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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht gerade Mangel an gebrauchten Büchern im Laden. Die Regale ächzen unter ihrem Gewicht, und das Hinterzimmer ist ebenfalls randvoll. Es ist kaum noch Platz für Bernards Luftmatratze. Was wir dringend bräuchten, wäre jemand, der unsere Bücher kauft, denn sonst können wir mit Sicherheit bald zumachen.
    Ich wollte nicht nach Hause, daher blieb ich im Laden, ordnete die Bücher und nahm sogar die Kaffeemaschine auseinander und reinigte sie.
    Als Bernard zurückkehrte, fragte ich ihn, was er gekauft habe.
    »Gar nichts, mein Freund. Es war ekelhaft.«
    »Pornografie?«, fragte ich.
    »Schlimmer«, sagte er. »Danielle Steel.«
    Ich erzählte ihm, dass ich nicht nach Hause wolle, da meine Mutter meinem Vater heute mitzuteilen gedenke, dass sie in der Jeremy Kyle Show auftreten wolle, um einen Gentest zu machen, weil sie nicht sicher sei, dass Rosie von ihm sei.
    Bewundernd sagte Bernard: »Deine Mutter würde Madame Bovary blass aussehen lassen.«
    Mittwoch, 7. November
    7:30
    Emotional ausgelaugt.
    Gestern Abend um 20:00 ging ich nach nebenan und fand meine Mutter und Rosie auf Küchenstühlen meinem Vater in seinem Rollstuhl gegenübersitzen.
    Mein Vater faselte: »Warum ist der Fernseher aus? Was ist denn los?« Er wirkte wie ein Tier in einer Falle und blickte hektisch zwischen seiner Frau, seiner Tochter und mir hin und her. »Was hab ich angestellt?« Er zündete sich eine Zigarette an und warf das Zündholz in den in seine Rollstuhllehne eingebauten Aschenbecher.
    Ein langes Schweigen folgte.
    Ich war furchtbar wütend auf meine Mutter und Schwester. Sie hätten sich vorher überlegen sollen, was sie sagen wollten und wie sie es sagen wollten, aber im Endeffekt blieb es an mir hängen, ihn daran zu erinnern, dass Rosies Vaterschaft nie endgültig geklärt worden und es sehr gut möglich sei, dass unser ehemaliger Nachbar Mr. Lucas Rosies Erzeuger sei. Und dass er sich vor kurzem mit Rosie in Verbindung gesetzt habe.
    Seit seinem letzten Schlaganfall hat die Verstandesschärfe meines Vaters nachgelassen. Ich musste meine unerfreuliche Mitteilung mehrfach wiederholen, ehe er die Bedeutung des Gesagten voll und ganz erfasst hatte.
    Es stimmt, dass er unglücklich aussah – wobei ich ihn schon unglücklicher erlebt habe, wenn Leicester City ein Heimspiel verloren hat.
    Meine Mutter schluchzte, es tue ihr leid, ihm wehzutun, fuhr aber fort: »Du bist aber mit schuld, George. Ich bin eine heißblütige Frau mit sexuellen Bedürfnissen, und du hast es immer vorgezogen, deine blöden Cowboybücher im Bett zu lesen. Ich kann mich sogar an einmal erinnern, als ich dich erwischt habe, wie du hinter meinem Kopf Bronco Bill, der wilde Zureiter gelesen hast, während wir miteinander geschlafen haben.«
    Ich wartete darauf, dass meine Mutter oder Schwester die Jeremy Kyle Show erwähnten, was aber keine von beiden tat. Wieder also, liebes Tagbuch, war ich derjenige, der das Thema anschneiden musste. Zu meiner Verblüffung wirkte mein Vater recht angetan von der Aussicht, im Fernsehen aufzutreten. Auf meinen Einwand: »Machst du dir keine Sorgen wegen des Eingriffs in deine Privatsphäre?«, gab er zurück: »Adrian, heutzutage ist nichts mehr privat, jeder weiß alles über uns. Du lebst im Mittelalter, mein Sohn.«
    Triumphierend sah meine Mutter mich an. »Ich wusste, dein Vater würde sich nicht querstellen.«
    »Bisher hat niemand mich erwähnt«, schaltete sich Rosie ein. »Ist es dir denn egal, ob du mein richtiger Vater bist?«
    Sie tat mir leid, deshalb fragte ich meinen Vater: »Hast du Rosie nichts zu sagen, Dad?«
    Mein Vater machte ein verdutztes Gesicht, strich sich über den zottigen Schnurrbart und sagte: »Sie weiß doch, dass ich sie gernhabe.«
    » Gern ! «, rief Rosie. » Gern ! Hoffentlich ist Mr. Lucas mein Vater! Er sieht super aus, und er hat eine schöne Handschrift.«
    »Ich hätte Kleinholz aus ihm machen sollen, als ich noch die Kraft dazu hatte!«, brüllte mein Vater zurück. »Diesem walisischen Sackgesicht hätte ich niemals über den Weg trauen dürfen! Und deine Mutter war nicht die Einzige, die er flachgelegt hat!«
    »Doch, war ich schon!«, widersprach meine Mutter entrüstet.
    Türenschlagend stürmte Rosie ins Gästezimmer. Meine Mutter ging in die Küche, und man hörte das Klirren von Eiswürfeln in drei Gläsern, dann das Gluckern der Wodkaflasche und das sanfte Zischen von Tonic Water. Sie kam mit einem Tablett zurück. Ausnahmsweise lehnte ich den Alkohol nicht ab. Nachdem

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