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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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meine Eltern sich mehrfach nachgeschenkt hatten, plauderten sie schon ganz friedlich darüber, was sie in die Jeremy Kyle Show anziehen sollten.
    Als ich nach Hause kam, fragte Daisy mich, wie mein Vater die Nachricht aufgenommen habe.
    »Ganz gut«, sagte ich und ging ins Bett.
    Beim Zähneputzen bemerkte ich bestürzt ein bisschen Blut im Waschbecken.
    19:30
    Sally sagte, das Bluten sei wahrscheinlich ein Symptom einer Zahnfleischerkrankung und müsse nichts mit meiner Krankheit oder der Bestrahlung zu tun haben.
    Ging Mr. Carlton-Hayes besuchen, aber er schlief, und ich wollte ihn nicht wecken. Die Schwester sagte, Leslie sei auf eine Tasse Kaffee in die Cafeteria gegangen.
    Ich fragte sie, ob die Operation gut verlaufen sei.
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen«, gab sie zurück. »Ärztliche Schweigepflicht.«
    Ich hätte lügen und behaupten sollen, ich sei sein Sohn.
    Donnerstag, 8. November
    Als hätte ich nicht schon genug Ärger, rief Dr. Pearce mich an und sagte vorwurfsvoll: »Sie haben nicht angerufen.«
    Ich stimmte ihr zu, dass ich das nicht getan hatte.
    »Warum?«, wollte sie wissen.
    Ich sagte, ich hätte viel zu tun gehabt.
    Ob wir uns irgendwo treffen könnten, fragte sie.
    Es folgte eine Pause, während der ich mir selbst lautlos vorsprach: »Nein, nein, nein.« Trotzdem fragte ich laut: »Wo?«
    »Egal wo. Egal wann.«
    In der Hoffnung, sie würde den Wink verstehen, erklärte ich ihr, ich sei morgens im Krankenhaus und den ganzen Nachmittag im Buchladen, aber sie versuchte weiterhin, mich auf einen Termin festzunageln. Bis halb drei müsse sie unterrichten, sagte sie, und dann müsse sie mit den Kindern zum Zahnarzt, ab sechs sei sie jedoch frei.
    Ich sagte, ich müsse nach Hause zu Frau und Kind.
    »Wieso, sind sie krank?«
    Ich log: »Ja, sie haben beide eine schwere …« Mir fiel keine einzige Krankheit ein.
    Schließlich fragte Dr. Pearce: »Sie wollen sich gar nicht mit mir treffen, oder?«
    Ich sprudelte hervor, dass ich mich, falls sie wieder einmal in den Buchladen käme, gern mit ihr unterhielte.
    »Aber mehr nicht?«
    »Nein«, entgegnete ich. »Mehr nicht.«
    Ich schaltete mein Handy aus. Ich hoffe, sie wird nicht noch lästig.
    Freitag, 9. November
    Heute Morgen Bestrahlung wie üblich. Sally war sehr still, also fragte ich sie, was los sei. Sie sagte, Anthony habe ein anderes Mädchen mit zum Lake Windermere genommen.
    »Das ist ein schrecklicher Verrat«, sagte sie.
    Ich kam nicht dahinter, ob Sally traurig war, dass er jemand anderen mitgenommen hatte, oder eifersüchtig, weil der Windermere-See toller ist als die Plätze, zu denen er mit ihr gefahren war.
    In Today auf Radio 4 berichtete Robert Peston heute, dass einige der großen Banken in Schwierigkeiten seien. Er gab sich die größte Mühe, die Komplexität der Bankenkrise für Laien verständlich zu erklären, aber ich war trotzdem verwirrt. Kurz geriet ich in Panik, dann fiel mir ein, dass ich gar kein Geld auf einer der großen Banken hatte. Ich dankte Gott, dass mein Lebensversicherungsgeld absolut sicher bei dieser isländischen Bank angelegt war.
    Erhielt heute Abend eine SMS von Pandora:
    denk an dich, mein lieber, tapferer junge. bin froh, dass du v. der staatlichen initiative f. krebsbekämpfung profitierst. machst du mit mir was für die medien, wenn ich das nächste mal in leicester bin? in liebe, pan xxx
    Samstag, 10. November
    Bestrahlung.
    Sally ist Anthonys Segellogbuch in die Hände gefallen. Demzufolge hat er mit einer ganzen Reihe weiblicher Schiffskameraden über Seen, Lochs, Meeresarme und Küstengewässer getändelt. Sie hat ihre Regenkleidung und die wasserfesten Stiefel auf eBay eingestellt.
    War bei Mr. Carlton-Hayes. Er sah aus wie ungefähr 110. Die Narkose hat er sehr schlecht vertragen und bekommt häufig Sauerstoff. Immer noch trägt er einen OP-Kittel und ist an Schläuche und Kanülen angeschlossen, aber es gelang ihm, durch die durchsichtige Maske mitzuteilen, dass die Rückenschmerzen sich gebessert hätten. Er fragte mich nach dem Buchladen, und ich log und erzählte ihm, das Geschäft laufe gut.
    Als ich zurück zur Arbeit kam, bemerkte ich zu meinem Schrecken, dass Dr. Pearce sich gegenüber auf dem Bürgersteig herumtrieb und demonstrativ die Weihnachtsdekoration bei Rackham’s betrachtete. Ehe ich noch meine Jacke ausziehen konnte, hatte sie schon die Straße überquert und den Laden betreten. Sie trug die Haare kürzer und hatte sich Strähnchen machen lassen, wodurch sie jetzt

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