereinkam und mir eine Tasse Tee brachte.
    Ich zeigte ihr Daisys SMS.
    »Es ist eine plausible Ausrede, denke ich mal«, sagte sie. Dann ging sie sich ihre Teetasse holen und setzte sich zu mir auf die Bettkante. »Habt ihr Probleme in eurer Ehe, Aidy?«
    Ich erzählte ihr, dass Daisy in letzter Zeit viel glücklicher

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