Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
Diskussion, du sagst ja.«
Sie stand auf und schüttelte wild gestikulierend den Kopf. »Ich posiere doch nicht nackt und verschicke mein Foto dann übers Internet. Als Nächstes lande ich dann auf der Festplatte sämtlicher Perverslinge im ganzen Land – oder jedenfalls bei sämtlichen Perverslingen unserer Abteilung. Das hängt mir dann mein Lebtag nach.«
»Du musst ja nicht selbst posieren«, versprach ich ihr. »Die Computerfreaks eine Etage tiefer montieren dein Gesicht auf ein Foto aus irgendeinem Herrenmagazin. In der Zwischenzeit gehst du wieder online und bittest sie, ebenfalls Fotos zu schicken.«
Missy musterte mich skeptisch. »Das geht mir langsam zu weit, Boss.«
»Glaub mir, du tust das für Sophia Cook und die Mutter von Haines.«
Missmutig tippte Missy ihre Antwort ein und erklärte, sie werde nur dann ein Foto schicken, wenn er und seine Partnerin auch dazu bereit seien. Nach fünf Minuten stimmte Seeker zu, meinte aber, die Fotos sollten nicht direkt verschickt werden, sondern über gesicherte Mailboxen, die der Swinger-Internet-Service zusätzlich anbot. Missy erwiderte, sie sei dafür noch nicht registriert, wolle das aber nachholen und sich in einer Stunde wieder melden.
Während Missy für Ms Lover eine elektronische Mailbox anforderte, holte ich mir ein Zivilfahrzeug aus der Tiefgarage und fuhr zum nächsten Zeitschriftenladen etwa acht Blocks westlich von der Zentrale. Dort fand ich ein Magazin, das sich auf asiatische Reize spezialisiert hatte. Als ich wiederkam, hatte Missy ein paar Schnappschüsse von sich ausgegraben und erwartete mich mit Freddie und einer Computerexpertin, die einen Scanner und einen Apple-Laptop inklusive Adobe Photoshop mitgebracht hatte.
»Such dir dein Body-double aus«, sagte ich und warf die Zeitschrift auf den Tisch.
Angeekelt griff Missy nach dem Magazin. »Dafür hab ich aber was gut, Sarge.«
»Total plemplem«, meinte Freddie und drohte mir mit dem Finger. »Bei mir brauchst du so etwas gar nicht erst zu versuchen.«
Schließlich entschied sich Missy für eine Japanerin namens Hasu mit weich gerundeten Schultern, rosa knospenden Nippeln und einer Vorliebe für Origami. Die Technikerin scannte das kleine Poster und Missys Porträt ein und montierte beides zusammen. Nach einer halben Stunde und etlichen Retuschen fügten sich die Bilder nahtlos aneinander. Am Ende lehnte meine Mitarbeiterin scheu, aber splitterfasernackt auf einer Zedernholzbank in einem Zen-Garten vor den Toren Kyotos.
»Jorge und Rikko sollten das nicht zu Gesicht bekommen«, meinte ich. »Sonst sehen sie dich künftig mit völlig anderen Augen.«
Missy gab mir einen Knuff, der sich gewaschen hatte. »Du bist ein Scheißkerl!«
»Du hast’s erfasst, Schwester«, sagte Freddie. »Das zahlen wir ihm irgendwann heim.«
»Beruhigt euch. War doch bloß Spaß«, sagte ich. »Schick das an den Seeker. Mal sehen, was dann kommt.«
Es kam eine sabbernde Antwort, in der er Ms Lover um ein Rendezvous bat, sowie das Polaroidfoto eines nackten kopflosen Paares neben einem Doppelbett aus edlem Holz in einem matt beleuchteten Zimmer. Der Mann sah ganz stramm aus und hatte einen auffällig kleinen, nicht beschnittenen Penis. Auch die Frau hatte sich gut gehalten, hatte sommersprossige, wahrscheinlich silikongefüllte Brüste, ein Rosentattoo unter dem Nabel und leuchtend rotes Schamhaar im Irokesenlook.
»Was soll das, die Köpfe fehlen«, empörte sich Missy. »Ich musste mein Gesicht rausschicken.«
»Aber mit dem falschen Körper.«
»Darum geht es nicht!«
»Überleg doch mal«, sagte ich, »sie haben gerade ihr zweites Opfer umgebracht, da glaubst du doch nicht im Ernst, dass sie ihre Gesichter im Web veröffentlichen?«
Missy schob die Unterlippe vor. »Ich hasse diesen Fall.«
»Ich auch, und ich sitze erst einen Tag dran«, sagte Freddie. »Was nun?«
»Missy vereinbart ein Treffen«, erwiderte ich. »Wir kassieren die Mörder, und anschließend gönnen wir uns zur Feier des Tages ein paar Bierchen auf der Nomad’s Chant.«
26
»Du kannst mich hören?«, fragte Missy.
»Laut und deutlich«, erwiderte ich.
»Und siehst mich?«
»Alle Kameras sind in Betrieb, du kleine Geisha, du.« Ich warf einen Blick auf die drei schimmernden Monitore hinten im Lieferwagen, den wir auf dem Parkplatz vor einem noblen Wohngebiet östlich der Interstate 5 und südlich vom Zentrum La Jollas abgestellt hatten.
»Ich bin koreanisch-chinesischer Abstammung, Sarge, das solltest du wissen«,
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