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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schlimme Vorahnung. Am Nachmittag stand ich auf und schälte ein paar Kartoffeln und Möhren fürs Abendessen. Im Gefrierschrank fand ich noch eine Hackfleischpastete und bereitete dazu eine Soße aus der Tüte zu. Erst als ich die Soße in Daisys blauweißen Lieblingskrug schüttete, fing ich an zu weinen.
    Meine Frau und Tochter kamen mit geröteten Wangen und fröhlich nach Hause. Ich setzte mich auf den Klodeckel und sah zu, wie Daisy Gracie badete.
    Gracie erzählte, »Hugo« habe ihr ein Pony geschenkt, das »meins ganz allein ist«.
    »Was?«, fragte ich. »Fairfax-Lycett hat Gracie ein Pony geschenkt? Ist das nicht viel zu großzügig?«
    Daisy kleckste etwas Kindershampoo auf Gracies nasses Haar und meinte: »Hugo hat ein halbes Dutzend Ponys, die nur rumstehen und nichts machen. Er kann es sich locker leisten, eins davon abzugeben.«
    Es gehört zu Gracies Baderitual, sich rückwärts in das klare blaue Wasser zu werfen, so dass ihre Haare sich ausbreiten und die Seifenblasen davontreiben. Als sie wieder aufrecht saß, fragte ich, wie ihr Pony heiße.
    »Ich habe ihn Narzisse genannt.«
    »Du solltest die Narzissen in Fairfax Hall sehen, Aidy«, erzählte Daisy. »›Beside the lake, beneath the trees, fluttering and dancing in the breeze‹.«
    Ich zitierte Wordsworths berühmtes Gedicht weiter: »Con tinuous as the stars that shine, and twinkle on the Milky Way, they stretched in neverending line, along the margin of a bay.«
    Wir lächelten uns kurz an.
    Dann ließ ich die beiden allein und ging wieder in die Küche.
    Gracie schlief ein, bevor das Essen fertig war, und wurde ins Bett gebracht, und Daisy sagte, sie brächte keinen Bissen herunter. Hugo hatte Mittagessen und nachmittags noch Tee serviert. Um 21:00 rief meine Mutter an und fragte, ob ich schon mit Daisy gesprochen hätte. Ich sagte nein, legte auf und ging ins Bett.
    Dienstag, 18. März
    Heute Morgen hat mich meine Mutter ins Krankenhaus gefahren. Nach der Behandlung suchte ich Sally auf und erzählte ihr, meine Frau habe eine Affäre mit dem örtlichen Großgrundbesitzer.
    »Das klingt ein bisschen nach einer Fernsehsoap«, sagte sie.
    »Nein, mehr nach Heftchenroman. Intellektueller krebskranker Ehemann von halbmexikanischer Frau mit fuchsjagendem, föhnfrisiertem Gutsherrn betrogen.«
    Wir lachten beide, obwohl ich mir sicher bin, dass keiner von uns es auch nur ansatzweise lustig fand.
    Nach dem Essen rief Glenn aus Afghanistan an, um mitzuteilen, dass es »nicht ich bin, wo tot ist«. Als ich ihn fragte, wovon er spreche, sagte er, er habe im dritten Fahrzeug eines Konvois gesessen, und das zweite Fahrzeug sei auf eine Mine gefahren und explodiert. Einer seiner Kameraden war getötet worden, einem anderen musste ein Bein amputiert werden.
    »Das kommt heute in den Nachrichten, Dad. Ich wollte nicht, dass du es siehst und glaubst, ich wäre gestorben.«
    »Aber Glenn«, sagte ich, »du weißt doch, dass sie den nächs ten Angehörigen immer Bescheid geben, ehe sie es an die Medien melden.«
    Es folgte ein langes Schweigen, dann: »Ich wollte es dir nur erzählen, Dad.«
    »Es muss schrecklich für dich gewesen sein«, sagte ich.
    »Das war es, Dad. Zu Hause komm ich mit allen gut klar, Dad. Es ist nicht schön, in einem Land zu sein, wo die Leute einen hassen und umbringen wollen.«
    Wir verabschiedeten uns, und ich wollte gerade die Leitung unterbrechen, als er sagte: »Ganz kurz, Dad, bevor du auflegst, warum kämpfen wir gleich noch mal in Afghanistan? Ich vergess das immer.«
    Ich plapperte etwas von Demokratie, Freiheit, Frauenrechten, Sieg über die Taliban und dass, laut Gordon Brown, »Alki Aida« ihre Anhänger dazu ausbildet, uns hier in England anzugreifen.
    »Aber haben die nicht Trainingslager in anderen Ländern auf der Welt, Dad?«, fragte Glenn.
    Ich musste dem Jungen Recht geben, dass das wahrscheinlich der Fall war.
    »Alles klar, danke, Dad. Mach’s gut.«
    Als Daisy von der Arbeit kam, war sie sehr niedergeschlagen. Ihre Augen waren geschwollen und ihre Wimperntusche verschmiert. Sie sah aus, als habe sie stundenlang geweint. Ich fragte sie, was los sei.
    »Nichts.« Dann holte sie eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank und zwei Gläser vom Regal. Nachdem sie den Wein eingegossen und sich eine Zigarette angezündet hatte, setzte sie sich und malte mit einem Fingernagel ein Muster auf dem Tischtuch nach.
    Sie tat mir leid, und ich sagte: »Es ist Hugo, oder?«
    Übergangslos legte sie den Kopf auf das Tischtuch und

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