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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die ganze Zeit, während ich ihre Kleider vom Fußboden aufhob und wieder in den Schrank hängte, musste ich denken, dass es einfacher gewesen wäre, allein hinzugehen.
    Trotzdem war ich stolz auf meine Frau in ihrem violetten Kaftan, als wir in den Raum gingen, in dem der Kern spintomograf surrte. Ein Arzt erklärte Daisy, sie könne sich ins Wartezimmer setzen. Als sie sagte: »Ich würde gern bei meinem Mann bleiben«, teilte man ihr mit, dass sie weder meine Hand halten noch mich sehen könne, sobald ich in der Röhre stecke.
    Den Rat meines Vaters befolgend, hielt ich die Augen wäh rend der gesamten Prozedur fest geschlossen. Der Apparat knackte und brummte, und gelegentlich bat mich ein Arzt, einzuatmen, die Luft anzuhalten und dann auszuatmen. Aus unerfindlichen Gründen fiel es mir schwer, diesen simplen Anweisungen zu folgen, und ich atmete immer aus, wenn ich eigentlich einatmen sollte. Ich war sehr erleichtert, als die harte Unterlage, auf der ich lag, sich zurück in den Raum schob. Ich brauchte Hilfe beim Aufstehen, weil meine Knie ganz weich waren. Mit Daisys Unterstützung zog ich mich in einer Kabine wieder an. Sie band mir sogar die Schnürsenkel zu. Sieht so meine Zukunft aus? Werde ich in meiner Körperpflege auf meine Frau angewiesen sein?
    Bevor wir das Krankenhaus verließen, gingen wir noch auf eine Tasse Tee und ein getoastetes Rosinenbrötchen in die Cafeteria. Als ich mich an den anderen Tischen umsah, fragte ich mich, wie viele dieser Leute wohl eine unsichtbare Krankheit hatten, so wie ich.
    Wir liefen zusammen zum Buchladen. Mr. Carlton-Hayes be richtete, es sei an diesem Morgen noch kein einziger Kunde da gewesen. Ich wollte ihm nicht sagen, dass er vergessen hatte, das »Geöffnet«-Schild an die Tür zu hängen.
    Nur Sekunden nachdem Daisy den Laden verlassen hatte, um einkaufen zu gehen, tauchte Dr. Pearce auf dem Bürgersteig draußen auf und spähte durchs Schaufenster. Als sie hereinkam, suchte sie nach einem Buch über High School Musical . Ihre jüngste Tochter ist dem unheilvollen Zauber dieses Films verfallen. Sie erzählte mir, dass das Büh nenstück von High School Musical in der De-Montfort-Halle in Leicester aufgeführt werde und sie vier Karten für die Matinee am Samstag ergattert habe. Robin habe eigent lich mitkommen wollen, aber jetzt beschlossen, noch eine Woche in Norwegen zu bleiben, und da die Karten doch so teuer seien …
    »Ich bin sicher, Ihre kleine Tochter – Gracie, richtig? – wäre begeistert«, sagte sie.
    Ich reagierte blitzschnell. »Nächsten Samstag muss ich leider im Laden arbeiten.«
    Mr. Carlton-Hayes, der in der Nähe herumstand, sagte: »Aber nein, Sie müssen hingehen, mein Lieber. Ich vertrete Sie.«
    Schon wühlte Dr. Pearce in ihrer geräumigen Handtasche, und eine einzelne Wegwerfwindel fiel auf den Boden. Sie hob sie auf und stopfte sie zurück in die Tasche, ehe sie mir zwei Karten reichte.
    Liebes Tagebuch, ich Trottel habe sie angenommen.
    Mittwoch, 10. Oktober
    Pandora rief an, während ich unter der Dusche stand. Daisy ging dran und erzählte Pandora, dass wir die Ergebnisse der Kernspintomografie voraussichtlich Ende der Woche bekämen. Pandora sagte, ihre Wähler hätten von ihr verlangt, am kommenden Samstagnachmittag in ihrem Büro eine Sprechstunde abzuhalten, und fragte, ob wir ihr am Samstag »ein Abendessen spendieren« würden.
    Als wir uns anzogen, sagte Daisy: »Was um Himmels willen soll ich für jemanden kochen, der die Patentante von Gordon Ramseys jüngstem Kind ist?«
    Ich meinte, ein Shepherd’s Pie käme immer gut an.
    Um ehrlich zu sein, Tagebuch, teilte ich ihre Befürchtungen. Sie ist zwar durchaus in der Lage, eine Mahlzeit zuzubereiten, aber wenn es ans Auftragen und Servieren geht, bricht bei ihr alles zusammen. Ich habe sie schon in Tränen aufgelöst erlebt wegen eines Pilzomeletts.
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, Dr. Pearce anzurufen und die High School Musical -Veranstaltung abzusagen, aber ich kam nicht dazu. Meine Mutter schneite herein, weil sie beim Surfen im Internet jemanden in Amerika aufgespürt hatte, der angeblich Prostatakrebs heilen kann. Ich muss nur fünfhundert Dollar an eine Adresse in Waco, Texas, schicken und erhalte daraufhin meinen ganz persönlichen Kristall, den ich in einem Täschchen um meine Leistengegend tragen muss. Laut meiner Mutter neutralisiert der Kristall die Antikörper, die meine »PROSTata« angreifen.
    Ich sagte ihr, dass ich keine fünfhundert Dollar übrig hätte

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