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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gold aus dem Süden und Salz aus dem Norden. Wurde einmal beschrieben als der Ort, an dem das »Kamel dem Kanu begegnet«.
    Donnerstag, 12. Juli
    Gracie hatte heute Morgen einen schrecklichen Wutanfall, weil sie unbedingt ihr Arielle-die-Meerjungfrau-Kostüm statt ihrer Schuluniform anziehen wollte. Daisy und ich standen dem Zorn des Kindes ziemlich hilflos gegenüber. Ich erklärte Gracie, dass das Kostüm sie nur in ihrer Bewegungsfreiheit behindern würde und sie wegen des durch die Pfützen schleifenden Fischschwanzes nicht zu Fuß zur Schule gehen könnte. Außerdem müsse die Kleine Meerjungfrau überallhin getragen und dann auf »Felsen« gesetzt werden. Gracie brüllte gerade: »Ich bin ein Fisch! Ich kann zur Schule schwimmen !«, als ich das Feld räumte und meiner Frau meine inzwischen völlig hysterische Tochter in ihrem Halb-Frau-halb-Fisch-Aufzug überließ. Es goss wieder in Strömen, aber das war mir egal. Ich wäre durch einen Taifun geradelt, um dem Lärm in diesem Haus zu entkommen.
    Mr. Carlton-Hayes war wieder nicht da. Ein junger Mann mit einer schwarzen quadratischen Brille fragte mich, ob wir etwas über Tropenkrankheiten dahätten. Er sah ein bisschen angeschlagen aus, deshalb hielt ich Abstand zu ihm und dirigierte ihn zu den Medizinregalen, wo er In fektionskrankheiten und Tropenmedizin von Rachel Isba auf schlug, zwanzig Minuten mit wachsender Besorgnis im Gesicht darin las und dann, ohne etwas zu kaufen, aus dem Laden hastete.
    Als er weg war, besprühte ich den ganzen Raum mit Sagrotan, nur zur Sicherheit. Ich kann mir nicht leisten, krank zu werden.
    Samstag, 14. Juli
    Nigel rief mich in der Arbeit an, um mir mitzuteilen, dass er sich in » einen Leidensgenossen « , einen ebenfalls Blinden, verliebt habe. Wie blöd kann man sein? Es wäre in jeder Hinsicht besser gewesen, wenn Nigel sich einen Mann mit guter Sehkraft ausgesucht hätte. So aber werden Nigel und sein neuer Partner gemeinsam herumtappen, gegen Mö bel stoßen, Getränke verschütten und mitten auf die Straße laufen!
    Ich sagte Nigel, dass er sich sein eigenes Grab geschaufelt habe.
    Er gab zurück: »Ich habe doch immer noch Graham, um mir zu helfen.«
    »Graham ist ein Hund, Nigel!«, sagte ich. »Und er macht es nicht mehr lange. Es ist unfair, von ihm zu verlangen, sich gleich um zwei blinde Menschen zu kümmern. Das bedeutet zusätzliche Arbeit für ihn.«
    »Hab bloß kein Mitleid mit Graham«, sagte Nigel bitter. »Er war in letzter Zeit stinkend faul. Gestern sollte er mir ein sauberes Handtuch aus dem Wäscheschrank holen, aber er hat sich nicht aus seinem Korb bewegt.«
    Sonntag, 15. Juli
    Nigel hat angerufen. Völlig am Ende.
    Graham ist tot. Der Tierarzt meinte, er sei wahrscheinlich seit mindestens zwölf Stunden tot.
    »Und dir ist gar nicht aufgefallen, dass der arme Hund nicht mehr atmet?«, fragte ich schneidend. »Angeblich haben Blinde doch so ein hervorragendes Gehör?«
    »Du verwechselst mich mit Superman«, presste Nigel zwischen Schluchzern hervor. »Wie dem auch sei, Mole, ich möchte, dass du herkommst und Graham hinten im Garten beerdigst.«
    Später sagte ich zu Daisy: »Warum ich? Warum bitten die Leute immer mich, ihre toten Hunde zu begraben?«
    »Wieso, wie viele tote Hunde hast du denn schon begraben?«
    »Zwei«, sagte ich. »Bert Baxters Hund Sabre und unseren eigenen alten Hund.«
    »Wie hieß der?«, fragte sie.
    »Hund. Er hatte keinen Namen.«
    »Also zwei Hunde innerhalb von wie vielen Jahren?«
    »Fast zwanzig.«
    »Das kann man ja wohl kaum als regelmäßigen Nachschub an toten Hunden bezeichnen, oder?«
    22:00
    Niemand ist in der Hundebegräbnissache auf meiner Seite. Meine Mutter warf mir Gefühllosigkeit vor: »Du brichst das Herz von zwei blinden Männern.«
    Ich wies darauf hin, dass Nigel und Lance eine Kajaktour durch die norwegischen Fjorde planen, also sollten sie doch wohl mehr als in der Lage sein, zusammen ein ausreichend großes Loch für einen gelben Labrador auszuheben.
    Mein Vater boxte mich von seinem Rollstuhl aus auf den Arm. »Ich würde das Loch selbst buddeln, wenn Gott mir keinen Schlaganfall geschickt hätte.«
    »Das war nicht Gott, George«, sagte meine Mutter mit seitlich hochgezogener Oberlippe. »Das waren Schweineschwarten und vierzig Kippen am Tag.«
    Als ich nach Hause kam, rief ich Nigel an und fragte ihn, ob er einen Spaten habe.
    »Ich hab noch nicht mal einen Spaten besessen, als ich noch was sehen konnte. Warum zum Henker sollte ich jetzt einen

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