Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
jetzt überlege ich, mein Geld doch lieber zu Marks & Spencer zu tragen.«
Nachdem er sich aufs Sofa gesetzt und eine Tasse Kaffee getrunken hatte, beruhigte er sich und kaufte – ausgerechnet! – sechs Stück von Nigella Express .
Da Daisy nicht rechtzeitig zum Elternabend zu Hause war, ging ich allein.
Miss Nutt sagte: »In vielerlei Hinsicht ist Gracie ein ent zückendes kleines Mädchen. Trotz ihrer … na ja, Über spanntheiten schließt sie leicht Freundschaften und scheint den Kindergarten zu genießen.« Dann zog sich ihre Stirn in Falten. »Letzte Woche allerdings sollte jedes Kind von seiner Familie erzählen und ein paar Sätze zu dem Bild diktieren, das es gemalt hatte.« Sie deutete auf ein großes Bild an der hinteren Wand, auf dem ein Strichmännchen mit Brille horizontal auf einer Wiese neben einem anderen Strichmännchen mit rotem Mund und hochhackigen Schuhen lag, das eine Flasche in der Hand hielt. Gracies Diktat folgend, hatte Miss Nutt geschrieben: »Meine Mami und mein Papi trinken viel Wodka und legen sich hin und schreien mich an.«
Ich schielte nach dem Bild daneben, gemalt von Abigail Stone. Darunter stand: »Meine Familie ist nach Alton Towers gefahren, und wir haben ein Picknick gemacht. Im Auto haben wir gesungen.«
»Ich kann Ihnen versichern, Miss Nutt«, sagte ich, »dass weder meine Frau noch ich Wodka trinken. Es erstaunt mich, dass Gracie das Wort überhaupt kennt.«
»Tja, von irgendjemandem hat sie es jedenfalls gehört«, meinte Miss Nutt, »und sie kennt offensichtlich die Auswirkungen übermäßigen Alkoholgenusses. Sie ist das einzige Kind in der Gruppe, das seine Eltern in einem kollabierten Zustand gemalt hat.« Dann fuhr sie fort. »Gestern kam Gracie in Lumpen zur Schule.«
Ihre Stimme hatte einen anklagenden Tonfall, der mir nicht behagte. »Das war ihr Aschenputtelkostüm, Miss Nutt. Wenn Sie es auf links gedreht hätten, dann hätte es sich in ein Ballkleid verwandelt.«
Ungerührt entgegnete Miss Nutt: »In Zukunft wird Gracie nach Hause geschickt, wenn sie nicht in Uniform kommt. Bisher waren wir lächerlich nachsichtig mit ihr, aber das muss ein Ende haben.«
Mir war nicht wohl zumute, als ich mich gegen den Wind ins Bear Inn kämpfte. An sich wollte ich nur ein schnelles Bier trinken und wieder gehen, aber Tony und Wendy Wellbeck riefen mich an ihren Tisch und bestanden darauf, dass ich mich zu ihnen setzte.
»Wegen der Christbaumkugeln …«, begann ich.
»Ach, vergessen Sie doch die Kugeln«, sagte Tony. »Schwamm drüber, reden wir nicht mehr davon. Wendy hat heute Geburtstag – was möchten Sie trinken?«
Aus irgendeinem Grund platzte ich heraus: »Wodka.«
Als Tony zur Theke gegangen war, meinte Wendy: »Ich bin froh, dass wir Sie getroffen haben. Ich wollte Sie fragen, ob Sie vielleicht mal etwas lesen würden, was ich geschrieben habe. Sie sind doch fast ein professioneller Schriftsteller, oder?«
Zu meinem Schrecken zog sie einen mit Schreibmaschine beschrifteten Ordner aus ihrer geräumigen Tasche und schob ihn vor mich hin. Der Titel lautete Primeln und Pudelwelpen . Ich las die ersten Sätze.
»Ich hatte eine glückliche Kindheit. Fröhliches Lachen erfüllte das Cottage, in dem ich zur Welt kam. Vater war schroff und mürrisch, aber er hatte ein Herz aus reinem Gold. Mutter hatte ein verschmitztes Lächeln und weiche Hände, die immer fleißig waren.«
Mit einem lautlosen Seufzer klappte ich den Ordner wieder zu. Ich wusste, wenn ich zu den Primeln und Pudelwelpen käme, würde ich spucken wollen.
»Es hat mir solchen Spaß gemacht, das zu schreiben«, erzählte Wendy. »Würden Sie es bitte lesen und mir Ihre Meinung dazu sagen?«
Murmelnd erklärte ich mich bereit.
»Aber Sie müssen schwören, dass Sie die Wahrheit sagen.« Sie wackelte mit dem Zeigefinger vor meiner Nase herum. »Sie müssen schonungslos offen sein.«
Tony kam mit einem Smirnoff-Glas zurück, in dem sich ein dreifacher Wodka zu befinden schien. Ich nahm gerade meinen ersten Schluck, als Miss Nutt mit ihren Kolleginnen den Pub betrat. Sie ging an unserem Tisch vorbei und bedachte mich und das Glas mit einem durchdringenden Blick.
Als ich nach Hause kam, saß Daisy im Dunkeln und hörte Leonard Cohen. In der Küche fand ich einen Zettel auf dem Tisch.
Lieber Adrian,
morgen wird die Jeremy Kyle Show gesendet, deshalb habe ich Dougie Horsefield gebeten, dich zu fahren.
Alles Liebe
Mum
Freitag, 7. Dezember
Dougie war ärgerlich früh dran. Mit laufendem Motor
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