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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unter der Bettdecke und tue mir selbst leid.«
    »Jeder Krebskranke ist mutig, jeder Krebskranke bekämpft die Krankheit, jeder Krebskranke hat Würde. Die Menschen wollen nicht hören, dass du unter deiner Bettdecke flennst, Aidy.«
    Ich hätte gern noch mehr Zeit mit ihr verbracht, aber sie hatte einen Termin mit dem Abgeordneten Keith Vaz, um das neue Theater The Curve zu besichtigen. Vielleicht könnte ich dem Theater Pest! schicken. Bestimmt würde die Leitung ein neues Stück von einem örtlichen Dramatiker begrüßen.
    Sonntag, 2. Dezember
    Wachte um 5:30 auf und stellte im Geiste eine Liste meiner Sorgen zusammen. Fühlte mich ziemlich elend, bis mir einfiel, dass ich mich heute wenigstens nicht um zweijährige Drillinge kümmern muss.
    Um 7:30 lief ich mit Gracie ins Dorf, um die Sunday Times und den Observer zu kaufen. Als wir an St. Botolph vorbeikamen, fragte Gracie mich, was diese »grauen Dinger« seien. Ich erklärte ihr, das seien Grabsteine. Sie wollte einen von Nahem sehen, also gingen wir durch das Friedhofstor und liefen den Pfad hinauf. Dann wollte sie wissen, was auf »dem Stein da« stehe.
    Ich las: »Hier ruht Arthur Goodchild, eifriger Diener des Herrn, im Alter von sechzehn Jahren am 23. Dezember 1908 verstorben.« Dann sagte ich: »Sechzehn, wie traurig.«
    »Wo ist Arthur Goodchild?«, fragte sie.
    Ich antwortete, wenn auch etwas widerstrebend: »Er liegt unter der Erde.«
    »Vermisst seine Mama ihn?«
    »O ja, sogar sehr.«
    »Dann hätte sie ihn vielleicht mal ausgraben sollen«, sagte Gracie.
    Führte ein Telefonat mit Dr. Wolfowicz. Ich bat ihn, mir ein Stimulans zu verschreiben, um länger wach bleiben und Pest! fertigstellen zu können.
    »Ich werde Ihnen keine Amphetamine geben, Mr. Mole«, entgegnete er. »Behelfen sich englische Autoren nicht traditionell mit Wodka, Zigaretten und schwarzem Kaffee?«
    Montag, 3. Dezember
    Bestrahlung.
    Sally trug ein Rentiergeweih auf dem Kopf. Heute ist die Weihnachtsfeier der Radiologiestation. Keiner der Patienten ist eingeladen, was mich ziemlich verletzt hat.
    Später im Buchladen kam ein Mann in einem Frauenpelzmantel herein und fragte, ob wir digitale Bücher verkauften.
    »Nein, und wir haben auch keinen digitalen Kaffee im Programm«, sagte ich.
    »Warum sind Buchhändler so scheißunhöflich?«, fragte er und knallte die Tür hinter sich zu.
    Hitesh meinte: »E-Books sind die Zukunft. Man kann sie auf Amazon bestellen.«
    »Das ist doch alles große Kinderkacke«, schimpfte Bernard. »Man kann an einem digitalen Buch nicht riechen , und man kann es nicht mehr lesen , wenn die blöden Batterien leer sind!«
    Eine Frau mit tausend Einkaufstüten betrat den Laden und fragte, ob wir ein vernünftiges Exemplar des Ulysses hätten. »Haben Sie vielleicht eine von James Joyce signierte Erstausgabe da?«
    Bernard brüllte: »Die Ignoranz der Massen erstaunt mich immer wieder. Gute Frau, wir sprechen hier von siebzigtausend Pfund. Was ich allerdings habe, wäre eine signierte Taschenbuchausgabe.«
    Die Frau setzte sich auf das Sofa und sortierte ihre Tüten um sich herum. Unterdessen verschwand Bernard ein paar Minuten nach hinten und kehrte mit einem Penguin-Buch zurück. Er schlug es auf und zeigte der Frau die Signatur des Autors auf dem Titelblatt, die – in meinen Augen – eine verblüffende Ähnlichkeit mit Bernards charakteristischer Handschrift hatte.
    »Der absolute Wahnsinn, nicht wahr?«, sagte er. »Zu wissen, dass der Meister persönlich diese Seite mit seinem Stift berührt hat.«
    Die Frau sagte: »Ich selbst lese ja keine Bücher. Das ist für meinen Sohn. Der ist eine kleine Leseratte. Sein Zimmer steht so voll mit muffigen alten Büchern, dass ich da drin kaum saubermachen kann. Eigentlich wollte ich ihm ja zu Weihnachten einen Kaschmirpulli kaufen, aber nein, der Ulysses muss es sein. Seiner Meinung nach ist das ein Meisterwerk.« Sie lachte nachsichtig.
    Ich hätte einschreiten müssen, aber stattdessen sah ich einfach nur zu, wie Bernard der Frau 30 £ abnahm. Als er hinter der Kasse stand, fragte sie: »Macht James Joyce auch manchmal Lesungen bei Waterstones?«
    Bernard sagte: »Das dürfte ihm etwas schwerfallen, Madam, weil er seit 1941 tot ist.« Er seufzte. »Dreizehnter Januar, ein wirklich schwarzer Tag.«
    Als die Frau mit ihren Tüten aus dem Laden geeilt war, blickte Bernard ihr durch das Schaufenster nach und schüttelte den Kopf. Er fragte mich, ob ich den Ulysses gelesen habe.
    Ich verneinte.
    »Ich auch

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