Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
zuckte zurück, öffnete aber die Box. Er lachte. »Wer unsere Show regelmäßig sieht, der weiß, dass Janice Hood eine der größten Reptilienexpertinnen der Welt ist. Ihre Spezialität sind Chamäleons. Aber bei Giftschlangen wird sie leicht nervös.«
Hood lachte demonstrativ über sich selbst. »Ehrlich, Nick, die machen jeden nervös, der auch nur ein paar Gramm Hirn im Kopf hat.«
»Jeden mit ein paar Gramm Hirn außer mir«, erwiderte Foster und warf den Frauen in der ersten Reihe einen schmachtenden Blick zu.
13
Der weitere Verlauf der Show war dann eher lehrreich gestaltet. Foster und Hood mischten Biologie, Umweltschutz und spannende Geschichten, um die Kobra als eine der gefährlichsten Schlangen der Welt zu präsentieren.
Nach der Vorstellung gingen wir zum Reptilienhaus zurück und läuteten noch einmal. Diesmal öffnete uns ein Mitarbeiter, der uns in einen großen rechteckigen Raum mit blankem Estrichboden führte. Drinnen herrschte eine schwüle Atmosphäre. Ein säuerlicher Geruch wie von tierischem Urin lag in der Luft. Wir passierten Terrarien mit Schlangen und einen hohen Kühlschrank mit Glastür, dessen Inhalt ein Schild als »Gegengift« auswies. Darin lagen kleine weiße Schachteln, auf denen »Puffotter«, »Gabunviper«, »Taipan« oder »Mamba« geschrieben stand. Durch eine Art Atrium kamen wir zu einer Tür mit der schlichten Aufschrift »Nick«.
Wir klopften. Foster antwortete dröhnend mit spürbar australischem Akzent: »Yeah, immer reinspaziert!«
Ich drehte den Türknopf und betrat ein voll gestopftes Büro. Es wurde von einem massiven Eichenschreibtisch und gerahmten Fotografien beherrscht, die Foster mit Prominenten und Politikern zeigten. MrKaltblütig stand hinter dem Tisch. Aus der Nähe betrachtet hatte er etwas Affenartiges, insbesondere seine Unterarme und Hände ließen an einen Gorilla denken. Zwischen seinen knubbligen Fingern glimmte eine Zigarette. Eine bläuliche Rauchwolke wirbelte vor seinem Gesicht, das noch kantiger aussah als unter der Bühnenbeleuchtung. Anstelle des Mikrophons trug er nun ein Telefon-Headset. Er nickte seinem unsichtbaren Gesprächspartner bejahend zu, während er mit seiner fleischigen Pranke meine Hand drückte und Missy schamlos taxierte.
»Tag, mein Freund«, sagte er in seinem breiten Akzent. »Tag, Miss. Setzen Sie sich. Bin gleich für Sie da.«
Missy schmachtete ihn hemmungslos an. Foster zwinkerte ihr zu, als sie sich auf einen Holzstuhl vor seinem Schreibtisch niederließ. Ich verfrachtete zunächst einmal einen Stapel zoologischer Fachzeitschriften vom zweiten Stuhl auf den Boden. Foster hob zustimmend den Daumen, bevor sich seine Brauen zusammenzogen und er seine Zigarette im Aschenbecher zerdrückte.
»Jetzt fang mir nicht so an, Richard!«, schimpfte er. »Ich fahre elf Prozent zur Hauptsendezeit ein, das dürfte ja wohl einzigartig sein für eine Tiersendung im Kabelfernsehen. Wenn ihr Bodenturner in New York nicht bald ein bisschen mehr Kohle rüberschiebt, dann gehen wir mit Kaltblütig! eben zu Discovery oder Geographic!«
Er lauschte eine Sekunde und stieß dann mit dem Finger in die Luft. »Glaubst du nicht? Jetzt hör mir mal zu, mein Freund, ABC verhandelt schon mit meinem Agenten über mehrere einstündige Sendungen, komplett finanziert, Thema egal, wozu ich Lust habe, so wie sie dieser Jacques Dingsda, äh, Cousteau, früher gedreht hat. Also, machen wir den Sack jetzt zu, oder du kannst dir die ganze Geschichte in die Haare schmieren. Habe ich mich klar ausgedrückt, Richard?«
Foster horchte wieder und nickte dann eifrig. »Das hört sich schon viel besser an, mein Freund«, sagte er. »Halt mich auf dem Laufenden.«
Er riss sich das Headset vom Kopf, warf es auf den Schreibtisch und grabschte sich eine Packung Marlboro. »Tschuldigung. Diese Knilche in New York bilden sich im Ernst ein, dass sie Kaltblütig! zum Erfolg machen, und nicht meine Wenigkeit«. Er zwinkerte wieder. »Die haben doch einen an der Waffel, oder?«
Missy blinzelte und lächelte gezwungen. »Ich mag Ihre Show, ich schaue sie mir jede Woche an.«
»Fans sind mir immer willkommen«, meinte er. »Was kann der gute alte Nick Foster für Sie tun?«
Ich zog die Spurensicherungstüte mit den zwei Hautschuppen, die wir zwischen Cooks Bettzeug gefunden hatten, aus meiner Hemdtasche. »Vielleicht können Sie uns sagen, von was für einer Schlange das hier stammt.«
Foster nahm die Tüte und hielt sie stirnrunzelnd gegen das Licht. Dann
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