Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
klar.«
»Ja, sie hat mir erzählt, dass Sie alles daransetzen, amerikanische Busreisegruppen zu sich zu holen.«
»Leider sind die Amis in letzter Zeit ziemlich nervös, wir müssen sie davon überzeugen, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass die al-Qaida sie in die Luft sprengt, während sie in der Orangerie ihren Tee trinken.« Dann fuhr er fort: »Tut mir leid, wenn ich Ihre Frau in letzter Zeit ziemlich in Anspruch genommen habe, aber wir bereiten das Haus für die Eröffnung im April vor. Es müssen vierunddreißig Zimmer geputzt, dreihundertvierzig Hektar Wildpark gerohdet und ein Wassergraben ausgehoben werden. Sie wissen sicher, wie das ist.«
Ich wollte das Gespräch unbedingt beenden, wusste aber nicht, wie.
»Ich hörte, Sie waren in letzter Zeit nicht so auf dem Damm«, sagte er. Ich bestätigte das.
»Daisy muss Ihnen ein großer Trost sein. Sie ist ein tolles Mädchen.«
Ich sagte, ich hätte in letzter Zeit nicht viel von Daisy gesehen, aber meine Mutter sei sehr hilfreich.
»Gut, gut«, meinte er. »Ja, die Familie ist schon irrsinnig wichtig.«
Ein verlegenes Schweigen entstand. Vermutlich wartete er darauf, dass ich etwas sagte, aber mir fiel absolut nichts ein außer: »Würden Sie ihr bitte ausrichten, sie möchte mich anrufen, wenn sie aufgelegt hat? Danke.«
Danach versuchte ich, die Orangenschnitze zu essen, die meine Mutter für mich vorbereitet hatte, konnte aber nicht. Der Mund tat zu weh. Ich war gewarnt worden, dass das passieren könnte.
Sally kam mich besuchen und fand meine Glatze »lässig«. Ich verfolge ja mit Spannung die endlose Geschichte ihrer Beziehung zu Anthony. Für mich liegt auf der Hand, dass Anthony andere Frauen nebenher hat, aber Sally scheint sein lasterhaftes Verhalten überhaupt nicht wahrzunehmen.
Heute sagte sie: »Eigentlich hätten wir übers Wochenende zusammen nach Wolf Edge im Peak District fahren sollen, aber als er die ganze Campingausrüstung ins Auto gepackt hatte, war kein Platz mehr für mich auf dem Beifahrersitz.«
»Dann ist er also allein gefahren?«, fragte ich.
»Ja. Er klang so enttäuscht am Telefon.«
»Wie groß genau ist denn sein Zelt«, meinte ich etwas skeptisch, »oder sprechen wir hier von einem Pavillon?«
»Es ist ein Viermannzelt, aber die Schlafsäcke nehmen viel Platz weg«, erklärte sie.
»Was fährt er – einen Kabinenroller?«
»Nein, einen Geländewagen, aber er hat viel Proviant dabei.«
»Sally«, sagte ich. »Sie sind nur eins sechzig groß, sie be anspruchen kaum Platz.«
»Schon, aber er braucht den Campingkocher und die Regenkleidung, Gummistiefel, die Wasserkanister, die Kühl boxen, die Zeltbodenplane, das Schlauchboot, die Paddel …«
Tagebuch, ich gab es auf, ganz offensichtlich will sie nicht sehen, was sich genau vor ihrer Nase abspielt.
Auf dem Heimweg sah meine Mutter mich eindringlich an und sagte: »Daisy arbeitet ganz schön viel in Fairfax Hall. Ich hoffe, sie bekommt die Überstunden bezahlt.«
Daisy kam um 22:30 nach Hause. Sie hatte Ärger mit den Arbeitern, die den Wassergraben ausschachten.
»Tja«, meinte ich, »es muss ja auch schwierig für sie sein, wenn sie im Dunkeln arbeiten.«
Montag, 10. März
Eine E-Mail aus Mexiko von Daisys Mutter.
Hallo, meine Tochter. Dein Vater hat mir erzählt, dass Du einen Job in einem englischen Herrenhaus hast. Das sind gute Neuigkeiten. Wann kommst Du uns mit Deinem Mann und der kleinen Gracie besuchen? Arthur arbeitet in Mexiko-Stadt. Er hat jetzt zwei Läden, in beiden verkauft er Schweinefleisch. Wir haben viele hochgestellte Kunden: den Polizeichef, zwei Kardinäle und die Nonnen, die sich um die Waisenkinder kümmern, die auf der Müllhalde arbeiten. Ich hoffe, dass Du noch nicht böse auf mich bist, Daisy. Ich musste weglaufen von Deinem Vater. Jeden Abend hat er drei Stunden ohne Pause mit mir gesprochen. Jeden Tag hat er mir Geschenke gekauft. Wenn er in der Arbeit war, ruft er mich immer am Telefon an und sagt mir, er liebt mich, und ich bin so schön. Deshalb bin ich gegangen. Welche Frau hält das aus? Ich bin glücklich mit Arthur, er behandelt mich nicht gut, jeden Abend muss ich ihm das Essen am Tisch servieren, und ich muss allein in der Küche essen, aber ich bin glücklich.
Alles Liebe von Deiner Mutter
Conchita
Als Daisy mir den Brief zeigte, sagte ich: »Frauen werde ich nie verstehen.«
»Mein Vater hat ihr die Luft zum Atmen genommen.«
Ich fragte Daisy, ob sie Conchita und Arthur, ihren Stiefvater, gern in
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