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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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behindern rechtmäßige Reisende? Wird es nicht langsam Zeit, dass die Regierung in den sauren Apfel beißt und Lkw durch unterirdische Tunnel leitet? Wenn man einen Zug unter dem Ärmelkanal hindurchführen kann, dann müsste es doch auch möglich sein, die wichtigsten Städte über Lkw-Strecken unter der Erde miteinander zu verbinden.
    Um Geld zu sparen, aßen wir unterwegs selbst geschmierte Sandwiches. Ich fand es egoistisch von meinem Vater, für seines auf Camembert als Brotbelag zu bestehen. Schon bevor meine Mutter die Tupperdose öffnete, war der Geruch schlimm. Als der Deckel entfernt wurde, fing Gracie an zu weinen. Ich öffnete die Fenster, und alle brüllten mich an, sie sofort wieder zu schließen.
    Etwas von der verlorenen Zeit konnte ich auf der A 43 wieder aufholen, aber um Oxford herum herrschte stockender Verkehr, der sich erst wieder auf der A 34 Richtung Newbury auflockerte.
    Wir kamen genau in dem Moment an Bohnenstanges Bungalow an, als der Leichenwagen mit dem Sarg vorfuhr. In der Auffahrt parkten Dutzende von Motorrädern, und viele Menschen in schwarzer Lederkleidung unterhielten sich leise in kleinen Grüppchen.
    Bis ich den Rollstuhl aus dem Kofferraum geholt und meinen Vater hineingesetzt hatte, war der Leichenwagen abfahrbereit zum Krematorium. Es blieb keine Zeit mehr, den fantastischen arbeitssparenden Bungalow von innen zu inspizieren. Von außen sah er wenig ansprechend aus, und der Meerblick war in meinen Augen ziemlich öde, es gab keine Brecher und keine Wellen. Das Meer lag einfach nur da, ohne groß etwas zu machen.
    Die Hells Angels waren weniger Engel als Kinder der Nachkriegsgeneration. Die meisten von ihnen hatten graue Haare unter ihren Helmen. Doreens Sarg wurde von einer Motorradeskorte begleitet, die einiges Aufsehen erregte, als wir an der Uferpromenade vorbeizogen.
    Am Krematorium gab mir ein großer Mann, der mir bekannt vorkam, ein Programm mit Bohnenstanges Foto auf dem Deckblatt und sagte: »Hallo, Adrian, ich bin Maxwell – Doreens älterer Sohn.«
    »Maxwell House!«, rief ich.
    »So nennt mich heute niemand mehr«, sagte er unwirsch.
    Ich drückte ihm mein Beileid aus, worauf er entgegnete: »Es musste ja so kommen. Sie ist gefahren wie eine Verrückte.«
    Brett saß bereits in einer der vorderen Bankreihen und schluchzte demonstrativ. Als meine Mutter meinen Vater durch den Mittelgang schob, gab Doreens Seite der Familie kollektiv ein missbilligendes Grummeln von sich. Mein Vater hielt den Blick gesenkt, als wäre er höchst fasziniert von den Steinfliesen auf dem Fußboden.
    Es gab leichte Unklarheit darüber, wo wir, die Moles, sitzen sollten. Im Endeffekt saßen wir unmittelbar hinter Brett. Dann erfüllte Meat Loaf die kleine Kapelle mit seinem »Bat out of Hell«, und ein Mann mit langen, fettigen Haaren und Lederkluft kam durch eine Seitentür herein und stieg auf die Kanzel. Er erklärte, Doreen Slater habe in ihrem Testament um eine weltliche Trauerfeier gebeten, da – ich zitiere – »ich, nachdem George Mole mich verlassen hatte und zu seiner Frau zurückgekehrt war, wusste, dass es keinen Gott gibt«.
    Alle Köpfe wandten sich meinem Vater zu, der seinen daraufhin noch tiefer senkte. Meine Mutter hingegen hielt den Blicken trotzig stand und murmelte halblaut: »Er wusste schon, was gut für ihn war.«
    Im Anschluss forderte der Redner, der sagte, sein Name sei Rick, verschiedene Leute auf, nach vorn zu treten und ein paar Worte zu sprechen. Maxwell House (Bohnenstanges unehelicher erster Sohn) stand auf und sagte, dass seine Mutter zwar unter Depressionen gelitten habe, nachdem sie von George Mole verlassen worden war, in späteren Jahren aber großes Glück und Kameradschaft im Charter Bournemouth gefunden habe.
    Mit brechender Stimme erzählte ihr letzter Freund, Yeovil Tony, dass er Doreen gebeten habe, ihn zu heiraten, sie aber mit den Worten abgelehnt habe: »Nein, ich lebe in der Hoffnung, dass George Mole eines Tages zu mir zurückkommt.« Tränen glitzerten in seinen Augen, als er sagte: »Sie war eine wunderbare Frau.«
    Dann sang Robbie Williams »Angels«, und Brett ging nach vorn und sagte, seine Mutter habe ein sehr schwieriges Leben gehabt. Ihre Magersucht habe ihr viel Kummer gebracht, mancher gemeine Mensch habe sie verspottet und Bohnenstange genannt. Er sagte: »Ja, es stimmt, dass mein Vater George Mole meiner Mutter das Herz gebrochen hat, aber ich glaube, es ist mir gelungen, ihr ihre letzten Jahre zu verschönern. Zu ihrem

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