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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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des Bösen erzählt, fördert seine Ziele.«
    Ich duckte mich, der Bann war für einen Augenblick gebrochen. Wahrscheinlich war es das Beste, hier zu verschwinden – statt vor dieser Kirche einer christlich-fundamentalistischen Sekte im Nordosten Alabamas bäuchlings auf dem nassen Boden zu liegen, während der Prediger mich als Abgesandten der Hölle geißelte.
    Ich wollte mich schon davonstehlen, als ich Bruder Neal sagen hörte: »Wir haben uns also entschieden, die alten Wunden nicht wieder aufzureißen, in die Luzifer seine Maden legen kann. Wir haben also beschlossen, dass unser Leiden vorbei ist und wir nun nach siebenundzwanzig Jahren in die Zukunft blicken können.«
    Ich konnte nicht anders, ich hob unwillkürlich wieder den Kopf und schaute. Bruder Neal umklammerte mit beiden Händen das Mikrophon und ließ den Blick über seine Schäfchen schweifen. »Habt ihr gehört, Brüder und Schwestern?«, fragte er. »Ich sage, dass die Zeit des Leidens vorbei ist.«
    In der Kirche herrschte Grabesstille. Die Gläubigen tauschten unsichere Blicke. Dann schüttelte eine rundliche Frau ihr Tamburin und rief mit schriller Stimme: »Amen. Amen!«
    Bruder Neal lächelte sie an. »Danke, Schwester Rose. Ich sage es euch allen noch einmal, vor allem aber einem unter euch. Dein Leid hat ein Ende. Du hast dich genug bestraft. Du hast dich von allen Sünden reingewaschen. Jetzt weiß ich, wie es steht. Denn siebenundzwanzig Jahre lang mussten wir in Nächten wie dieser daran zurückdenken, auch wenn wir es nicht wollten.«
    Mehrere Frauen und Männer sahen über die Schulter nach jemandem im hinteren Bereich der Kirche und begannen hemmungslos zu weinen. Andere standen auf, schlossen die Augen, hoben die Hände und riefen immer wieder: »Amen!«
    »Wir erinnern uns, und das wird uns zur Last«, sagte Bruder Neal, schloss nun ebenfalls die Augen und hob die Hände zum Himmel. »Eine Last, die wir so schrecklich lange getragen haben. Genug, Herr. Genug. Nimm sie von unsern Schultern.«
    »Er wird sie uns nicht abnehmen, und wenn ihr noch so lange betet«, dröhnte eine kampfeslustige Stimme. »Er macht sie noch schwerer. Das tut er! Er versteht sich darauf, Salz in die Wunde zu streuen.«
    Ich erkannte seine Stimme sofort und kroch ein Stück um die Eschen herum, um bessere Sicht zu haben. Nelson Carruthers, der Polizeichef, stand etwa in der zehnten Reihe in der Nähe der Wand. Er hatte wenig gemein mit dem Mann, der mich im Washoo Arms so barsch verhört hatte. Sein Uniformhemd war am Kragen offen und hing ihm aus der Hose. Seine Krawatte saß schief. Unter den Achseln und auf den Schultern hatte er Schweißflecken. Und der Alkohol, den er getrunken hatte, bekam ihm offenbar schlecht.
    »Still jetzt, Bruder Nelson«, beschwor ihn Bruder Neal. »Dein Leid ist vorbei.«
    »Das wird nie enden«, knurrte Carruthers. »Ich bin auf ewig verdammt.«
    Eine Frau mit zinngrauem Haar und blauem Blümchenkleid stellte sich neben Carruthers und griff nach seinem Arm. »Komm, Nelson«, sagte sie. »Du darfst nicht so reden. Die Leute hier lieben dich für alles, was du für sie getan hast.«
    Carruthers musterte sie mit trübem Blick. »Eileen, du denkst immer noch, du hättest es gut getroffen. Und dabei musstest du seine Brut aufziehen.« Er wies voller Abscheu auf einen jungen Mann Ende zwanzig hinter ihr, dessen weiche, schlaffe Züge unverkennbar auf Downsyndrom hinwiesen. Der junge Mann duckte sich und blickte zu Boden.
    »Ja, von dir rede ich, du Schwachkopf«, sagte Carruthers mit schwerer Zunge. »Seinetwegen und euretwegen bin ich verdammt, und daran kann auch noch so viel Liebe nichts ändern.«
    Er drängte sich an Eileen vorbei, ignorierte ihren Pflegesohn und stürmte hinaus. Vor der Kirche stolperte er und fiel auf den Rasen, stand aber sofort wieder auf und hetzte wie von Dämonen gejagt zum Parkplatz.
    Mehrere Männer wollten ihm folgen, doch Bruder Neal rief ihnen zu: »Lasst ihn gehen, Brüder. Er muss das allein durchstehen, auch wenn er für uns leidet.«
    Draußen auf dem Parkplatz wurde eine Autotür zugeschlagen.
    Bruder Neal wartete, bis sich die Unruhe nach Carruthers’ Aufbruch gelegt hatte. Dann sagte er: »Das ist sehr schwer für Bruder Nelson. Eine schreckliche Last. Aber Brüder und Schwestern, wir können dem Leiden ein Ende zu setzen.«
    »Amen«, tönte es.
    Der Prediger lächelte. »Wir von der Kirche Jesu wissen aus der Apostelgeschichte, dass unsere Leiden ein Ende haben, weil Gott auf unserer Seite

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