Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
Tarentino, der an einem Artikel über Susan arbeitete. Er wusste nicht nur über ihre angebliche Polizeiarbeit Bescheid, er hatte noch einiges aus ihrer Vergangenheit ausgegraben.«
»Was denn?«
»Sie hat gar keinen Doktorgrad an der Universität von Tel Aviv erworben«, sagte er. »Sie hat ein Jahr dort Vorlesungen besucht, das ist alles. Ich hatte schon immer den Verdacht, dass sie ihre Leistungsbilanz ein wenig aufpoliert hat, aber das hätte ich doch nicht für möglich gehalten. Als man sie zur Rede stellte, hat sie Stein und Bein geschworen, sie hätte den Doktorgrad rechtmäßig erworben. Aber sie ließen nicht locker, und schließlich gab sie zu, dass sie ihn nicht hatte, aber der Meinung sei, sie hätte ihn verdient, wegen ihres Buchs. Schon erstaunlich, wie manche Leute es fertig bringen, an ihre eigenen Lügenmärchen zu glauben.«
»Man hat sie also rausgeworfen?«
»Natürlich«, antwortete Erickson. »An anderen Universitäten mag man da nicht so streng sein, aber hier reichte es für die fristlose Kündigung. Man ließ ihr zwei Tage, um ihr Büro zu räumen. Ihr Verlag ist inzwischen auch im Bilde. Die sind ziemlich sauer, auch sie haben sich von dem falschen akademischen Titel täuschen lassen und hängen mit drin.«
»Meine Güte«, sagte ich und dachte an die bitteren Anspielungen, die sie am Abend zuvor gemacht hatte. »Haben die Leute denn gar nichts überprüft, bevor sie eingestellt wurde?«
»Sie hatte eben jede Menge Vorschusslorbeeren für ihr Buch geerntet, und der Verlag schien an ihrem akademischen Titel als Bibelexpertin auch nicht zu zweifeln«, erklärte er. »Wir sind nicht die Einzigen, die auf sie hereingefallen sind. Etliche Universitäten haben sich um sie gerissen. Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, unser Dekan hat sich gleich in sie verguckt und hat deshalb nie wirklich Nachforschungen angestellt. Er ist seit Freitag nicht mehr gesichtet worden, und es geht das Gerücht um, dass er auch seinen Hut nehmen muss.«
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Wohin ist sie gegangen?«
»Sie hat heute Mittag ihre restlichen Sachen abgeholt. Sie schien mir reichlich verkatert, sonst habe ich sie nur mit einem Haufen Papieren und Kartons rumwirbeln sehen.«
Ich sah sie wieder vor mir im O’Doran’s, völlig betrunken, und ich schüttelte erneut den Kopf. Sie hatte sicher gedacht, ihr ganzes Leben sei im Eimer, und ich hatte sie zurückgewiesen. Klar hatte sie jetzt einen mächtigen Kater, und Katzenjammer noch dazu.
»Kaum zu glauben«, sagte ich.
»Sie können das sicher morgen alles in Tarentinos Artikel nachlesen«, meinte er.
»Ich kannte sie nicht näher«, erklärte ich. »Aber ich habe auch gemerkt, dass sie ziemlich hart an ihrem Ruhm als Autorin gearbeitet hat. Anscheinend hat sie das ein wenig zu weit getrieben. Peinliche Geschichte. Ich hatte gehofft, sie könnte mir helfen.«
»Womit denn?«, fragte Erickson.
»Ich benötige Informationen über eine spezifische religiöse Richtung.«
»Nun, mein Fachgebiet ist vergleichende Religionswissenschaft. Vielleicht kann ich Ihnen helfen, Sergeant. Treten Sie ein.«
Das Büro des Theologieprofessors war von oben bis unten voll gestopft – mit Büchern, Aktenordnern und gerahmten Fotos, die ihn selbst in exotischer Umgebung zeigten, in jüngeren Jahren und mit mehr Haaren auf dem Kopf. Dazu kamen Mitbringsel von seinen Reisen: Holzskulpturen von Afrikanerinnen mit Hochzeitskopfschmuck, eine Sammlung von Buddhastatuen aus Jade, Pfeifen für den rituellen Gebrauch, bronzene Fruchtbarkeitsgöttinnen aus verschiedenen Kontinenten, tibetische Mandalas und leuchtend bunte Ölbilder, die seinen Worten zufolge von mexikanischen Schamanen im Peyote-Rausch gemalt worden waren.
Erickson ließ sich in einen bequemen Drehstuhl fallen, während ich auf und ab ging und ihn in die wichtigsten Einzelheiten zu den Mordfällen einweihte, die nicht durch die Presse gegangen waren, hauptsächlich die zwei auf den Spiegeln hinterlassenen Bibelzitate. Ich sagte ihm auch, dass ich glaubte, sie hätten etwas mit einem Glauben, einer Religion oder einer Sekte zu tun.
Als ich fertig war, blickte ich ihn an. »Meinen Sie, da ist was dran, oder bin ich auf dem Holzweg?«
Erickson schwieg eine Weile, das Gesicht in den Händen vergraben. Schließlich sah er auf. »Die erste Botschaft passt aber nicht zu Ihrer These, das wissen Sie?«
»Soweit wir wissen, gibt es in der Bibel keine Stelle, an der von ›unsagbarer Freude‹ und so weiter die
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