Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
setzte er sein Headset wieder auf und wählte eine Nummer an der Basisstation. »Janice? Hast du mal Zeit? Lass das Chamäleon in Ruhe und komm in mein Büro rüber.«
Wieder riss er sich den Kopfbügel achtlos herunter. »Ich erkenne sie prima, wenn sie herumkriechen, aber wenn es nur ein paar Stückchen sind wie das hier, dann ist Janice zugegebenermaßen besser.«
Hood stürzte herein und fiel sogleich über ihn her. »Mir bleiben noch zwei Wochen für dieses Projekt, das weißt du doch.«
»Dr.Janice Hood«, stellte Foster sie kühl vor. Hood klappte den Mund zu und sah uns dann entschuldigend an. »Verzeihung, Officers, Sie habe ich ganz vergessen.«
»Die Polizei braucht unsere Hilfe, Janice«, sagte Foster, ihre Verlegenheit sichtlich genießend. Er reichte ihr die Tüte: »Kannst du uns sagen, von was für einer Schlange diese Schuppen stammen?«
Hood hielt die Tüte ins Licht. Verwunderung huschte über ihr Gesicht, dann meinte sie: »Hast du ein Vergrößerungsglas?«
Foster kramte in einer Schublade und reichte ihr eines mit einem Messinggriff. Sie drehte die Tüte hin und her und betrachtete sie eingehend. »Das stammt von zwei verschiedenen Schlangen«, sagte sie schließlich. »Das quadratische Stück ist von einer Crotalus , einer Klapperschlange. Das dreieckige stammt von einer Dendroaspis . Einer Mamba.«
»Im Ernst?«, meinte Foster, mit einem Mal interessiert. »Von einer schwarzen oder von einer grünen?«
»Einer grünen, würde ich sagen, aber mit Sicherheit lässt sich das nur durch eine DNA-Analyse feststellen«, antwortete sie. »Gilt auch für die Klapperschlange.«
»Zwei Schlangen?«, wunderte ich mich. »Sind Sie sicher?«
»Kein Zweifel«, sagte sie. »Mambas haben alle diese länglichen, ungekielten Schuppen wie Blätter einer Kriechpflanze.«
»Wie sieht so eine Mamba aus?«, fragte Missy.
»So wie dieses nette Tierchen hier«, sagte Foster und wies auf ein eingerahmtes Poster.
Es zeigte ihn selbst in der halb kauernden Haltung, in der wir ihn auf der Bühne gesehen hatten. Den Blick hatte er fest auf eine wütende schwarze Schlange gerichtet, die er etwa einen halben Meter vom Schwanzende gepackt hielt. Die Schlange bog sich mit weit aufgerissenen Kiefern zurück. Deutlich hob sich die orangefarbene Kopfzeichnung gegen den beeindruckenden Fang ab. Über dem dramatischen Actionfoto, das wie das Cover eines Abenteuerromans aussah, prangte in reißerisch großen Buchstaben: »Nick Foster – MrKaltblütig!«
Foster kam hinter seinem Schreibtisch hervor und trat vor das Poster. Mit spürbarer Erregung erklärte er: »Die Mamba ist eine der gefährlichsten Schlangen der Welt. Die Geißel Afrikas. Diese hier lebte in den Wäldern von Tansania an der Grenze zu Kenia. Soll sechs Menschen in einem einzigen Dorf getötet haben. Es sprach sich herum, dass ich in der Gegend eine Sammeltour unternahm, da hat man mich gefragt, ob ich sie nicht einfangen will. Kapitales Exemplar. Jetzt ist es da draußen in einem Terrarium.«
Foster kam ins Schwärmen wie ein Kind. Dass er sich für etwas, das den meisten Menschen Schauer über den Rücken jagte, ungezügelt begeisterte und noch dazu aussah wie ein Abenteurer, machte seinen Erfolg aus: Fans wie Missy bewunderten an ihm, dass er so offensichtlich in die Gefahr verliebt war.
»Wenn jemand am Biss einer Mamba stirbt, sieht das dann so ähnlich aus wie Ebola?«, fragte ich.
»Jetzt weiß ich, worum’s geht.« Foster schnippte mit den Fingern. »Diese Geschichte aus der Zeitung.«
»Richtig«, meinte Missy. »Die Leiche des Opfers war schwarz angelaufen und mit Blutblasen übersät. Kann das die Folge von Mambabissen sein?«
Foster schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich habe nie jemanden gesehen, der von einer Mamba gebissen wurde. Von Puffottern. Braunschlangen. Von einer Kobra, einmal. Aber von einer Mamba? Nein. Du vielleicht, Janice?«
Sie schüttelte den Kopf. »Aber grundsätzlich kann man sagen, dass das Gift der Mamba aus Neurotoxinen zusammengesetzt ist: Es greift das zentrale Nervensystem an. Das Gift einer Klapperschlange dagegen wirkt auf das Atemsystem und den Blutkreislauf. Da scheint mir die Wahrscheinlichkeit von Blutbläschen größer. Aber eigentlich ist das nicht mein Spezialgebiet.«
»Könnten wir sie uns einmal ansehen?«, fragte ich. »Die Mamba, meine ich.«
Foster zog die Augenbrauen zusammen und schaute auf seine Uhr. »Muss mich entschuldigen, leider, ich habe eine Telefonkonferenz«, sagte er.
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