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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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dokumentierte den Tatort mit größter Sorgfalt.
    Carruthers verließ das Haus gegen Morgen, als Ada Maes Leiche abtransportiert wurde, und suchte dann das Krankenhaus auf, in dem Stark behandelt wurde. Man hatte die Stichwunden an Hoden und Penis mit fünfzig Stichen zusammengeflickt. Nun lag er rücklings da, an Handgelenken und Knöcheln an das Gitter des Betts gefesselt, eine Windel um die Hüften. Stark faselte zusammenhangloses Zeug aus seinen Predigten der vergangenen Jahre. Die Ärzte erklärten, außer dem Blutverlust machten Stark die Überdosis Alkohol und Schmerzmittel zu schaffen. Erst nach dreißig Stunden war Stark so weit ansprechbar, dass man ihn einem Verhör unterziehen konnte.
    »Unterdessen hatte sich vor dem Krankenhaus ein Mob versammelt«, fuhr Carlton Lee fort. »Nicht wenige waren darauf aus, ihn zu lynchen.«
    Wieder reagierte Carruthers richtig. Dank seiner Erfahrung als Gefängniswärter gelang es ihm, die explosive Situation unter Kontrolle zu halten. Am Nachmittag überzeugte er Polizeichef Hardgraves, Stark ins Gefängnis zu verlegen und Verstärkung durch die Staatspolizei anzufordern.
    Am nächsten Tag sprach Carruthers schließlich mit Lucas Stark. Carlton Lee besaß eine alte Tonbandaufzeichnung des Verhörs. Die verrauschte Aufnahme, die Carlton Lee nun in meinem Krankenzimmer abspielte, war stellenweise schwer zu verstehen. Zuvor war Stark, wie Lee sagte, entgiftet und medikamentös behandelt worden und hatte sieben Stunden lang unruhig geschlafen.
    Angesichts der Tragödie, die er miterlebt hatte, und des Drucks, unter dem er stand, klang Carruthers’ Stimme bemerkenswert ruhig. Sein Ton war fest, aber nicht hart. Carlton Lee sagte, Stark sei während des Verhörs in Handschellen an einen schweren Eichenstuhl gefesselt gewesen.
    Stark verzichtete umstandslos auf sein Schweigerecht. Zu meiner Überraschung hatte er eine interessante Stimme, die an Hank Williams in seinen späteren Jahren erinnerte: volltönend, schnarrend und gezeichnet, sodass man einen weitaus älteren Sprecher erwartet hätte. Aber während des Verhörs sprach er emotionslos, als wäre er seelisch bereits ein toter Mann.

    »Warum hast du Ada Mae auf diese Weise umgebracht, Lucas?«, fragt Carruthers im Lauf der Vernehmung.
    »Bruder Nelson, sie ist mein Anfang und mein Ende«, antwortet Stark. »Sie war nicht eins mit Gott, genauso wenig wie ich.«
    »Du hast sie gefoltert«, sagt Carruthers.
    »Geprüft hab ich sie«, erwidert Stark hart. »Nicht anders, als Abraham seinen Sohn geprüft hat.«
    »War es der Junge, Lucas? Hast du’s deswegen gemacht? Wegen Caleb?«
    Stark lacht verächtlich. »Willst du die Wahrheit wissen, Bruder Nelson?«
    »Wir alle wollen verstehen, warum du das getan hast«, erwidert Carruthers. »Du hast Ada Mae geliebt. Das weiß ich. Ich habe das von Anfang an gesehen.«
    Stark lacht rau. »Es war ihr Körper, Nelson, verstehst du das nicht? Ihr unglaublicher Geruch, ihre Bewegungen, wenn wir gefickt haben, wie sie mich angesehen hat, als könnte sie in meine Seele schauen und als wäre es ihr gleich, dass ich verdammt bin.«
    Ein Krachen lässt darauf schließen, dass Carruthers Faust auf die Armlehne niedersaust. »Mir wird schlecht, wenn ich dich höre, Lucas.«
    »Grün vor Neid wirst du, das trifft’s eher«, schießt Stark zurück. »Denn ich konnte Ada Mae nehmen und ihr Kinder machen. Das kannst du von dir nicht behaupten.«
    Schweigen. Dann sagt Carruthers: »Ich sitze hier und sehe dich an, Lucas Stark, und ich begreife nicht, dass ich dich für einen Auserwählten Gottes halten konnte.«
    »Jetzt weißt du die Wahrheit«, schnarrt Stark. »Ich bin es nicht, und sie war es auch nicht. Wir wurden beide aus dem Garten Eden vertrieben.«
    »Lucas«, sagt Carruthers, »wenn du auf Erlösung hoffen willst, dann musst du vor Gott und den Menschen bekennen, was du getan hast.«
    »Es gibt keine Vergebung – die hat es nie gegeben!«, ruft Stark. »Nicht seit ich sie zum ersten Mal berührt habe, nachdem wir nackt im Fluss geschwommen waren. Keine Vergebung, Bruder Nelson, keine Erlösung. Nur Gottes grauenhafte Gerechtigkeit.«
    Es folgen zwanzig Minuten, in denen Carruthers Stark einschüchtert und beschwört und immer nur jene ausweichenden Antworten erhält, die weitere Fragen aufwerfen, zu denen der Häftling nichts sagen will. Dann ruft Carruthers die Vergangenheit wach. Er schildert Szenen aus der Ehe von Lucas und Ada Mae vor Calebs Geburt: Ihren Hochzeitstag, ein

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