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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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›will sie in Dior‹.«
    »Ich mochte sie in H&M.«
    Meine Mutter tätschelte mir die Hand. »Ich würde gern sein Gesicht sehen, wenn er ins Schlafzimmer kommt und ihre Haute Couture über den ganzen Fußboden verstreut sieht.«
    Als ich nach Hause kam, fand ich einen Brief auf der Fußmatte. Es war eine Einladung zur Hochzeit von Nigel und Lance, adressiert an Mr. Adrian und Mrs. Daisy Mole. Da um Antwort gebeten wurde, schrieb ich zurück:
    Lieber Nigel, lieber Lance,
    vielen Dank für die Einladung zu eurer Hochzeit am 19. April. Ich komme sehr gern. Für meine Frau kann ich allerdings nicht sprechen, da sie jetzt bei ihrem Liebhaber Hugo Fairfax-Lycett wohnt. Ihre neue Adresse ist: Fairfax Hall, Mangold Parva, Leicestershire.
    Mit freundlichen Grüßen
    Adrian
    Daisy
    Nicht deine Augen sind es, die ich vermisse,
    nicht dein Haar.
    Deine Lippen will ich küssen,
    doch du bist nicht da.
    Nicht deine Haut ist es, die ich begehr,
    nicht dein Gesicht.
    Spür deine Anmut, ach, so sehr,
    in jedem Gedicht.
    Ob Zeitung, Fernsehkoch
    oder Politik,
    nichts davon erreicht mich noch,
    Komm doch zurück.
    Meine Strickjacken werd ich verbrennen,
    Chips leiser kauen,
    kauf mir sogar ’ne neue Brille,
    werd Privatfernsehen schauen.
    Will lernen, Rock’n’Roll zu tanzen,
    und R & B,
    kümmre mich um die Finanzen,
    wie früher nie.
    Seh mir Big Brother an
    und schwule Helden,
    Les Gala , Bunte und OK! ,
    um mich zu bilden.
    O Daisy, für mich bist du die Größte,
    sei nicht bitter,
    komm zu mir, Liebste, doch und tröste
    meinen Dunklen Ritter.
    A. A. Mole
    (Ehemann von Daisy Mole)
    Freitag, 21. März
    Karfreitag
    Ein sogenannter Feiertag, aber absolut kein Grund zum Feiern.
    Seit Daisy gegangen ist, ist das Haus tot. Sie war diejenige, die abends die Lampen anschaltete und Blumen in die Vase stellte, sie war es, die Läufer glattstrich und Kissen aufschüttelte. Ich vermisse ihr Sammelsurium von Cremetuben im Badezimmer und die Hochglanzmagazine, die sie neben der Toilette aufbewahrte. Bekommt sie sie jetzt nach Fairfax Hall geschickt?
    Und ich hätte nicht gedacht, dass ich Gracie so sehr vermissen würde. Ich vermisse die körperliche Anwesenheit dieses unbezähmbaren kleinen Mädchens, das sich bemüht, der Welt seinen Stempel aufzudrücken. Das Gefühl dieser kleinen starken Arme um meinen Hals. Ich vermisse die selbst ausgedachten Lieder, die sie immer in der Wanne gesungen hat, ich vermisse die Sicherheit ihrer Welt. Sie weiß nichts von atomarer Aufrüstung oder dem Kummer, der davon kommt, dass man jemanden zu sehr liebt.
    Ich kann mir meine Frau nicht mit einem anderen Mann vorstellen. Worüber sprechen sie? Weiß Fairfax-Lycett, dass sie Pulp mag, aber Coldplay nicht ausstehen kann? Dass ihre Lieblingszahl die Sechs ist? Dass ihr Pornoname Cindy Arnez ist? Dass ihre früheste Kindheitserinnerung die an einen Wespenstich bei einem Picknick ist? Weiß er, dass sie Tracey Emin gut findet, Damien Hirst aber für einen Flachwichser hält? Weiß er, dass sie Milch im Tee hasst? Hat sie ihm erzählt, dass sie allergisch gegen Hyazinthenzwie beln, Biowaschpulver und Garnelen ist? Wie wird er auf ihr prämenstruelles Syndrom oder ihre Angst vor Ameisen reagieren?
    Weiß er überhaupt, wie viel Glück er hat?
    Samstag, 22. März
    Nigel rief an. »Das mit Daisy tut mir leid, Moley, aber meinst du, wir bekommen einen Freundschaftspreis, wenn wir unsere Hochzeit in Fairfax Hall feiern?«
    »Offen gestanden, Nigel, widert mich das an. Ich kann noch nicht mal Daisys Namen hören, ohne dass ein kleines Stückchen von meinem Herzen abbröckelt, und du denkst nur daran, wie du ein paar Pennys an deiner Pseudohochzeit sparen kannst.«
    »Komm schon, Moley. Ich liebe dich heiß und innig, aber es war abzusehen, dass sie dich eines Tages verlassen würde. Du kannst eine Treibhausblume wie Daisy Flowers nicht im tropischen London pflücken und sie in den kalten Erdboden von Mangold Parva verpflanzen. Da verwelkt und stirbt sie, Mann.«
    Bevor er seine Gartenbauanalogie noch weiterspinnen konnte, sagte ich: »Ruf doch einfach Daisy auf ihrem Handy an,« und legte auf.
    Mit wem kann ich sprechen, der Verständnis für mich hat?
    Sonntag, 23. März
    Ostersonntag
    Kein Osterei von Daisy dieses Jahr. Ein herber Verlust.
    Gracie wohnt bei meinen Eltern, solange ihre Mutter in Paris ist. Gestern kam ein Brief.
    An die Elter n / Vormun d / Erziehungsberechtigten von
    GRACIE PAULINE MOLE
    Ihr oben genanntes Kind hat am Freitag, dem 27. Juni ,

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