Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Mexiko besuchen würde, wenn es mir besserginge. »Nein, Hugo braucht mich, und außerdem können wir uns das sowieso nicht leisten.«
Ich war erleichtert, die Mordrate in Mexiko-Stadt gehört zu den höchsten der Welt.
Dienstag, 11. März
Hatte Besuch von der Abteilung für Umweltkriminalität. Die Verbrecherjäger waren zu zweit – eine junge Frau mit Schmollmund und ein älterer Mann in Regenkleidung. Die Frau zeigte mir ihren Ausweis und fragte, ob sie »auf einen kurzen Plausch« hereinkommen könnten.
»Plausch« ist ein Wort, das ich verabscheue, also sagte ich: »Sie können gern reinkommen und mit mir reden, aber für einen ›Plausch‹ habe ich keine Zeit.« Ich ließ die beiden im Flur stehen, da Bernard in einem zu kleinen Morgenmantel vom Flohmarkt, der vorn ständig aufklappte, in der Küche stand, und im Wohnzimmer meine Mutter meinem Vater mit meinem Spezialknipser die Zehennägel schnitt.
Wie sich herausstellte, ist die Abteilung für Umweltkriminalität dem Gemeinderat unterstellt. Die beiden waren »auf Patrouille« gewesen und hatten bemerkt, dass unsere beiden Mülleimer um 10:17 – »volle zwei Stunden nach der Leerung um 8:16« – noch auf der Straße gestanden hätten, und nun erinnerten die beiden Herrschaften mich daran, dass dies ein Gesetzesverstoß und als solcher mit einem Bußgeld von 100 £ zu ahnden sei.
»Und damit nicht genug«, sagte Schmollmündchen, »der Deckel einer der beiden Tonnen stand fünfzehn Zentimeter weit auf.«
Als ich beteuerte, ich sei zu schwach, um die Tonnen zurück zum Haus zu ziehen, und habe meine Frau angewiesen, besagte Tonnen nicht zu voll zu machen, tauschte das Duo einen, wie mir schien, professionellen Blick.
»Es gibt keine Ausrede, die wir noch nicht gehört haben, Mr. Mole«, sagte die Frau. »Dies ist eine offizielle Verwarnung. Denken Sie in Zukunft daran, vor sieben Uhr dreißig dürfen keine Tonnen herausgestellt werden, und sie müssen bis spätestens halb neun wieder hereingeholt worden sein. Verstanden?«
Sie gingen, bald nachdem Bernard aus der Küche gekommen war, um sich zu erkundigen, warum Stimmen erhoben wurden. Hinterher sagte er: »Erinnert mich an die Zeit in Ostberlin nach dem Krieg, da haben einen die Nachbarn an die Stasi verpetzt, wenn man nachts gehustet hat.«
Mittwoch, 12. März
Heute Morgen kam ich nicht aus dem Bett, und Daisy brachte Gracie zum Kindergarten. Allerdings verließen sie das Haus zu spät, weil Gracie sich furchtbar aufführte. Sie war bester Dinge gewesen, bis sie den Inhalt ihrer Pausenbox sah.
»Igitt!«, quengelte sie. »Ekliges braunes Brot mit Stücken drin und eklige Trauben mit Kernen drin und ekliges Wasser mit Blasen drin. Warum krieg ich kein Snickers und eine Tüte Chips und eine Flasche Cola?«
Ich fürchte, unsere Tochter hat die schlechten Ernährungs gene meines Vaters geerbt. Er ist einmal beinahe verhungert, als er versehentlich einen All-inclusive-Urlaub in einem makrobiotischen Hotel auf einer ansonsten verlassenen griechischen Insel gebucht hatte.
Um 9:35 klingelte das Telefon. Mühsam schwankte ich aus dem Bett, um dranzugehen.
Eine Roboterstimme sagte: »Wenn Sie ein Elternteil oder Vormund oder Erziehungsberechtigter von Gracie Mole sind, drücken Sie die Eins.«
Ich drückte die Eins.
»Dies ist ein automatischer Warnanruf im Auftrag der Kindergarten- und Grundschulverwaltung von Mangold Parva wegen unentschuldigten Fehlens. Ihr Kind, Gracie Mole, ist nicht im Kindergarten. Falls Ihr Kind krank ist, drücken Sie bitte die Zwei. Falls Ihr Kind offiziell von der Anwesenheit befreit wurde, drücken Sie bitte die Drei. Falls Ihr Kind sich auf den Weg zur Schule gemacht hat, aber nicht ankam, drücken Sie bitte die Vier. Falls nichts von alledem zutrifft, drücken Sie bitte die Fünf. Falls Sie mit einem unserer Erzieher sprechen möchten, rufen Sie nicht an zwischen …«
An dieser Stelle, Tagebuch, ratterte der Roboter herunter: »Acht Uhr dreißig und neun Uhr zehn. Elf Uhr zehn und elf Uhr fünfunddreißig. Bitte denken Sie daran, dass der Kindergarten um sechzehn Uhr schließt. Anfragen zu verlorenem Eigentum müssen zwischen den vorher genannten Zeiten gemacht werden.«
Ich drückte die Sechs, einfach um zu sehen, was passieren würde.
Der Roboter bellte: »Die Kindergarten- und Grundschulverwaltung von Mangold Parva übernimmt keine Haftung für Unfälle oder Missgeschicke, die einem Kind außerhalb des Kindergarten- und Schulgeländes zustoßen.«
Ich legte
Weitere Kostenlose Bücher