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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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World , einer von einem Ghostwriter verfassten Autobiografie. Mr. Carlton-Hayes hatte in der irrigen Annahme, das Buch habe etwas mit der Bedeutung des Jordan für den Mittleren Osten zu tun, fünfundzwanzig Exemplare bestellt.
    Mittags waren sämtliche fünfundzwanzig Bücher verkauft. Mr. Carlton-Hayes war sehr erleichtert und meinte: »Vielleicht überlasse ich die Bestellungen in Zukunft lieber Ihnen, mein Lieber.«
    Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um ihn. Gestern hatte er vergessen, wer Der Knüller geschrieben hat, eines seiner Lieblingsbücher. Immer wieder sagte er: »Nicht verraten, Adrian. Ich weiß, dass es eine Frau war.«
    Ich gab ihm einen Tipp. »Nein, es war ein Mann mit einem Frauennamen.«
    Mitten am Nachmittag rief er plötzlich: »Evelyn Waugh!«
    Je schusseliger und vergesslicher er wird, desto mehr muss ich im Geschäft machen. Ich habe ihm dreimal gesagt, dass ich am Dienstagmorgen ins Krankenhaus muss, aber als wir den Laden zuschlossen, fragte er mich schon wieder, wann mein Termin sei. Ich weiß, dass er sich Sorgen um mich macht. Manchmal glaube ich, er betrachtet mich als den Sohn, den er nie hatte.
    Sonntag, 7. Oktober
    Den Großteil des Tages damit verbracht, an Pest! zu arbeiten. Habe eine Szene für Mrs. Lewis-Masters’ Haushälterin Mrs. Golightly geschrieben.
    Pestkranker sitzt zusammengesunken auf dem Dorfanger. Es tritt auf eine dicke, fröhliche Frau. Sie geht auf den Pestkranken zu.
    Dicke, fröhliche Frau : Du siehst ein wenig unpässlich aus.
    PESTRKANKER : S’ist wahr, mein Körper ist reichlich versehen mit Wunden.
    Dicke, fröhliche Frau : Hast du die Pocken?
    PESTKRANKER : Nein, denn nie lag ich bei einer Frau, einem Mann, noch einem von Gottes Getier des Feldes. Ich hielt meine leibliche Hülle rein, auf dass ich einst an der Himmelspforte eingelassen werde.
    Dicke, fröhliche Frau : Ich fürchte, ich werde geradewegs in die Hölle fahren und in alle Ewigkeit gemartert werden von den Flammen und des Teufels Gabel, denn ich lag bei vielen in diesem Dorfe, Maiden und Männern.
    PESTKRANKER : Ich spüre den Tod in meinem Nacken. Er hat die Hand um mein Herz gelegt.
    Von rechts fliegt eine Aaskrähe auf die Bühne und kreist über den Köpfen der beiden.
    Dicke, fröhliche Frau : Ich eile zum Abt und hole Bruder Andrew. Er kennt Trünke und Kräutlein, die dich vielleicht von dieser graus’gen Geißel heilen können.
    Die Aaskrähe landet vor den Füßen des Kranken und pickt nach seinen Stiefeln. Die dicke, fröhliche Frau geht links ab.
    Ich bin sehr zufrieden mit dieser Szene. Meiner Ansicht nach sind die Atmosphäre und die Sprache sehr gut getroffen. Ich identifiziere mich stark mit dem Pestkranken. Nächste Woche werde ich mit der Besetzung der Rollen anfangen müssen, wovor mir graut. Die Mangold Parva Players sind berüchtigt für ihre Streitsucht, wenn sie nicht die besten Rollen bekommen.
    Montag, 8. Oktober
    Mein Vater erzählte mir, dass er bei seiner Kernspintomografie nach fünf Minuten die Sitzung abbrach und verlangte, aus der Röhre geholt zu werden. Die Ärzte seien extrem verärgert gewesen und hätten gesagt, dass Hunderte von Leuten auf der Warteliste stünden. Worauf mein Vater entgegnete: »Es ist nicht meine Schuld, dass ich an Klaustrophobie leide. Ich bin 1953 in dem Verschlag unter der Treppe eingesperrt worden. Meine Mutter und ihre Schwester haben sich Vom Winde verweht angesehen und mich völlig vergessen.«
    Ich fragte meinen Vater, warum er unter der Treppe eingesperrt worden war.
    »Ach, es war überhaupt nichts Schlimmes. Ich hab zwei Goldfische an die Katze verfüttert.«
    Ich erklärte ihm, dass Grausamkeit gegenüber Tieren ein frühes Anzeichen psychopathischen Verhaltens sei.
    »Die Goldfische haben nicht gelitten«, sagte er. »Die Katze hat ihnen schnell und sauber die Köpfe abgebissen.«
    Dienstag, 9. Oktober
    Kernspintomografie-Tag
    Daisy veranstaltete gestern Abend unverhältnismäßig viel Wirbel darum, was sie heute ins Krankenhaus anziehen sollte. Sie ging ihre gesamte Garderobe durch, probierte ihre Lieblingssachen an, warf sie dann nacheinander auf einen Haufen in der Schlafzimmerecke und jammerte: »Nichts passt mehr.«
    Ich versuchte, sie zu beschwichtigen, indem ich sagte: »In Schwarz siehst du immer gut aus«, aber sie meinte, sie könne unmöglich Schwarz tragen, das sei viel zu »begräbnismäßig«. Sie wolle sich lieber optimistisch fühlen, was die Ergebnisse der Kernspintomografie betreffe.
    Liebes Tagebuch,

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