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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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immer wieder schwären und aufreißen würde, immer dann, wenn Ende April nach dem Regen die letzten Blüten der Bäume im Zwielicht des Waldes ihren Duft verströmten.
    Die Polizisten schoben Lil Stark zur offenen Seitentür des Transportfahrzeugs. Ich brachte es kaum über mich, sie anzusehen. Dann war sie da, ihr Rollstuhl stand neben mir, während der mechanische Lift heruntergefahren wurde. Einer der Wärter schob sie auf die Plattform, und ich ertappte mich dabei, wie ich die erschlaffte Seite ihres Gesichts und ihren gelähmten linken Arm betrachtete, der ebenso wie der rechte an den Rollstuhl gefesselt war. Meine Hand war keine zwei Zentimeter von der ihren entfernt.
    Der Wärter, ein bulliger Latino namens Romero, drückte einen Knopf, und der Rollstuhl bewegte sich nach oben. Ich wollte einen Schritt zurücktreten, da streckte Lil den Zeigefinger aus und fuhr mir über den Handrücken.
    Romero schob ihren Stuhl hinein und befestigte die Räder an Spezialhalterungen am Boden des Fahrzeugs. Sein Partner, ein kräftiger Weißer namens Gunnerson, hielt den Stuhl fest. Lil Starks Gesicht war so ausdruckslos und schlaff wie zuvor. Romero nickte und richtete sich auf. Gunnerson sprang heraus und wollte die Tür schließen.
    »Warten Sie«, sagte ich. »Sie hat mich angefasst.«
    »Was?«, sagte Rikko.
    »Sie hat mich angefasst«, wiederholte ich.
    »Nö«, meinte Romero. »Ich hab’s gesehen. Das war nur eine Muskelzuckung. Schlaganfallopfer haben immer wieder unwillkürliche Krämpfe. Sehen Sie.«
    Er klatschte dicht vor ihrem Ohr in die Hände, dann noch einmal vor ihren Augen. Sie zeigte keinerlei Reaktion. »Mann, mit der Schlampe kann man anstellen, was man will, die würde nicht mal mit der Wimper zucken«, sagte Gunnerson mit lüsternem Grinsen.
    »Stimmt absolut«, bestätigte Romero.
    Ich fuhr herum, ließ meine Krücken fallen und schleuderte Gunnerson gegen den Bus. »Noch so ein Witz, und ich breche euch beiden das Kreuz.«
    Rikko ging dazwischen. »Mach keinen Ärger, Shay.«
    »Hey, immer mit der Ruhe, Mann«, rief Romero von drinnen. »Er hat nur einen Witz über eine Schlampe gerissen, die versucht hat, Sie umzubringen.«
    »Schluss mit den Witzeleien«, sagte Rikko. »Macht euren Job. Bringt sie nach Lone Pine und sperrt sie weg.«
    Gunnerson warf mir einen wütenden Blick zu, dann setzte er sich ans Steuer. Romero schloss die Seitentür, und sie fuhren mit quietschenden Reifen an. Das Letzte, was ich von Lil Stark sah, war ihre gebeugte Silhouette im getönten Heckfenster, als sich das Stahltor der Garage öffnete und der Wagen über die Rampe der Nachmittagssonne entgegenfuhr.

Epilog
    Gegen zehn Uhr brachte ich Jimmy ins Bett. Wir hatten uns mit unseren Angelruten einen schönen Abend gemacht. Bevor ich das Licht ausmachte, sagte er mir, er sei glücklich, dass Lil Stark nun weg sei, und er habe mich lieb. Ich warf einen Blick auf das gerahmte Baseballtrikot über dem Bett. Mein Spiegelbild im Glas hatte große Ähnlichkeit mit meinem alten Herrn.
    »Ich hab dich auch lieb, Kumpel«, sagte ich. »Schlaf dich aus.«
    Als ich über die Treppe aufs Hauptdeck ging, hatte ich das Gefühl, dass mein Vater mit seiner Vorhersage Recht behielt: Mein Sohn war die Legende zu einer Landkarte, die ich erforschen und selbst zeichnen würde. Offenbar verhielt es sich so, dass nach einem bestimmten Wendepunkt im Leben – der für manche früher, für andere später kommt – keine klaren Wege und Richtlinien mehr existieren; jeder von uns muss sich durch den Dschungel der ihm verbleibenden Zeit schlagen und den Kindern, die uns folgen, Orientierung geben.
    Ich holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank, legte Bob Marley auf und ging hinauf aufs Deck . Die Nacht war warm, und die Skyline von San Diego leuchtete wie ein Ozeandampfer, der zu exotischeren Stränden aufbricht. Und während das Bier meinen nervösen Magen und der Reggae meine Gedanken beruhigte, versuchte ich mich von der rauen Realität Südkaliforniens freizumachen, die mir am späten Abend, wenn ich mit Todesfällen zu tun hatte, besonders zu schaffen macht.
    Aber bevor ich so recht entfliehen konnte, klingelte mein Handy. Es war Helen Adler.
    »Lil Stark ist entkommen«, sagte sie. »Einer der Gefangenenwärter ist tot, der andere in kritischem Zustand.«
    » Was? «, schrie ich. »Wie? Wo? Das ist unmöglich.«
    »Doch, wenn man der kalifornischen Autobahnpolizei glauben darf«, erwiderte sie. »Soweit sich das feststellen lässt, haben die

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