Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
sprang er behände wie ein Junge über die Hecke. Ich ihm nach, versuchte dasselbe Kunststück, fiel aber ins Bodenlose. Die Hecke wuchs auf einer zwei Meter hohen Stützmauer neben einem Bürgersteig. Ich landete unsanft auf der Seite. Durch den Sturz war ich ganz benommen. Reifen quietschten. Autos hupten. Seeker schlängelte sich durch den Abendverkehr. Ich rappelte mich auf und gab über Funk durch: »Er hat den Komplex verlassen, flieht Richtung Südwesten.«
In der Ferne heulten Sirenen. Seeker hatte die andere Straßenseite erreicht und kämpfte sich eine mit Eiskraut bewachsene Böschung hoch. Wenn er es bis oben hin schaffte, würde er in dem Gewirr der Canyons untertauchen, die zum Ozean führten.
Ich rannte blindlings über die Straße. Ein grünes BMW-Coupé konnte gerade noch bremsen. »Bist du verrückt?« , schrie mir ein vietnamesischer Teenager mit einem roten Piratentuch nach. »Lebensmüde, oder was?«
Dann sah er meine Waffe und duckte sich. Ich hatte gerade die andere Straßenseite erreicht, als Seeker oben auf der Böschung angelangt war und im Gebüsch verschwand. Offenbar wollte er zum Hauptcanyon. Auf allen vieren kroch ich in südlicher Richtung den Hang hinauf. Zehn Meter, zwanzig, dreißig. Meine Lunge brannte wie Feuer.
An Wurzeln Halt suchend, schaffte ich es bis zur Mündung des Canyons und ließ mich in eine enge Rinne hinunter. Die Steilwand fiel etwa dreißig Meter in eine schmale Schlucht ab. Zweige knackten. Seekers dunkle Gestalt tauchte oberhalb von mir auf. Er befand sich etwa fünfzehn Meter links über mir. Langsam rutschte er tiefer.
Als klar war, dass er nicht mehr zurückkonnte, steckte ich meine Waffe weg und stürzte mich auf ihn. Ich rammte mit der Schulter seinen kräftigen Oberkörper, dass er aufstöhnte. Dann umklammerte ich ihn mit beiden Armen, wie Rikko es mir gezeigt hatte. Seeker fluchte und wehrte sich, während wir beide den Canyon hinunterpurzelten und durch ein Gestrüpp von Manzanita- und Chamisesträuchern brachen.
Er stieß mir den Ellenbogen in die Rippen, wir lösten uns voneinander und rollten Hals über Kopf den harten, knochentrockenen Abhang hinunter. Unten blieb ich einen Augenblick lang benommen liegen. Da sah ich Seekers schemenhafte Umrisse, er kniete und umschloss mit beiden Händen einen Felsbrocken von der Größe eines Footballs. Er drehte sich um, hob den Stein hoch über den Kopf und erstarrte mitten in der Bewegung.
Die Mündung meiner Neunmillimeter bohrte sich in seinen Schritt. »Eine Bewegung, Arschloch, eine winzige Bewegung, und dein kleiner Freund hier wird nie wieder auf die Suche gehen.«
27
Brett Tarentino hatte sich geirrt, Ungeheuer traten doch paarweise auf.
»Sie hielt es keinen Tag mehr aus, ohne zu lecken oder geleckt zu werden«, klagte Dick Silver am nächsten Morgen gegen neun. »So sieht’s aus. Die Frau ist eine verdammte Nymphomanin. Wenn sie wenigstens einen Monat durchgehalten hätte, einen lächerlichen Monat … «
»Ach, zum Teufel mit dir«, schoss Paula Silver zurück. »Wenn ich eine Nymphomanin bin, dann bist du ein geiler Bock. Du warst doch genauso scharf auf Ms Lover wie ich.«
Ihr Rechtsbeistand, ein zugeknöpfter Firmenanwalt namens Arthur Sheingold, wurde kreidebleich und legte ihnen seine zittrigen Hände auf die Schultern. »Ich möchte Ihnen beiden noch einmal raten, nicht auszusagen, bevor wir Ihnen nicht einen guten Strafverteidiger besorgt haben.«
Wir hatten Paula Silver und ihren Mann Dick, alias Seeker, fast die ganze Nacht in der Mangel gehabt, meistens einzeln. Aber beide hatten sich geweigert, ohne Anwalt zu reden. Wir ließen sie in einer Großraumzelle des County-Gefängnisses mit Betrunkenen, Cracksüchtigen und Huren schmoren, während wir Sheingold ausfindig machten. Es dauerte Stunden. Er traf frühmorgens ein, und nach einem Gespräch mit seinen Klienten teilte er uns mit, sie wollten reden. Gegen seinen Rat. Vorausgesetzt, wir behandelten sie milde.
Jetzt lehnte sich Dick Silver auf seinem Stuhl zurück.
Er reckte sein Anabolika-Kinn und sah seinen besorgten Anwalt wütend an. »Sie kapieren’s nicht, MrSchönschwafler? Dick Silver und Silver Enterprises sind ruiniert! Kein Börsengang, damit ist es aus, wenn das erst rauskommt. Zehn Jahre Arbeit umsonst, weil es Paula dauernd irgendwo juckt.«
»Und wegen Dick Silvers unersättlichem Schwanz!«, schrie sie.
Sheingold schien den Tränen nahe. »Bitte, Dick, Paula. Ich bitte Sie … «
Silver ignorierte seinen
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