Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
seien, ich ans Bett gefesselt sei, an einer schmerzhaften Mundhöhlenentzündung leide und dass meine Frau in Hugo Fairfax-Lycett verliebt sei, möglicherweise eine Affäre mit ihm habe und von einer Heirat mit ihm träume.
Eine halbe Stunde später rief Pandora zurück. »Aidy, du klingst, als würdest du in Selbstmitleid baden. Zwing dich dazu, aufzustehen, dusch dich und reiß dich zusammen. Und dann frag Daisy geradeheraus, ob sie wirklich in dieses dämliche Spatzenhirn von Fairfax-Lycett verliebt ist.«
Ich tat alles, was sie gesagt hatte, bis Daisy nach Hause kam. Tagebuch, wenn ich lateinamerikanisches oder mediterranes Blut in mir hätte, dann fiele es mir vielleicht leichter, meine Frau zu konfrontieren und sie des Ehebruchs zu beschuldigen, aber mein reines englisches Blut war mir keine Hilfe. Ich wusste nicht so recht, wie ich das Thema angehen sollte. Im Verlauf des Abends war sie sehr nett zu mir und brachte mir Eiswürfel für die Geschwüre in meinem Mund.
Montag, 17. März
Chemo.
Wachte mit einem Angstgefühl auf, weil ich wusste, dass ich heute mit Daisy über Hugo Fairfax-Lycett sprechen müsste. Als Daisy mir jedoch eine Tasse Tee ans Bett brachte, trug sie schon ihr Kostüm und die hohen Schuhe und sagte, sie müsse zur Arbeit, um »die Broschüre fertig zu machen«, die noch am Vormittag in die Druckerei müsse. Sie sagte, sie nehme Gracie mit, weil Hugos Tochter aus seiner ersten Ehe zu Besuch sei und angeboten habe, mit Gracie Ponyreiten zu gehen.
»Dann spielt ihr also ein fröhliches Familienquartett, ja?«, fragte ich.
»Bestimmt nicht, du weißt doch, dass ich Kartenspiele hasse.«
»Du weißt genau, was ich meine, Daisy.« Einen Moment lang sah sie so aus, als wollte sie etwas sagen, überlegte es sich dann aber offenbar anders und ging ohne ein weiteres Wort.
Als die beiden gegangen waren, kam meine Mutter, um »sich um mich zu kümmern«. Ich wehrte ab, ich sei durchaus in der Lage, mich selbst um mich zu kümmern, aber sie bezog das Bett frisch und half mir in einen neuen Pyjama. Sie wusch mir Gesicht und Hände mit einem eingeseiften Waschlappen und wollte mir schon die Zähne putzen, aber ich entwand ihr die Bürste und erledigte das selbst. Während sie das Schlafzimmer aufräumte und missbilligende Geräusche über Daisys nachlässig verstreute Kleider ausstieß, warf sie mir immer wieder nervöse Seitenblicke zu.
Ich fragte, was los sei.
Worauf sie auf diese wenig überzeugende Art und Weise, die Frauen so an sich haben, entgegnete: »Nichts, nichts.«
Nachdem sie mehrere tiefe Seufzer ausgestoßen hatte, versuchte ich es erneut: »Du hast doch was, Mum. Was ist los?«
»Nein, Aidy, bring mich nicht dazu, es dir zu sagen.«
»Aber ich sehe dir doch an, dass du es kaum für dich behalten kannst, was auch immer es sein mag.«
Da schleuderte sie einen Stapel schmutzige Unterwäsche von Daisy in den Wäschekorb und sagte bewegt: »Glaub nicht, dass mir das Spaß macht, Adrian. Es bricht mir das Herz.«
»Was bricht dir das Herz?«
»Diese Sache mit Daisy. Das ganze Dorf ist empört. Glaubt Daisy denn, wir wären alle blind und taub?«
»Ich vermute mal«, sagte ich, »wir sprechen von Daisy und Fairfax-Lycett?«
Es war, als wäre ein Damm gebrochen. Sie erzählte mir, dass jeder seine eigene Daisy-und-Fairfax-Lycett-Geschichte zu berichten habe: Wendy Wellbeck habe sie in seinem Auto vor dem Postamt Händchen halten sehen, Lawrence, der Friseur, sei Zeuge einer innigen Umarmung auf einem Rastplatz an der A6 geworden, eine Frau, die in Fairfax Hall putzt, hatte Daisys Kreditkarte in seinem Bett gefunden, und Tom Urquhart hatte ihn im Bear Inn mit seiner »hinreißenden halbmexikanischen Rakete« prahlen hören.
Bernard trat in die Schlafzimmertür und sagte: »Du bist nicht der erste Mann, dem Hörner aufgesetzt werden, mein Bester. Wenn man einen Augenschmaus wie Daisy heiratet, besteht immer das Risiko, dass irgendein Strolch sie einem wegnehmen will.«
»Aidy sah sehr gut aus, bis er seine Haare verloren hat«, verteidigte meine Mutter mich.
»Der Kerl ist doch der letzte Trottel. Der braucht mal eine Tracht Prügel. Mir erzählt er von seiner großartigen Bibliothek, und als ich ihn nach der Sammlung frage, sagt er: »Ach, ich hab keine Ahnung von den Büchern. Ich lese nie, aber ich liebe meine Bibliothek.«
Als die beiden wieder weg waren, legte ich mich zurück ins Bett. Jeder normale Mann wäre wütend gewesen, aber ich empfand nur Traurigkeit und eine
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