Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
Fahrspuren verengten sich auf zwei. Als wir uns dem Zentrum näherten, ging Bigg Ja auf 140 herunter und versuchte, auf die Ringstraße zu entkommen, die Richtung Norden zur Interstate 5 führt.
»Macht schon, macht schon, zeigt euch!«, stieß ich hervor. Ich wünschte sehnlichst die Blinklichter einer Straßenblockade am Ende der Auffahrt zur Schnellstraße zu sehen. Aber die Streifenwagen waren Missys Aufforderung noch nicht nachgekommen. Ich warf einen Blick auf das Handy, das auf dem Boden vor dem Beifahrersitz gelandet war, und fluchte. Bei diesem Tempo ließ ich es lieber bleiben, danach zu greifen.
Plötzlich kam Scheinwerferlicht von oben, das suchend hin und her fuhr. Es fegte über den GTO und die Corvette hinweg. Bigg Ja wechselte von der äußersten linken auf die äußerste rechte Fahrspur und hielt auf eine im Bogen verlaufende Ausfahrt zu, die sich auf Stelzen zwanzig Stockwerke hoch erhob – der Anfang der Schnellstraße, die westwärts zum Pazifik läuft.
»Jetzt wird’s langsam eng für dich, Junge«, murmelte ich wild entschlossen. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wir kriegen dich.«
Bigg Ja ging nicht vom Gas, als er in die kurvige Auffahrt einbog. Der GTO schlitterte an der Betonwand entlang wie ein Bob im Eiskanal. Funken sprühten. Sein rechter Außenspiegel flog mir entgegen. Von seinen Reifen stieg Qualm auf. Schließlich schaffte er es, von der Wand loszukommen. Auf dem abschüssigen Stück Richtung Ozean drehte er erneut auf.
Salzgeruch wehte zum Fenster herein. Schwaden von Küstennebel zogen über die feuchte Straße. Der Scheinwerfer war wieder da, begleitet vom pulsierenden Brummen eines Hubschraubers und der dröhnenden Stimme aus einem Lautsprecher: »Die Fahrer des Pontiac GTO und der grünen Corvette, hier spricht die Polizei von San Diego. Halten Sie an, stellen Sie den Motor ab, und legen Sie die Hände aufs Steuerrad!«
Die Schnellstraße endete an einer roten Ampel. Bigg Ja ließ sich davon nicht aufhalten und bog nach links auf den Sunset Cliff’s Boulevard, der Richtung Süden nach Ocean Beach, einem superschicken Stadtviertel, führt.
Bevor sie die Häuser erreicht, führt die Schnellstraße an Robb Field vorbei, einem Freizeitpark mit Baseballfeldern und Tennisplätzen. Im Licht des Scheinwerferkegels lenkte Bigg Ja den GTO über eine Rollstuhlfahrerrampe auf den Bürgersteig. Er hatte dabei immer noch fünfundsiebzig Sachen drauf. Der Sportwagen flog zwanzig Meter durch die Luft und wühlte dann im Zickzackkurs den Rasen auf. Er schlitterte seitlich knapp an einem Baum vorbei und hielt wieder auf die Fahrbahn zu. Plötzlich kam er zwischen zwei parkenden Autos wieder vor mir auf die Straße geschossen.
Bigg Jas Dreadlocks wiegten sich im Rhythmus seiner dröhnenden Musik. Für ihn war das alles nur ein Spaß im Drogenrausch, nicht mehr als ein Computerspiel auf seiner Ein-Mann-Gangsterparty.
Der Möchtegern-Hip-Hopper lenkte den GTO auf den West Point Loma Boulevard, eine enge, dicht mit Autos zugeparkte Straße, gesäumt von weißen Bungalows und Palmen. Als er links in die Abbott Street bog und auf das Einkaufszentrum von Ocean Beach zusteuerte, war der Hubschrauber wieder da und leuchtete Bigg Jas offenen Wagen mit gleißendem Licht aus.
Er hob seine Uzi, zielte nach dem Suchscheinwerfer, schüttelte seine Dreadlocks und drückte singend ab. Bumm! Der Suchscheinwerfer erlosch, und der Hubschrauber drehte mit stotterndem Motor ab. Bigg Ja reckte die Uzi à la Saddam Hussein in die Luft und feuerte eine Freudensalve ab. Im Süden tauchten die Lichter des Ocean Beach Pier auf, des längsten an der ganzen Westküste. Links und rechts auf dem Bürgersteig und am Strand gingen Abendspaziergänger in Deckung.
Die Jagd ging weiter Richtung Newport Street, der Hauptstraße von Ocean Beach, einer Ansammlung von Bars, Restaurants, Surfershops und Läden, die jegliche Art von Zubehör zum Drogenkonsum feilboten. An der Einmündung zur Newport Street befindet sich ein Parkplatz, direkt unterhalb des Piers. Seit ein paar Jahren ist dort ein Polizeiwagen postiert, der die Dealer abschrecken soll. Ich hoffte inständig, dass er auch jetzt auf dem Posten war.
Es war fast Mitternacht, aber in der Newport Street waren sicherlich immer noch viele Wochenendurlauber, und ich wollte unbedingt verhindern, dass Bigg Ja da durchbrauste. Daher hielt ich meine Pistole aus dem Seitenfenster und versuchte, mit der linken Hand zu zielen. Aber es waren zu viele Leute
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