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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Kisten angelangt, kniete nieder, das Gesicht halb verdeckt von einer kastanienbraunen Mähne, die Arme zum Himmel gereckt. Die Menge rückte näher und hob ebenfalls die Hände.
    »Das erste Mal, Schwester Alice?«, fragte Bruder Neal.
    »Ja«, erwiderte sie.
    »Das soll uns eine gute Erinnerung werden, an die wir an einem warmen Aprilabend zurückdenken können«, sagte er.
    »Hilf mir, Jesus«, bat sie.
    »Mögest du eins werden mit dem Herrn, Schwester Alice.«
    Die Haltung, die Schwester Alice einnahm, als sie nun den Kopf hob, kann ich nur als alles hinnehmende Unterwerfung bezeichnen. Eine vollkommene Selbstaufgabe erfasste ihren ganzen Körper. Bruder Neal öffnete die äußerste rechte Kiste. Er warf einen Blick hinein und holte schließlich mit sicherem Griff eine grün-marmorierte Waldklapperschlange heraus.
    Die Schlange wand sich, suchte Bruder Neals Unterarm, streifte ihn mit der Zungenspitze. Aber sie bäumte sich nicht auf, um ihn zu beißen, sondern ließ sich auf seinen Handrücken gleiten. Bruder Neal hob den Arm, sodass die Zunge der Schlange beinahe seine Lippen berührte, und sah ihr in die Augen. Dann wandte er sich mit angespannter Miene Schwester Alice zu und wisperte mit heiserer Stimme wie ein katholischer Priester beim Verteilen der Hostien: »Welch unsagbare Freude, den Tod in Händen zu halten.«
    »Welch unsagbare Freude«, wiederholte Schwester Alice.
    »Welch unsagbare Freude«, murmelte die Gemeinde.
    Jäh war der Bann gebrochen, in den mich die Szene gezogen hatte. »Die Botschaft in Cooks Wohnung!«, flüsterte ich ungläubig.
    Tamburine rasselten. Der Bass setzte wieder ein, tief und gleichmäßig wie der Herzschlag eines Menschen. Bruder Neal wand die Schlange um Schwester Alices ausgestreckte Arme. Sie wurde stocksteif, nur das Reptil bewegte sich. Aber es biss nicht. Dann entspannte sich die Frau, zitterte, weinte Freudentränen und betrachtete lächelnd die Schlange auf ihren Armen. Nun war sie überzeugt, dass sie sich der Versuchung gestellt, dem Tod ins Auge geblickt hatte und eins war mit dem Herrn.

    Im Lauf der nächsten halben Stunde traten zwölf weitere Schlangenfreunde vor, um die Tiere zu halten. Ich sah, wie eine Giftnatter nach der anderen aus den Kisten geholt wurde, beobachtete die Gesichter der Gläubigen, die ihre Seele bloßlegten, mit erwartungsvoller Miene, geradezu freudig schaudernd.
    Schließlich gab auch der Letzte der zwölf seine Schlange wieder an Bruder Neal und kehrte in den Schoß der Gemeinde zurück. Die Musik verstummte. Bruder Neal ließ den Blick über seine Schäfchen schweifen, aber es wollte keiner mehr vortreten. Seine Schultern sackten zusammen, und auch mich überfiel eine irrationale Enttäuschung bei dem Gedanken, dass Bruder Neal seine Schlangenzeremonie nun beenden würde.
    Dann hörte ich, wie jemand aufstand, verrenkte mir den Kopf und sah die Frau, die zuvor Carruthers getröstet hatte. Sie nahm den behinderten jungen Mann an den Händen. Er war von rundlicher Gestalt und hatte ein liebenswertes Gesicht. Unter seinem neuen Jeansoverall trug er ein gestärktes weißes Hemd, das bis zum Kragen zugeknöpft war. Seit Carruthers’ Schimpftirade hatte er traurig den Kopf gesenkt gehalten.
    »Komm, Caleb«, sagte sie.
    Er blickte auf. Sein trauriges Lächeln ließ vermuten, dass er auf seine Weise Frieden gefunden hatte. Doch dann sah ich seine Augen: Angstvolle, blutunterlaufene Augen, die bezeugten, dass er Schreckliches gesehen hatte. Und ich dachte: Seine Augen sind wie meine.
    Die Frau trat näher und sprach mit ihm. Was sie sagte, verstand ich nicht. Aber als sie nun noch einmal seine Hände drückte, stand Caleb auf und folgte ihr klaglos. Wieder setzte die Bassgitarre ein. Bruder Neal hob die Hände. Die Frau blieb stehen und schob Caleb weiter: »Geh jetzt.«
    Wieder spielte das traurige Lächeln um seine Lippen, dann ging er nach vorne und kniete nieder. Viele der Anwesenden hatten sich auf die Bänke gestellt und die Hände ausgestreckt. Die Musik legte an Tempo zu, und Caleb wiegte sich in ihrem Rhythmus. Er schloss die Augen, warf den Kopf zurück und sang unverständliche Laute, die tief aus seiner Kehle drangen; es hörte sich ähnlich an wie der Chor, den ich anfangs draußen im Wald vernommen hatte. Aber Calebs Gesang hatte klare und helle Untertöne, seine Stimmbänder erklangen wie ein hervorragend gestimmtes Instrument.
    Die Band drehte auf. Schwitzend und schaudernd hielt Caleb mit, sein Unterkiefer zitterte, aber

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