Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
Vom Netzwerk:
und fiel vom Bett.

75
    Ich atmete flach und zitterte wie ein Parkinsonkranker. Mein Kopf war wie ausgebrannt. Draußen vor dem Bullauge begrüßten die Seeelefanten brüllend und bellend die Dämmerung.
    Ich muss mich befreien, sagte ich mir. Ich muss ihr die Nadel aus der Brust ziehen und mir den Rest des Serums spritzen, dann mit dem Handy oder dem Funkgerät die Küstenwache rufen. Aus meinem aufgerissenen Knöchel strömten Blut und Knochenstückchen, und ich wusste, dass ich bald sterben würde, wenn ich nichts unternahm. Mit allerletzter Kraft setzte ich mich auf und band mir mit einer meiner Fesseln die Wade ab.
    Dann streckte ich die Hand nach dem Knoten aus, mit dem mein schauerlich zugerichtetes Bein festgehalten wurde, aber ich konnte nicht mehr. Ich kippte einfach um. Das Gift und der Schock, den ich erlitten hatte, waren zu viel. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen und löschten nach und nach jede Erinnerung aus. Ich wusste nicht mehr, wer ich war und was ich gewesen war. Was blieb, waren nur noch Furcht einflößende Bruchstücke des Jetzt: das blubbernde Geräusch der Luft in meinen Lungen; der Schweiß, der über meine schwarz angelaufene Haut rann wie Regen über ein nächtliches Fenster; das Pochen des Bluts in meinem abgebundenen Bein; die düstere Vision eines Pecanobaums vor hellen Felshängen, dessen Wipfel sich in der Abendbrise wiegte.
    Ein Hitzegewitter entlud sich, Blitze zuckten. Zikaden ließen ihren nächtlichen Ruf erklingen. Und die Brise wehte einen Duft herbei, einen betörenden Duft, der Bilder einer nackten Frau mit unkenntlichen Zügen wachrief. Ein unsichtbares Tier raschelte im Unterholz zwischen uns, und ich wusste, es war der Tod. Niedrige, bedrohliche Wolken erschienen vor der Mondsichel.
    Wieder blitzte es. Die gesichtslose nackte Frau wartete am Rande der Felswand. Regen fiel, dann Hagel. Der Hagel verwandelte sich in einen Tornado, der die Frau ergriff und sie von der Klippe fegte, als wäre sie nur eine leere Haut.
    Dann wurden die Bäume, die Felswand, der Mond im Hagelmuster, der Ruf der Zikaden, der Schrei der Eulen, der Geruch des Windes, das Klingeln eines Telefons, das letzte Bisschen meines Ichs, all das wurde vom Taifun aufgesogen und fortgetragen wie Wasser, das durch eine Kanalröhre strömt und sich in gleißendes Licht ergießt, in dem mein Vater auf mich wartet.

76
    »Dad?«
    Ich schaute mich um und sah Jimmy. Er lehnte sich aus dem Fenster von Fays Range Rover, der auf der Südseite des Broadway parkte, gegenüber vom Gerichtsgebäude in der Innenstadt von San Diego. Jetzt, um neun Uhr morgens, bewegte sich der Verkehr im Schneckentempo. Jimmy machte ein besorgtes Gesicht. Noch beunruhigender aber war die Miene meiner Exfrau.
    »Warum zieht ihr so lange Gesichter?«, fragte ich.
    »Möchtest du, dass ich mitgehe?«, erbot sich Jimmy. »Ich könnte die Schule schwänzen.«
    »Nein, Jimbo. Das muss ich alleine hinter mich bringen. Keine Sorge, ich schaffe das schon.«
    »Kommst du heute Abend?«
    »Passt es um sechs?«, fragte ich Fay.
    Sie nickte verlegen. »Mein Flug geht um halb acht.«
    Ich lächelte gequält. »Also um sechs.«
    »Gehen wir angeln?«, fragte Jimmy.
    »Klar gehen wir angeln«, versprach ich.
    »Und spielen wir Baseball?«
    »Geht in Ordnung.«
    Fay winkte. Ich hob etwas mühsam die Hand von der Krücke und winkte zurück. Dann piepste das Signal der Fußgängerampel, und ich setzte mich mit meinem Gehgips in Bewegung.
    Es war ein schöner Augustmorgen, der Himmel war so tiefblau wie das Meer, die Luft klar und trocken, und die Temperatur lag um die achtundzwanzig Grad. Ungeachtet der Tatsache, dass meine Exfrau heute Abend nach Las Vegas reiste, um dort Walter zu heiraten, fühlte ich mich wenigstens körperlich halbwegs wieder fit. Ich war sonnengebräunt, ausgeruht und gut vorbereitet. Abgesehen von meinem Humpeln, den Krücken, der Einbuchtung in meinem Knöchel und den Bissnarben auf meinem Körper hätte mir in diesem Augenblick niemand ansehen können, dass ich mit einem Akkubohrer gefoltert und zweimal von einer Klapperschlange gebissen worden war. Als ich die belebte Geschäftsstraße überquert hatte und auf den Eingang des Gerichtsgebäudes zusteuerte, dankte ich so wie jeden Tag Gott für mein Überleben.

    Inzwischen wusste ich, dass am 3.Mai, kurz nach Mitternacht – als ich benebelt vom Strychnin und dem Amazonascocktail, den mir Lil mit der Bloody Mary verabreicht hatte, im Bett lag – ein Polizist in Wyoming, der

Weitere Kostenlose Bücher