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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fühlt, könnte Dr. Coogans Untersuchung sicher mit Humor nehmen. Könnte sie lachend abtun oder in derber Rugbyspieler-Manier beschreiben. So ein Mann bin ich aber nicht.
    »Versuchen Sie, sich zu entspannen«, sagte der Arzt.
    Gott weiß, dass ich mich bemüht habe, Tagebuch. Ich habe versucht, mich an eine Entspannungsübung zu erin nern, die einer meiner Therapeuten mir vor Jahren beigebracht hat. Dabei musste man sich vorstellen, in einem dunkelblauen Meer an einer kleinen verlassenen Insel vorbeizuschwimmen.
    Um einen Scherz bemüht, sagte Dr. Coogan: »Wenn Sie sich nicht entspannen, Mr. Mole, klemmen Sie meinen Finger möglicherweise für immer in Ihrem Hintern fest.«
    Ich strengte mich an, meine Rektalmuskeln zu lockern, und endlich zog er seinen Finger wieder heraus.
    »Wow«, meinte er, »so kräftige Muskeln sind mir selten begegnet.«
    Ich zog meine Unterhose und Hose hoch und sagte: »Ja, ich wurde schon einmal als analfixiert bezeichnet.«
    Er warf seine blauen Handschuhe in den Mülleimer und wusch sich die Hände in einem kleinen Waschbecken. »Ich schreibe Ihnen eine Nachricht an Ihren Hausarzt, damit er Ihnen Blut abnimmt.« Er kritzelte etwas auf einen Zettel und steckte ihn in einen braunen Umschlag.
    Ich las den Zettel auf dem Weg zum Parkplatz. Da stand:
    Lieber Dr. Wolfowicz,
    Ihr Patient Adrian Mole war heute bei mir in der Sprechstunde.
    Ich habe eine DRP vorgenommen und bitte Sie, Blut abzunehmen, einschließlich PSA. Dieser Mann hat vergeblich versucht, einen Termin bei Ihnen zu vereinbaren, und war daher gezwungen, diese Notaufnahme aufzusuchen. Bitte weisen Sie einen Ihrer Mitarbeiter an, Mr. Mole so bald wie möglich anzurufen und ihm einen Termin zu geben.
    Mit freundlichen Grüßen
    T. Coogan
    Assistenzarzt
    Zu Hause wurde ich mit eisiger Höflichkeit begrüßt. Ich aß allein. Daisy hatte Bolognesesoße gekocht, war aber wie üblich sehr großzügig mit dem Oregano gewesen. Als sie in die Küche kam und mich dabei ertappte, dass ich den Großteil des Essens in den Mülleimer unter der Spüle schabte, sagte sie kein Wort, aber der Blick, mit dem sie mich bedachte, wäre Lots Frau würdig gewesen.
    Habe mir ein paar Minuten einer Dokumentation über den 11. September angesehen, musste aber ausschalten. Daisy hat mich nicht gefragt, wie es beim Arzt war. Schon die zweite Nacht in Folge haben wir getrennt geschlafen.
    Dienstag, 11. September
    Morgens verließ ich das Haus bei strömendem Regen in meiner Regenkleidung.
    Daisy musterte mich von Kopf bis Fuß und sagte: »Du siehst aus wie dieser alte Kerl, der früher auf den Sardinendosen von John West abgebildet war. Und das ist kein Kompliment.«
    Auf der Schnellstraße wurde ich beinahe von einem Tanklaster umgemäht. Daraufhin stieg ich ab und schob das Fahrrad den restlichen Weg. Als ich ankam, fragte Mr. Carlton-Hayes, wie mein Arztbesuch gelaufen sei. Meine Augen füllten sich mit Tränen, und ich musste mich abwenden, bevor ich mich traute zu antworten.
    Donnerstag, 12. September
    Heute Morgen um 7:45 rief Mrs. Leech an und teilte mir mit, sie habe einen Termin für 8:20 gemacht. Dr. Wolfowicz wohnt in einer alten Villa außerhalb des Dorfes. Die ehemaligen Stallungen hat er zu einer Praxis umgebaut. Beim Warten las ich in einer abgegriffenen Ausgabe des Sainsbury’s- Magazins. Darin war ein Artikel von Jamie Oliver über Bolognesesoße. Er zählte verschiedene Rezepte auf, aber in keinem davon erwähnte er etwas von Oregano. Sorgfältig riss ich die Seite heraus und steckte sie in die Tasche.
    Mrs. Leech hing ununterbrochen am Telefon und sagte Leuten, dass es keine Termine gebe. Als ich aufgerufen wurde, reichte sie mir meine Krankenakte und sagte: »Sie werden die altmodischen handschriftlichen Notizen brauchen. Dr. Wolfowicz ist technisch zurückgeblieben und kann eine Maus nicht von einem Modem unterscheiden.«
    Dr. Wolfowicz sah aus, als hätte er soeben eine Schicht im Danziger Stahlwerk beendet. Sein riesiges Gesicht hätte aus Stein gemeißelt sein können. Wird es nicht Zeit, dass er sich mal einen anständigen Anzug kauft? Immerhin ist er seit drei Jahren in diesem Land. Wobei ich zugeben muss, dass sein Englisch sich verbessert hat.
    Er murmelte. »Ich versuche nur eben, Sie in unserem System aufzurufen.« Er drehte sich zu dem Computer auf seinem Schreibtisch um und tippte auf ein paar Tasten. Nachdem er meinen Namen eingegeben und mich gefragt hatte, ob ich inzwischen in Belfast lebe, worauf ich antwortete: »Nein,

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