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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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um 14:30 einen Termin bei Dr. Martin Hazlewood in der Klinik für Pädagogische Psychologie .
    Adresse:
    Sigmund House
    Cockfoster Lane 113
    Leicester
    LE2 1SZ
    Als ich meinen Eltern den Brief zeigte, sagte mein Vater: »Alles, was unsere Gracie braucht, ist mal eine anständige Tracht Prügel. Du lässt ihr zu viel durchgehen, Adrian. Sie trampelt auf dir rum, du hast ihre Fußabdrücke auf dem Gesicht.«
    »Sie braucht keinen pädagogischen Psychologen«, pflichtete meine Mutter ihm bei. »Alle Kinder unter fünf sind wahnsinnig. Als du in Gracies Alter warst, hast du immer mit dem Mond gesprochen. Du hast ihn sogar zu deiner Geburtstagsfeier eingeladen und geweint, weil er nicht kam. Weißt du noch, George?«
    Mein Vater krümmte sich vor Lachen. Als er wieder etwas zu Atem gekommen war, sagte er: »Und als es dunkel wurde und der Mond aufging, ist er in den Garten gegangen und hat ein Würstchen im Schlafrock nach ihm geworfen.«
    Es war nett, sie mal wieder zusammen lachen zu sehen, selbst wenn es auf meine Kosten ging.
    Montag, 24. März
    Heute Morgen brachte meine Mutter Gracie vorbei. Angeblich hatte sie sich tadellos benommen, es gab keine Wutanfälle, keine Widerworte und kein wahnhaftes Verhalten, das heißt Gespräche mit dem Mond.
    Meine Mutter wirkte um Jahre jünger. Ich fragte sie, ob sie das Protect&Perfect-Schönheitsserum von Boots No. 7 verwendet hatte (ich hatte gehört, dass die Frauen ganz wild danach sind).
    »Nein, aber ich stehe schon auf der Warteliste. Ich sehe deshalb besser aus, weil ich letzte Nacht acht Stunden am Stück geschlafen habe. Seit Gordon die Northern-Rock- Bank verstaatlicht hat, können dein Vater und ich ruhig schlafen.«
    »Du sprichst von unserem Premier wie von einem engen Freund«, sagte ich.
    »Ich weiß, dass Gordon insgeheim auf der Seite der Arbeiterklasse steht, und wenn er sich erst ein bisschen eingewöhnt hat, wird er seine wahre Gesinnung zeigen.«
    Das brachte mich ziemlich heftig zum Lachen. »Vor ein paar Jahren hast du noch geprahlt, du gehörtest zur Mittelschicht.«
    Wütend gab sie zurück: »Ich hab mich nie als Mittelschicht bezeichnet. Das war dein Vater. Er dachte, als Ver käufer von Nachtspeicherheizgeräten wäre er schon ein halber Manager.«
    Als meine Mutter gegangen war, fragte ich Gracie nach dem Leben in Fairfax Hall aus. Sie berichtete mir, »Hugo und Mami schlafen in einem großen Bett mit einem Vorhang drumrum«, und »Hugo hat mir ein Hündchen gekauft, das Schneeball heißt, weil es überall weiß ist«, und »Hugo hat mir auf Narzisse das Galoppieren gelernt, und ich schlafe in einem Prinzessinnenbett von IKEA«.
    Ich fragte sie, ob sie mich und Oma und Opa Mole vermisse, wenn sie in Fairfax Hall sei.
    »Nein«, sagte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit Bernard zu, der gerade die Quartettkarten austeilte.
    An einem kritischen Punkt (mir fehlte nur noch die vierte Karte der Bäckerfamilie) platzte Brett in die Küche und rief, Bear Stearns sei pleite. Bernard, Gracie und ich sahen einander verständnislos an.
    »Ihr habt keine Ahnung, wovon ich spreche, oder?«, fragte Brett verächtlich.
    »Nein, aber du wirst es uns gleich erklären, stimmt’s?«, meinte ich.
    »Ist ja nur eine der größten Investmentbanken der USA«, sagte er sarkastisch. »Einer der renommiertesten Namen der Wall Street.«
    »Oje«, sagte Bernard.
    »Ihr ›Oje‹ wird Ihnen noch vergehen, wenn sämtliche Geldinstitute der Welt zusammengebrochen sind und Sie auf die Straße gehen und randalieren und die Supermärkte plündern, um nicht zu verhungern.«
    Worauf Bernard milde antwortete: »Hör mal, du kleiner Scheißer, ich bin über sechzig, ich bin jenseits von Randale. Ich würde mich gern in Ruhe zu Tode trinken und das Plündern dem Jungvolk überlassen.«
    Damit nahm Bernard eine Karte und warf sie ab. Es war Mr. Bun, der Bäcker. Ich stürzte mich darauf wie ein wild gewordener Hund und brüllte triumphierend: »Gewonnen!«
    Während Brett die Sonntagszeitung durchstöberte und den Wirtschaftsteil herauszog, sagte er: »Eine Illiquidität des globalen Kapitals ist genauso schlimm wie die eingefrorenen Kreditmärkte im letzten August. Wie weit müssen die Notenbanken noch gehen, um ein System zu unterstützen, das so offensichtlich kaputt ist?«
    Keiner von uns konnte seine Frage beantworten. Schließlich ging er, nachdem er noch verkündet hatte, er habe ein narrensicheres System, wenn er doch nur das nötige Kapital aufbringen könnte. Habe ich mir das

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