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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aus dieser asozialen Hölle weg.«
    Daisy wandte sich an meine Mutter: »Wirst du auf Adrian aufpassen, Pauline?«
    »Ich passe seit fast vierzig Jahren auf ihn auf«, gab meine Mutter zurück. »Ich lag sechsunddreißig qualvolle Stunden in den Wehen, weil sein Kopf so ungewöhnlich groß war. Da werde ich ihn ja wohl kaum jetzt im Stich lassen, oder?«
    Daisy ging in unser Schlafzimmer, dann hörte ich, wie die Koffer vom Schrank gezerrt wurden.
    Bernard kam von einem »Besuch bei einem Freund« zurück und fand meine Mutter, Fairfax-Lycett und mich am Küchentisch vor, keiner sprach mit dem anderen. Ungerührt briet er sich Eier mit Speck und Toast und las schließlich beim Essen in Späte Entdeckungen von Angus Wilson, das er an die Obstschale gelehnt hatte. Er schien eine beruhigende Wirkung auf uns zu haben, denn als Daisy mit zwei offenbar schweren Koffern aus dem Schlafzimmer kam, verabschiedeten wir uns alle einigermaßen höflich, wenn auch Bernard zu Fairfax-Lycett sagte: »Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, als ein Mann, der einem anderen die Frau gestohlen hat, mit ihr in eine unserer Kolonien abhauen musste. Sie sind eine Schande, Sir.«
    Nachdem Daisy und Fairfax-Lycett gegangen waren, weinte meine Mutter ein bisschen. »Ich habe Daisy geliebt. Sie war die Tochter, die ich hätte haben sollen.«
    »Früher war ich in Prinzessin Margaret verliebt«, erzählte Bernard. »Ich hab ihr jeden Tag geschrieben, und bei Fleurop hatte ich einen Dauerauftrag über ein Dutzend dunkelrote Rosen jeden Donnerstag. Dass sie diesen kleinen Kerl mit dem lahmen Bein geheiratet hat, diesen Antony Armstrong-Jones, war für mich unerträglich. Ich bin zur Steilküste von Beachy Head gefahren, hab Margaret einen letzten Brief geschrieben und wollte mich gerade über die Kante werfen, da hat es angefangen zu regnen. Also bin ich zurück zum Auto gelaufen und nach Hause gefahren.« Er wandte sich mir zu. »Mach dir keine Sorgen, Junge. Du hast immer noch deine Mutter und mich.«
    Das also, Tagebuch, ist der Beginn des Alptraums. Meine Gesundheit und mein Glück liegen ab sofort in den Händen von meiner Mutter, Bernard Hopkins und dem staatlichen Gesundheitswesen.
    Mittwoch, 19. März
    Als ich heute Morgen in die Küche kam, saß Daisy am Küchentisch. Sie hatte eine große Kanne Kaffee gekocht.
    »Du bist zurückgekommen«, sagte ich. »Ich wusste es.«
    »Wir haben noch gar nicht über Gracie gesprochen«, erwiderte sie. »Ich will sie mitnehmen. Du kannst dich ja wohl nicht gut um sie kümmern, oder?«
    Ich hatte eine Vision von Gracie, wie sie auf Narzisse reitet und Fairfax-Lycett zuruft: »Schau mal, Daddy!«
    »Nein«, sagte ich. »Gracie bleibt hier bei mir.«
    Daisy goss mir eine Tasse Kaffee ein. »Gracie wäre ohne mich nicht glücklich. Und mal ganz ehrlich, Adrian, ich halte weder dich noch deine Mutter oder Bernard Hopkins für sonderlich geeignet für die Aufgabe. In ein paar Minuten werde ich sie wecken, anziehen und zum Kindergarten bringen, und heute Nachmittag werde ich es sein, die sie dort abholt.«
    Donnerstag, 20. März
    Ich hätte stärker um sie kämpfen müssen, aber ich konnte das Kind ja wohl schlecht Daisys Armen ent reißen , oder? Also musste ich Gracie gegenüber so tun, als machte sie Urlaub in Fairfax Hall, und wohl oder übel lächeln, als ich ihr zum Abschied winkte.
    Jetzt bewohnen also nur noch Bernard Hopkins und ich dieses Haus. Wie ist es dazu gekommen?
    Gegen Mittag kam Brett vorbei und erbot sich, »Fairfax-Lycett das Licht auszuknipsen«.
    Ich sagte: »Ich nehme mal an, das bedeutet nicht, du möch test seine Stromversorgung sabotieren?«
    »Das ist Verbrecherjargon für Mord, Adrian«, erklärte Bernard.
    »Ich weiß, was das heißt, ich habe mich eingehend mit der Geschichte der Gebrüder Kray befasst.«
    »Ich versuche nur zu helfen, Bruderherz«, sagte Brett.
    »Nur mal so aus Interesse«, meinte Bernard, »was würde es kosten, jemandem das Licht auszuknipsen?«
    »In der Provinz?«, entgegnete Brett. »Erschreckend wenig.«
    Später, auf dem Weg ins Krankenhaus, sagte meine Mutter: »Daisy wird es bald satthaben, in Fairfax Hall zu wohnen, mit all den Dienstboten.«
    An einer unübersichtlichen Stelle überholte sie einen Traktor, dann fuhr sie fort: »Und wer will schon zum Klamottenkaufen nach Paris jetten, wenn man doch in Leicester mehr oder weniger das gleiche Zeug kriegt?«
    »Nach Paris?«, fragte ich nach.
    »Ja, er fährt mit ihr übers Wochenende hin. Er

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