Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Hühnchen kaufen. Sie meinte, sie habe so ein Gefühl, dass die Zivilisation in ihrer heutigen Form kurz vor dem Kollaps stehe. Mir wird gerade klar, dass das Angebot meiner Mutter, mich zur Bestrahlung zu fahren, nicht gänzlich selbstlos war; ich bin eine Ausrede, um aus dem Haus zu kommen und der langweiligen Pflege meines Vaters zu entfliehen. Als sie den Strafzettel entdeckte, warf sie ihn mit den Worten in den Gully: »Ich gehe vor Gericht, wenn es sein muss bis zur letzten Instanz.« Hühnchen kaufte sie nicht – angeblich waren sie nicht ansprechend genug. Dafür gab sie 7.50 £ für eine gigantische Schweinepastete aus.
Daisy kam erst um halb neun von der Arbeit nach Hause. Während sie im Bad war, durchstöberte ich ihre Handtasche. Irgendetwas trieb mich dazu, die SMS in ihrem Handy zu überprüfen. Da waren über 30 Stück von Hugo Fairfax-Lycett. Wie kann er es wagen, meine Frau zu belästigen, wenn sie zu Hause bei ihrer Familie ist!
Ich ging ins Bett und las noch einmal Just William von Richmal Crompton. Um 3 Uhr morgens wachte ich auf und schlich mich aus dem Schlafzimmer. Daisy schlief weiter. Dieses Mal inspizierte ich ihre Handtasche gründlicher und fand einen Kassenzettel für eine Flasche Champagner, ein Streichholzheftchen von Bon Ami (einem Restaurant in Loughborough, von dem ich noch nie gehört habe), eine Taxiquittung über 19,50 £ und eine neue Flasche Mundspray. Jetzt weiß ich, wie Othello sich gefühlt haben muss.
Ich ging zurück ins Bett und beobachtete meine Desdemona beim Schlafen. Mit dem Mondlicht auf ihrem Gesicht sah sie wunderschön aus.
Donnerstag, 29. November
Pandora rief um 7:30 an, um zu fragen, ob ich mich im Rahmen des neuen staatlichen Krebsprogramms am Samstag mit ihr zusammen filmen lassen würde.
Ich wollte wissen, wo sie war.
»In London, im Büro. Der frühe Vogel fängt die Beförderung.«
Nach dem Telefonat sagte Daisy: »Was wollte die blöde Kuh – mal abgesehen von meinem Ehemann?«
Ich war ziemlich erfreut über dieses Anzeichen von Eifersucht.
Ein weiterer Tobsuchtsanfall von Gracie bezüglich ihrer Schul uniform. Gott sei Dank drückte meine Mutter vor der Tür auf die Hupe ihres Mazda, also schnappte ich mir meine Jacke und überließ Daisy unsere Tochter.
Auf der Fahrt ins Krankenhaus fragte ich meine Mutter, ob Gracie ihrer Meinung nach zu einem Kinderpsychologen müsse.
»Nein, was sie braucht, ist eine anständige Tracht Prügel.«
Ich sagte, ich lehnte es ab, kleine Kinder zu schlagen.
»Dir hat es auch nicht geschadet«, sagte sie.
»Ganz im Gegenteil«, widersprach ich. »Ich bin ein Neurosenbündel.«
Inzwischen spaziert meine Mutter durch die Radiologiestation, als gehörte ihr der Laden. Als ich ihr das sagte, gab sie zurück: »Aber der Laden gehört mir ja auch. Ständig erzählt mir die Regierung, dass ich eine Teilhaberin bin.«
Heute Nachmittag rief ich Mr. Carlton-Hayes an, um mich nach der Schließung des Buchladens zu erkundigen. Ob er sich schon ein festes Datum überlegt habe?
Nach einer sehr langen Pause sagte er: »Ich glaube, wir sollten vielleicht einen Samstag nehmen.«
»Welchen Samstag?«, fragte ich.
Eine weitere sehr lange Pause, dann: »Der erste Samstag nach Weihnachten wäre vielleicht klug.«
Es gab so vieles, was ich ihn fragen wollte, zum Beispiel wie wir die restlichen Bücher entsorgen würden; ob wir der Stadt Bescheid geben müssten; ob wir Strom, Gas und Wasser abmelden sollten. Außerdem wollte ich wissen, ob ich Anrecht auf eine Abfindung hätte. Sollte ich Bernard und Hitesh kündigen? Und was sollte ich mit dem Rest meines Lebens anfangen?
Doch ich stellte keine dieser Fragen.
Gracie brachte aus der Schule einen Brief mit nach Hause.
Sehr geehrter Erziehungsberechtigter,
wie Ihnen wahrscheinlich nicht entgangen ist, wird England vom Terrorismus bedroht. Im Zuge des staatlichen Kampfs gegen den Terror beabsichtigt der Kindergarten von Mangold Parva, mehrere Betonpoller auf dem Spielplatz zu errichten, um einen möglichen Selbstmord attentäter daran zu hindern, ein Fahrzeug auf das Kindergartengelände zu steuern.
Die Arbeiten sollten nächste Woche beginnen. Ich bitte Sie hiermit um Ihre Kooperation. Sollten Sie allerdings Bedenken gegen unsere Maßnahmen zum Schutz Ihres Kindes/Ihrer Kinder hegen, zögern Sie bitte nicht, mich unter obiger Adresse zu kontaktieren.
Bitte beachten Sie, dass jedes Elternteil oder Kind, das sich innerhalb eines Meters der Bauarbeiten aufhält, einen
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