Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
während man von rund einem Dutzend schwuler Männer kritisch beäugt wird, ist keine Erfahrung, die ich gerne wiederholen möchte.
    Schließlich wurde der Deckel auf die Kiste gelegt und Graham zur letzten Ruhe gebettet. Ich war der einzige Anwesende, der die gesamte Zeit über trockene Augen behielt.
    Liebes Tagebuch, sollte ich mir Sorgen über meine emotionale Distanziertheit machen? Oder sollte ich mir zu meiner Selbstbeherrschung gratulieren?
    Nigel trug ein von Lance verfasstes Gedicht vor.
    » Graham« von Lance Lovett
    Graham, hör ich dein Bellen wieder?
    Ist das dein Knurren, Lieber?
    Bist du bei uns am Tag,
    bei uns in der Nacht?
    Bist du es, der treu
    über uns wacht?
    Du warst uns’re Stütze,
    warst unser Licht.
    Dein Blick war beseelt,
    dein Fell so dicht.
    Ach wärst doch so früh
    von uns gegangen nicht.
    Das Gedicht vereinte alles in sich, was ich an Amateurdichtung hasse. Es war kitschig, abgedroschen, das Metrum stimmte nicht, und es war überladen mit Klischees, aber alle anderen waren hingerissen, und Lance wurde wieder und wieder beglückwünscht.
    Wir gingen nicht mehr zu Wayne Wong. Daisy trank zu viel rosa Sekt und äußerte sich ziemlich ausfallend über meine Strickjacke, daher brachte ich sie nach Hause, ehe es eine Szene gab.
    Zwölf Mal auf der Toilette gewesen.
    Mittwoch, 25. Juli
    Das halbe Land steht unter Wasser. In den Nachrichten sieht man Autos und ganze Bäume in den Stromschnellen treiben, die einst Straßen waren. Ich bin zum Bach gelaufen, er hat sich von einem klaren Rinnsal in eine Wildwasserhölle verwandelt, und er dringt auf das Grundstück der Schweineställe vor.
    Gordon Brown hat das Kommando über die Hochwasser krise übernommen. Er hält viele Sondersitzungen ab. Die Zei tungen übertreiben ein wenig mit Schlagzeilen wie »Gordon rettet überflutete Briten«. Man könnte ja glauben, er würde eigenhändig Sandsäcke schultern oder Wasser pumpen.

Mittwoch, 8. August
    Nutzte die Abwesenheit meiner Eltern aus. Sie sind bei einer Protestversammlung im Bear Inn, die anlässlich der geplanten Schließung des Postamts einberufen wurde. Ich wollte die Ausgabe von Jane Eyre suchen, die meine Mutter sich ausgeliehen hat und von der sie Stein und Bein schwört, sie habe sie mir zurückgegeben. Und tatsächlich fand ich das vermisste Buch auf dem ramponierten Tisch, den sie »Schreib tisch« nennt, unter einem Stapel von Büchern über schlimme Kindheiten.
    Sie nannten mich »Es« lag da, Die Asche meiner Mutter von Frank McCourt, Krass! von Augusten Burroughs, aber für mich interessanter war ein Karton mit der Aufschrift Die Flasche meiner Mutter . Ich machte den Deckel auf und fand ein paar beschriebene Seiten darin, die ich am Schreibtisch stehend las. Es war ein Bericht über ihre Kindheit auf den Kartoffeläckern Norfolks. Das Buch meiner Mutter ist ein Lügengespinst. Besser gesagt ist es Lügenpackpapier – Gespinst ist ein viel zu zartes Gleichnis für ein so betrügerisches Unterfangen.
    Die Flasche meiner Mutter von Pauline Mole
    Ich wurde mitten auf einem Kartoffelacker unweit des Dorfes Hose in der Grafschaft Norfolk geboren. Ein eisiger Ostwind umwehte die Oberschenkel meiner Mutter, während ich mir meinen Weg in eine Welt von Armut und Schmerz bahnte.
    Mein Vater war ein brutaler Riese, mit dichtem schwarzem Haar und einem verfilzten Bart. Auf der Dorfschule lernte er lesen und schreiben und erwies sich als hervorragender Schüler. Sein Lehrer Mr. Chipper ermutigte ihn, sich in Cambridge zu bewerben. An dem Tag jedoch, an dem er die Prüfung ablegen sollte, kam er fünf Minuten zu spät, da er barfuß aus seinem Dorf dorthin laufen musste. Er wurde abgewiesen, und bei seiner Heimkehr verbrannte er jedes Buch und schwor, niemals wieder eine Zeile zu lesen.
    Meine Mutter war eine der großen Schönheiten Norfolks gewesen, sie war von adliger Herkunft und meinem Vater begegnet, als sie mit der Jagdgesellschaft von Sandringham ausritt. Beim Überqueren eines Kartoffelackers war sie von ihrem Pferd gefallen, und mein Vater war ihr zu Hilfe gekommen. Die Liaison der beiden löste einen großen Skandal aus, und meine Mutter, Lady Clarissa Cavendish-Stronge, heiratete meinen Vater und wurde Mrs. Sugden. Nie hörte ich meinen Vater sie bei ihrem Namen nennen, es hieß immer »du da«.
    Schon eine halbe Stunde nach der Entbindung zerrte mein Vater meine Mutter auf die Füße und bestand darauf, dass sie ihre Arbeit wieder aufnahm und Kartoffeln aus der schwarzen Erde

Weitere Kostenlose Bücher