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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf und versuchte, Daisy anzurufen, landete aber nur wieder bei dem Roboter. Dann probierte ich es mit meinem Handy, aber es war besetzt. Ich konnte nichts anderes tun, als zum Kindergarten zu gehen, um herauszufinden, was mit meiner Tochter passiert war. Hatte Daisy sie mitten auf der Straße stehen lassen, weil ihre Nerven Gracies furchtbares Benehmen endgültig nicht mehr verkraften konnten?
    Bernard erbot sich, für mich hinzugehen, aber ein Mensch von Bernards derangiertem Erscheinungsbild, der auf dem Spielplatz auftaucht und nach Gracie fragt, hätte jeden Streifenwagen im ganzen Landkreis mit kreischenden Sirenen auf den Plan gerufen – spätestens seit er sich auf dem Flohmarkt im Gemeindesaal einen alten Regenmantel gekauft hat.
    Daisy und ich trafen uns vor dem verschlossenen Schultor. Keiner von uns konnte sprechen, weil wir so außer Atem waren. Es ist schon ein Weilchen her, dass ich versucht habe, irgendwohin zu rennen. Sobald ich stehen blieb, gaben meine Knie nach, und Daisy musste mir auf die von eingeritzten Initialen übersäte Holzbank neben der Bushaltestelle helfen. Nachdem sie am Tor geklingelt, ihren Namen in die Gegensprechanlage gekeucht hatte und eingelassen worden war, versuchte ich, mich wieder aufzurappeln.
    Ich hatte den Kopf in die Hände gestützt, als Simon, der Pfarrer, seine Spar-Tüte neben mir abstellte und sagte: »Adrian, geben Sie sich nicht der Verzweiflung hin.« Er setzte sich und legte den Arm um mich. Zu meinem Entsetzen lag in seinen Augen scheußliches Mitgefühl. »Wo Leben ist, ist auch Hoffnung«, murmelte er, »und wenn Sie Gott von Ihrer Bürde erzählen, wird er zuhören.« Es klang, als würde er mir empfehlen, den Kundendienst der British Telecom zu kontaktieren.
    Ich nutzte die Gelegenheit und fragte ihn, ob auf dem Friedhof noch Familiengrabstellen frei seien. »Mir wäre eine Randlage lieber«, sagte ich, »außer Sichtweite des Kindergartens. Und wenn möglich, wäre es schön, wenn die Stelle Abendsonne hätte.«
    Simon meinte, er bewundere meinen Pragmatismus, aber leider gebe es eine lange Warteliste für Beisetzungen. Für den Fall allerdings, dass ich sterben und mich für eine Einäscherung entscheiden sollte, wäre es meinen Angehörigen gestattet, mich auf dem Rosenbeet neben dem Kirchenportal zu verstreuen.
    Als Daisy laut schimpfend über das defekte automatische Warnsystem der Schule wieder herauskam, stand der Pfarrer auf und sagte: »Mrs. Mole, das müssen schwierige Zeiten für Sie sein.«
    »Wie recht Sie haben! Versuchen Sie mal, einen Giraffenwärter zu finden, der für den Mindestlohn arbeitet.«
    Peinlich berührt betrachtete ich den Inhalt der Spar-Tüte des Pfarrers: ein Topf Vaseline, eine Dose Aprikosenhälften, eine Knoblauchknolle und ein Päckchen Wattestäbchen.
    Als er gegangen war, sagte Daisy: »Du siehst furchtbar aus, Aidy. Ich rufe deine Mutter an, damit sie dich abholen kommt.«
    Ich schäme mich nicht, Tagebuch, dir mitzuteilen, dass ich meiner Mutter gestattet habe, mich nach Hause und mit einer Tasse Tee und zwei Schokokeksen ins Bett zu bringen.
    Bernard erbot sich, eine Dose Suppe aufzuwärmen, wenn er aus dem Bear Inn zurückkäme. Als sie beide weg waren, ließ ich den Tränen freien Lauf und weinte zwei Minuten und dreißig Sekunden lang.
    Freitag, 14. März
    Chemo.
    Ich habe beschlossen, die sechs Stunden im Krankenhaus sinnvoll zu nutzen. Also habe ich im Schuppen meinen alten Linguaphone-Russischkurs ausgegraben. Ich hoffe, am Ende meiner Behandlung fließend fragen zu können: »Könnten Sie mir bitte sagen, wo es zu Dostojewskijs Grab geht?«
    Sonntag, 16. März
    Fand heute eine alte Quittung im Mülleimer in der Küche. Auf der Rückseite stand (in Daisys charakteristischer Handschrift):
    Mrs. Daisy Fairfax-Lycett
    D. Fairfax-Lycett
    Daisy Fairfax-Lycett
    Mrs. Hugo Fairfax-Lycett
    DFL
    Tagebuch, das kann nur eines bedeuten.
    Ich suchte nach ihrem Tagebuch, konnte es aber nicht finden. Dann setzte ich mich auf die Bettkante und starrte die Wand an. Rief Pandora an, landete aber auf der Mailbox.
    Hallo, Sie haben die Nummer von Pandora Braithwaite, BA, MA, Dr. phil., MP, gewählt. Falls Sie der Ansicht sind, Ihr Anruf sei von hinreichender Bedeutung, hinterlassen Sie bitte eine kurze, präzise Nachricht, nicht länger als dreißig Sekunden. Falls ich Ihnen beipflichte, dass Ihr Anruf eines Rückrufs würdig ist, werde ich mich bei Ihnen melden.
    Ich hinterließ eine Nachricht, dass mir die Haare ausgefallen

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