Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
hinabfegten.
Wir brausten an dunklen Wohnwagensiedlungen und verstreut liegenden Häusern mit verwahrlosten Vorgärten vorbei. Hunde schlugen hinter Maschendrahtzäunen an. Ich ärgerte mich wahnsinnig, das Funkgerät verloren zu haben. Niemand wusste, wo ich war oder was ich tat. Das war nicht nur gefährlich, es war auch gegen jede Vorschrift. Aber Bigg Jas Leute hatten versucht, einen Deputy umzubringen. Er hatte einen Taipan auf meinen Schwager losgelassen. Und er hatte vor wenigen Minuten versucht, mir mit einer Uzi die Birne wegzupusten. Da konnte ich ihn nicht einfach davonbrausen lassen.
Bigg Ja lenkte den GTO auf eine breite Landstraße, die in südwestlicher Richtung auf Bonita zulief, einen dicht besiedelten Vorort von San Diego. Mir wurde ganz anders bei der Vorstellung, was ein Bewaffneter im Drogenvollrausch dort anrichten konnte. Ich schaltete in den dritten Gang zurück und gab Gas. Der Drehzahlmesser schnellte in den roten Bereich, aber der Abstand zwischen uns verringerte sich von Sekunde zu Sekunde. Erst als ich bis auf etwa hundert Meter herangekommen war, schaltete ich wieder in den vierten.
Links und rechts tauchten nun beleuchtete Fenster auf. Ein langsamer Lieferwagen vor uns ermöglichte es mir, die Lücke bis auf vierzig Meter zu schließen. Ich schaltete das Fernlicht ein und setzte ein Blaulicht aufs Dach.
Bigg Ja sah unruhig in den Rückspiegel. Er legte seine Uzi über die Schulter und ließ eine Salve los, die drei Löcher ins Dach meines Babys schlug. Ich riss das Steuer herum und verlangsamte das Tempo. »Jetzt hast du einen Fehler gemacht!«, rief ich.
Bigg Ja feuerte mit seiner Maschinenpistole über die Windschutzscheibe hinweg. Der Lieferwagen rutschte mit zerfetzten Reifen in die Leitplanke. Der Rapper hielt mit seinem GTO voll auf den Gegenverkehr zu und gab Gas. Ein silberner Jeep Cherokee machte einen Schlenker, um eine Frontalkollision zu vermeiden, und verschwand über die Böschung in der Dunkelheit.
Vor uns tauchte eine Kreuzung auf, die Ampel stand auf Rot. Bigg Ja raste ungerührt darüber hinweg, ich hinterher. Der Lieferwagen einer Klempnerfirma auf der ostwärts führenden Spur kam ins Schlingern, drehte sich um die eigene Achse und knallte gegen einen Lichtmast. Ein grüner Chevy Pick-up zog herüber, verfehlte Bigg Jas GTO nur knapp und trat dann unmittelbar vor mir auf die Bremse. Ich ging in die Eisen und klammerte mich ans Steuerrad. Meine Scheinwerfer strahlten direkt in die Fahrerkabine des Pick-ups. Drei aufgebretzelte Mädels rissen ihre Münder sperrangelweit auf, als mein linker Kotflügel den ihren rammte.
Ihr schrilles Kreischen mischte sich mit dem Geräusch von zermalmtem Fiberglas, und das grüne Monster drehte sich einmal um die eigene Achse. Ich kurbelte wie wild am Lenkrad und sah gerade noch, wie Bigg Jas GTO Richtung Freeway 94 abbog. Er war geradewegs auf dem Weg ins Zentrum von San Diego.
Als ich den Freeway erreichte, hustete es ungesund im Motorraum des Monsters. Der rechte Scheinwerfer war hinüber. Trotzdem drückte ich das Gaspedal bis zum Boden durch. Der Drehzahlmesser schwankte beim Heraufschalten hektisch hin und her. Bigg Ja wedelte wie ein lebensmüder Skifahrer mit über hundertfünfzig Sachen durch den Verkehr. Das Lenkrad der Corvette vibrierte wahnsinnig in meiner Hand.
Das Handy auf dem Beifahrersitz klingelte. Vor Schreck verlor ich beinahe die Kontrolle über den Wagen. Ich hatte es komplett vergessen. Nun betete ich, dass es Freddy war und ich ihr meine Position durchgeben konnte.
»Sarge!«, brüllte Missy.
»Missy, ruf die Einsatzleitung!«, rief ich zurück. »Ich fahre auf der 94er Richtung Westen ins Zentrum, ich verfolge Bigg Ja mit hohem Tempo. Rikko ist von einer Schlange gebissen worden. Ein Deputy ist angeschossen worden. Bigg Ja hat mit einer Uzi in der Gegend rumgeballert.«
»Wir haben hier auch einige Probleme!«, gab sie zurück. »Wight und Lera stehen am Zaun bei Foster. Sie haben drinnen einen Mann schreien hören.«
»Wann war das?«
»Gerade eben! Was sollen wir tun? Wir sind außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs.«
»Zum Teufel mit dem Zuständigkeitsbereich! Da drin treibt’s vielleicht gerade einer mit einer Klapperschlange. Geht rein! Schnappt ihn! Und die Blonde gleich mit!«
Ich knallte in ein Schlagloch. Das Auto kam ins Schlingern. Ich warf das Handy hin, fasste mit beiden Händen ins Steuerrad und ging vom Gas, bis ich den Wagen wieder unter Kontrolle hatte. Die vier
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