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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und mein Vertrauen in die Medizin und die staatliche Gesundheitsfürsorge setze.
    »Wir müssen jede Möglichkeit ausloten, Aidy«, gab meine Mutter zurück. »Verschließ deinen Geist nicht den alternativen Heilmethoden. Ich verabreiche deinem Vater inzwischen Seetangextrakt, und das hat ihn ohne Ende auf gemöbelt.« Als ich sie zur Tür brachte, flüsterte sie: »Ein Produzent der Jeremy Kyle Show hat mich heute Morgen angerufen. Sie wollen Rosie, Lucas und mich in ein paar Wochen in der Sendung haben.«
    Ich flehte sie an, sich das noch einmal zu überlegen, und fragte sie, warum sie sich nicht einfach für Der Schwächste fliegt bewerbe, wenn sie unbedingt ins Fernsehen wolle. Sie teilte mir mit, dass Rosie und ihr schrecklicher Freund, Trevor »Mad Dog« Jackson, übers Wochenende zu Besuch kämen. Ich riet meiner Mutter dringend, ihre Wertsachen wegzuschließen und ihr Portemonnaie und die Kreditkarten zu verstecken, und erinnerte sie daran, dass Mad Dog ihr bei seinem letzten Besuch das goldene Medaillon mit einer Locke meines Babyhaars darin gestohlen und gegen ein Tütchen Kokain eingetauscht hatte.
    Sie sagte: »Der arme Mad Dog, er war damals völlig verzweifelt, weil er mich bestohlen hatte. Versetz dich doch mal in seine Lage, Aidy. Stell dir vor, du bist süchtig und hast kein Geld, was würdest du denn machen?«
    »Es überrascht dich vielleicht, Mutter, aber ich bin unfähig, mich in die abstoßende Lage von Mad Dog zu versetzen. Der Mann ist zu nichts gut.«
    »Vielleicht sollten wir Jeremy Kyle von Mad Dog erzählen …«, überlegte meine Mutter. »Möglicherweise kann er ihm einen Platz in einer Entzugsklinik besorgen, Arbeit für ihn finden, ihn in einen Aggressionsbewältigungskurs stecken, seine Alkoholprobleme aus dem Weg schaffen und etwas gegen seine Kleptomanie unternehmen.«
    Mit vernichtendem Tonfall sagte ich: »Und wenn er schon dabei ist, könnte Jeremy ja auch gleich die Armut auf der Welt beenden und die Erderwärmung stoppen.«
    Donnerstag, 11. Oktober
    Noch kein Wort über meine Kernspin-Ergebnisse. Mitten in der Nacht wachte ich auf und bekam keine Luft. Wer de ich nächstes Jahr um diese Zeit unter der Erde auf dem Friedhof von Mangold Parva liegen? Welcher bedauerlicherweise genau gegenüber von Gracies Kindergarten liegt.
    Freitag, 12. Oktober
    Heute Morgen rief Mrs. Leech aus der Arztpraxis an, um mir mitzuteilen, dass die Ergebnisse da seien und Dr. Wolfowicz mich sprechen wolle. Ihre Stimme verriet nicht, ob die Neuig keiten gut oder schlecht sind.
    Ich brachte Gracie zu Fuß zum Kindergarten. Sie hatte großen Spaß daran, mit den Füßen durch das Laub am Wegesrand zu pflügen. Ich warf einen Ast in den Kastanienbaum am Dorfrand und holte ein halbes Dutzend Kastanien he runter. Als ich die stachelige Hülle öffnete und Gracie die glänzenden braunen Früchte darin zeigte, klatschte sie vor Freude in die Hände und sagte: »Ist das Zauberei, Dad?«
    Ich erklärte ihr, dass Englands Kastanien derzeit an einer Baumkrankheit stürben und dass es, wenn sie erwachsen wäre, möglicherweise keine mehr gäbe.
    Sie sagte: »Dann wird es andere Sorten von Bäumen geben, Dad.«
    Nachdem ich sie im Kindergarten abgesetzt hatte, versuchte ich, den Blick auf den Friedhof gegenüber zu vermeiden, aber trotzdem bemerkte ich einen von verwelkten Blumen bedeckten frischen Erdhügel.
    Dr. Wolfowicz’ Wartezimmer war voll. Die meisten Leute darin kannte ich flüchtig, aber ich hatte keine Lust zu reden. Als ich an der Reihe war, stand ich nur zögerlich auf. War mein Tumor auf meine Prostata begrenzt, oder hatte er sich bereits auf andere, lebenswichtigere Teile meines Körpers ausgebreitet?
    »Bitte setzen Sie sich, Mr. Mole«, begann Dr. Wolfo wicz. »Ich habe Ihre Kernspin-Ergebnisse.« Er strich einen Brief mit seiner riesigen Hand glatt. »Und ich muss Ihnen sagen, dass ich keine guten Neuigkeiten für Sie habe. Ich fürchte, dass Ihr Tumor schon weiter fortgeschritten ist, als wir gehofft hatten. Wir müssen sofort mit der Behandlung anfangen, mein Freund. Haben Sie irgendwelche Fragen?«
    Ich zog die Liste heraus, die ich beim Frühstück verfasst hatte.
    1.Wie lange habe ich noch zu leben?
    2.Muss ich meinen Tumor angeben, wenn ich am 1. November meine Lebensversicherung verlängere?
    3.Bezahlt mir die staatliche Gesundheitsfürsorge eine Perücke, wenn ich durch die Chemotherapie meine Haare verliere?
    4.Kennt Dr. Wolfowicz einen Patienten, der von Prostatakrebs vollständig

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