Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Ähnlichkeit mit Ann Widdecombe hat, was durchaus eine Verbesserung ist.
Ich fragte sie, was der besondere Anlass ihres Besuchs sei.
»Sie«, sagte sie.
Dann behauptete sie, Weihnachtsgeschenke für ihre Kinder zu suchen, weshalb ich versuchte, sie Bernard aufs Auge zu drücken, doch er sagte: »Geht leider nicht. Die lieben Kleinen und ich stehen auf Kriegsfuß.«
Hitesh hatte gerade Pause, also zeigte ich ihr einige der teureren Aufklappbücher. Letztlich suchte sie vier Stück aus, was sich auf 62,42 £ belief.
Nachdem ich ihr die Kreditkarte zurückgegeben hatte, sagte sie: »Falls ich mich zum Narren gemacht habe, möchte ich mich entschuldigen.«
Sie tat mir so leid, dass ich beinahe eingeknickt wäre, aber ich riss mich zusammen und sagte: »Nicht im Geringsten. Schöne Weihnachten.«
Ich fuhr früh nach Hause und schlief im Bus ein.
Sonntag, 11. November
Meine Mutter hat der Jeremy Kyle Show telefonisch mitgeteilt, dass sie, ihr Mann, ihre Tochter und ihr ehemaliger Liebhaber alle einverstanden sind, in der Sendung aufzutreten, die am Dienstag, dem 20., aufgezeichnet wird. Rosie verbringt ihren Geburtstag bei ihrem möglicherweise neuen Vater Lucas.
Die Pläne meiner Mutter stehen fest. Sie hat einen Maniküretermin bei Top Tips, eine Friseursitzung im Dorf und lässt sich bei Debenhams von einer Stylistin bei der Wahl ihres Outfits für die Sendung beraten. Ich wies sie darauf hin, dass sie sich unnötigerweise in Unkosten stürze, da der Dresscode für Frauen über sechzig in der Jeremy Kyle Show in einem knappen Oberteil, großzügigem Ausschnitt, Caprihose und Turnschuhen ohne Socken bestehe. Die Haare sind strähnig und entweder in der Mitte gescheitelt oder straff zu einem Pferdeschwanz gebunden (auch bekannt als Lifting für Arme). Meine Mutter sagte aber, sie wolle nicht, dass das Publikum zu Hause (etwa dreieinhalb Millionen Menschen) sie für eine alte Schlampe halte.
Noch einmal flehte ich sie an, es sich anders zu überlegen und ihren Auftritt abzusagen.
»Du hast leicht reden«, sagte sie, »du warst ja schon im Fernsehen. Aber ich kriege vielleicht nie mehr die Chance.«
Niemand hatte Lust zu kochen, also gingen wir ins Bear Inn zum Essen. Ich wandte ein, dass ich bei meinem angegriffenen Gesundheitszustand eine gesunde Ernährung bräuchte, nicht den Fraß, den sie im Pub servieren. Aber, liebes Tagebuch, so unglaublich das klingen mag, niemand erbot sich, zu Hause zu bleiben und etwas Leichtes und Leckeres zuzubereiten, um meinen geschwächten Appetit anzuregen.
Gracie bettelte, ich solle doch mitkommen, also zog ich widerstrebend meinen Mantel von Next und die pelzgefütterte Fliegermütze mit den Ohrenklappen an, die Nigel mir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hat.
Daisy wollte nicht mit mir in der Öffentlichkeit gesehen werden, wenn ich die Mütze trug, aber meine Mutter sagte: »Er muss doch seine Ohren warm halten. Als Kind saß ich Nacht für Nacht mit ihm auf und goss ihm warmes Olivenöl in die Ohren. Er hat geschrien wie am Spieß.«
Tagebuch, das ist mir völlig neu – ich habe das ziemlich anders in Erinnerung. Die Qualen der Ohrenschmerzen sind mir noch gut im Gedächtnis, aber nicht, dass meine Mutter im selben Raum mit mir gewesen sein soll. Ich weiß nur noch, dass mein Vater an die Wand hämmerte und brüllte: »Kannst du nicht still leiden? Deine Mutter und ich brauchen unseren Schlaf.«
Als wir ins Bear Inn kamen, verstummte der ganze Raum. Ich merkte, dass Leute mich kurz ansahen und dann den Kopf abwandten. Wie viel schlimmer wird es erst werden, wenn meine Familie in der Jeremy Kyle Show aufgetreten ist? Wieder einmal waren wir zu spät für Rind und Lamm und mussten uns mit Schwein begnügen. Ich muss allerdings zugeben, dass mein Essen ganz gut war.
Lee, der Koch, ist wegen sexueller Belästigung Mrs. Urquharts gefeuert worden (das heißt, ihr Mann hat von ihrer Affäre erfahren). Jetzt hat Mrs. Urquhart die Küche übernom men. Wann immer die Küchentür aufschwang, konnte ich sie grimmig Essen auf Teller schaufeln sehen, das Gesicht dunkel rot, die Haare in feuchten Strähnen an ihrem Hals klebend. Sie sah ziemlich attraktiv aus. Ihre Soße war vorzüglich.
Beim Essen hörten wir Tom Urquhart sich gegenüber Terry Pratt, dem ehemaligen Wirt des The Feathers in Little Snittingham, beklagen, dass das Bear Inn wöchentlich 500 £ Verlust mache. »Daran ist der verdammte Gordon Brown schuld, der steckt doch mit den Supermärkten unter einer Decke.
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